Genfersee Regatta 2010 – die Seerunde, die keine Runde war
Die 38ste Ausgabe der DEFI HYPOSWISS Tour du Léman à l´Aviron am 25./26. September fand einmal mehr unter erschwerten Bedingungen statt. Trotz der schlechten Wetterprognose stellte sich eine Rekordzahl von 27 Booten mit Ruderern aus 8 Ländern der Herausforderung, den größten Sees der Alpenregion einmal im Uhrzeigersinn entlang der Küste zu umrunden. Stärkere Winde aus nordwestlicher Richtung in der zweiten Tageshälfte zwangen den Veranstalter jedoch zu einer Modifikation der Streckenführung, um die Sicherheit von Mensch und Material zu gewährleisten. So wurden die Ruderer nach Absolvierung von etwas mehr als der Hälfte der Strecke in Montreux auf dem selben Wege entlang der Nordküste zurück geschickt. An dieser Stelle hatten schon 3 der insgesamt 27 Boote die Segel streichen müssen. Bis zum Ziel sollten noch 7 weitere folgen, so dass letztendlich lediglich 17 Boote nach 161 zumeist ruderisch sehr anspruchsvollen Kilometern in unruhigem Wasser die Ziellinie überquerten.
Nach dem Start auf Höhe der veranstaltenden Société Nautique de Genève um 9 Uhr morgens zog sich das Feld rasch auseinander. An der Spitze kristallisierte sich auf den ersten 25 Kilometern ein Dreikampf zwischen den Seriensiegern der letzten Jahre, einer Renngemeinschaft (Rgm.) aus Mainz, Stuttgart, Ulm und Hamm, einer Rgm. aus Portugal, England und der Schweiz sowie einem französisch-schweizerischen Team heraus. Zweitere waren allerdings auch das erste Team, das sich den erschwerten Bedingungen beugen musste - vollgeschlagen. Die Favoriten mit Markus Neumann, Simon Schiml (beide Mainzer RV), Jochen Domscheit (Stuttgart-Cannstatter RC), Olaf Behrend (Ulmer RC Donau) und Henning Osthoff (RC Hamm) konnten sich in der Folge progressiv absetzen und lagen zur Halbzeit bereits deutlich vor dem dem Boot aus Argentuil/Anger/Genf, dem mit kleinerem Abstand die Tour-Legenden des Ludwigshafener RV folgte. Das Vereinsteam des Kölner Club für Wassersport und das verhalten gestartete, zunehmend schnellere Mixed-Team aus Karlsruhe/Bonn/Hamm/Cork (Irland) kämpfte in diesem Rennabschnitt erbittert um den vierten Platz. Letztere gewannen nicht nur diesen Kampf, sondern brachten mit zunehmendem Rennverlauf auch die zwei davor liegenden Teams in Bedrängnis. Von einer falschen Anweisung der Wettkampfrichter profitierend, wurden die Ludwigshafener in der Bucht von Morges auf zwangsweise „optimierter“ Fahrlinie passiert. Die sichtlich abbauende französisch-schweizerische Rgm. mit 2 Küstenruder-Weltmeistern von 2007 an Bord, wurden hingegen im weiteren Rennverlauf ca. 2 Stunden vor dem Ziel förmlich überrollt.
Die Führenden konnten diese Geschehnisse entspannt und ungefährdet aus sicherer Distanz beobachten. Sie fuhren routiniert den Sieg in 13:10h nach Hause, den vierten in Folge in leicht wechselnden Besetzungen. Christina Ergang (Bonner RG), Sybille Roller, Matthias Auer (beide Karlsruher RV Wiking), Christian Maus (RC Hamm) und Dave Heffernan (Shandon BC/Cork) sicherten sich in 13:17h den zweiten Platz und die Mixed Trophy, wiederum ca. 7 Minuten vor der Männer-Crew aus Argentuil/Anger/Genf. Der Ludwigshafener RV, aufgrund Wassereinbruchs schon stark gehandicapt, verlor im schweren Wasser des letzten Rennabschnitts nicht nur den Kampf gegen den Kölner CfW (13:34h) um den 4. Platz und den inoffiziellen Titel „bestes Vereinsteam“, sondern auch den Kampf gegen Wind und Wellen: die Legende sank 3 km vor dem Ziel. Somit war der Weg in der Masters-Wertung (Durchschnittsalter mindestens 40 Jahren) frei für die lokale Renngemeinschaft aus Genf, Excenevex und Arbon auf Gesamt-Platz 5 in 13:52h. Als schnellstes Frauenteam, und damit Gewinner der Ladies Trophy, kam eine Rgm. der Vereine SN Geneve/Barnes Bridge Ladies BC/Bewl Bridge als Gesamt-Elfter ins Ziel (15:46h), während für das letzte Boot, das den See erfolgreich bezwang, der Rudertag erst Sonntag früh um 3:32 Uhr nach 18 ½ Stunden im Boot beendet war.
Bei gutem Wetter ging am späten Vormittag des Sonntags die Ehrung aller Teams, die sich der Herausforderung gestellt hatten, und die Auszeichnung der Klassensieger über die Bühne. Als Besonderheit wurde dieses Jahr noch der „Special Prize“, ein vom Hauptsponsor der Hyposwiss Private Bank ausgelobter Gig-Vierer der Ruderwerkstatt Kahl inklusive Rudersatz an das Team mit den besten Leistungen der vergangenen 4 Jahren übergeben. An den 4 von 5 möglichen Siegen in den Rennen von 2006 bis 2010 waren für die über die Jahre leicht variierenden Rgm die folgende Ruderer beteiligt: Olaf Behrend, Jochen Domscheit und Markus Neumann (4 Siege), Matthias Auer (3), Christian Klandt (Bonner RV, 2), Sebastian Frohn (Stuttgart-Cannstatter RC), Henning Osthoff und Simon Schiml (jeweils 1). Declan McAdams als Vorsitzender der Bank und Ueli Bodenmann (1988 Olympiazweiter im 2x) der Firma doppel2er gmbh übergaben den stolzen Neubesitzern diesen wahrlich speziellen Preis. Mit einem festlichen Abschluss-Bankett ging auch dieses Mal die „Königin der Langstreckenregatten“ zu Ende.