2. Etappe der flyeralarm RBL im Herzen des Münsterlands
Einige Überraschungen sorgen für Stimmung in der gut besuchten„Aasee-Arena“
Volle Achter-Action im Naherholungsgebiet Aasee. Während der berühmte Deutschlandachter als Nationalmannschaft unsere schwarz-rot-goldenen Farben auf dem Luzerner „Göttersee“-Weltcup in der Schweiz vertrat, sorgten die knapp 50 besten Clubachter Deutschlands im Herzen des Münsterlands für reichlich Furore. Bei der attraktiv gelegenen 2. Etappe der größten Rennachterserie Deutschlands wurde vor allem das Mittelfeld der Tabelle ordentlich durcheinander gewirbelt.
Kleine Sensation in der 1. Bundesliga der Herren. Münster schlägt tatsächlich Krefeld
Mit den heimischen Fans im Rücken qualifizierte sich der Münster-Achter Runde für Runde immer weiter Richtung A-Finale und traf dort auf den erfolgsverwöhnten Abonnement-Sieger vom Niederrhein, den Crefelder RC. Und mit der heimischen „Fan-Wand“ im Rücken setzte der Münster-Achter derart viele neue Kräfte frei, dass sie dem amtierenden Deutschen Meister vom Niederrhein enteilen konnten. Und plötzlich wuchs der Crew um den charismatischen Schlagmann Stephan Mlecko Flügel und unter dem Kreischen des Münsteraner Fanblocks ruderte sich der RVM-Achter in einen wahren Rausch. Krefeld flog zwar noch einmal in üblicher Manier heran, aber am Ende war Münster im eigenen „Wohnzimmer“ Aasee 3/100 Sekunden schneller und holte sich den Tagessieg beim „Großen Preis von Münster“. Die Heimmannschaft übernahm damit nicht nur die Tabellenführung, sondern auch das Gelbe Trikot. Denn wenn zwei Teams wie Krefeld und Hamburg punkt- und platzgleich sind, übernimmt immer der aktuelle Tagessieger die Führung.
„Heute war ein echt toller Tag für uns. Wir wussten, dass wir startschnell sind und haben im Finale alles auf eine Karte gesetzt. Als wir dann noch gemerkt haben, was für eine Stimmung an der „Aasee-Arena“ herrschte und die ganze Menge für uns als Heimteam gejubelt hat, sind uns wohl noch mal Flügel gewachsen und wir haben die entscheidenden 3/100 Sekunden bis ins Ziel gehalten. So kann es dann in der Saison gerne weitergehen“, war der Münsteraner Teamcapitän Franz-Winulf Baade hinterher überglücklich im Interview.
Das Krefelder Urgestein Lars Hennig der für emotionale Statements bekannt ist, sagte nach dem A-Finale: „ Tolle Leistung vom RV Münster. Kompliment wie die RVM-Athleten am Start rausgegangen sind und grandios, was die Jungs zuhause vor eigenem Publikum abrufen. Sehr gut insgesamt und spannend für die Entwicklung in der Liga. Und wir freuen uns natürlich über gute produktive Konkurrenz, auch wenn es natürlich ein wenig ärgerlich ist, dass wir heute die Tabellenführung und das Gelbe Trikot verloren haben. Aber alle die uns kennen wissen, dass der Crefelder Ruderclub niemals aufgibt und wir zurückkommen werden. So viel ist sicher!“.
Auch hinter den beiden A-Finalisten tat sich einiges. Das Sprintteam Mülheim stellte erneut unter Beweis, dass die Ruhrruderer zu einer echten Topcrew gereift sind und kämpften sich gegen den Aufsteiger aus München im kleinen Finale aufs Treppchen. Der bärenstarke Emscher Hammer mit Weltrekordler Paul Dienstbach und Achterweltmeister Thorsten Engelmann an Bord sicherte sich den 5. Platz gegen den Werksachter RTHC Bayer Leverkusen namens „Stephan Volkert“. Der Doppelolympiasieger hat den Leverkusenachter von Erfolgscoach Ralf Müller in den Zwischenläufen noch verstärkt. Die Frankfurter haben trotz eines siebten Ranges ihren 5. Platz in der Tabelle gefestigt. Der Achter von Trainer Joe Karg hat mit dem wilden Ivan Saric eine weitere Verstärkung im Boot, so dass auch mit den Hessen in Zukunft zu rechnen sein wird. Richtig knackig geht es derzeit auf den Plätzen 9 und 10 zu. Dort stehen die direkten Tabellen- und Bootshausnachbarn von der Hamburger Außenalster, der Hamburger und Germania RC sowie der RC Favorite Hammonia Hamburg direkt nebeneinander. Das Derby zwischen den beiden Hamburger Prestigevereinen wurde indes zweimal vom Aufsteiger RC Favorite gewonnen. Der Fehdehandschuh im Kampf um die Nr. 1 in Hamburg ist damit hingeworfen und Experten rechnen mit einem gewaltigen Rückschlag des „Clubs“ von 1836 bei der nächsten RBL-Regatta in Hannover am 6. August. Eng wird es im Abstiegskampf. Dort müssen sich die Bodensee-Oberschwaben, das Max Müller Team aus Bremen und der DRC Hannover derzeit vorsehen, dass sie sich nicht da unten festsetzen.
Die Ostklubs dominieren die 2. Bundesliga und drängen ins Oberhaus
In der 2. Bundesliga setzt sich die Qualität weiterhin durch. Der Hauptstadtachter.de vom Berliner RC bekräftigte seinen erstklassigen Anspruch nach dem zweiten Platz von Frankfurt mit einem überragenden Sieg auf dem Aasee vor den Lokalrivalen aus Rüdersdorf. Der „Dorf-Achter“ sieht sich aber in seinem Projekt bestätigt. Das „Familien-Unternehmen“ mit Vater Burkhard und Schlagmann Sohn Benjamin Kawalle ist nicht nur ein Team, dass für moderne Vereinskultur steht, sondern auch leistungssportlich augenscheinlich erfolgreich ist.
„Wie man sieht muss man nicht aus einer großen Stadt kommen, um sportliche Erfolg zu haben. Eine gewisse Begeisterungsfähigkeit für die eigene Sportart und ein toller Kader können da vieles kompensieren. Und auch wenn wir nicht alle unsere Maßnahmen nicht verraten, kann ich doch sagen, dass wir mit unserem „Dorf-Verein“ große Ziele haben“, so Vater Burkhard Kawalle im Interview nach den Rennen. Sohn Benjamin glänzt derzeit neubesetzt auf der Schlagmannposition. Der in Frankfurt ebenso überraschende wie überragende Pirna-Achter musste sich indes „nur“ mit dem Bronzerang zufrieden geben.
Georg Heidenreich dazu im Interview: „Jetzt haben alle gesehen, dass wir in Pirna keine Eintagsfliege sind. Wir nehmen als Newcomer das A-Wort wie „Aufstieg“ zwar nicht in den Mund, aber wir rudern diese Saison für unseren Initiator Uwe Bartsch, der völlig überraschend im Frühjahr verstorben ist. Vielleicht gibt uns das die Kraft, um in der Spitzengruppe mitzufahren. Wir wollen immer Bestleistung als echtes Team aus Pirna abliefern und schauen dann einfach mal, was am Ende übrigbleibt. Wenn höhere Aufgaben drohen, sagen wir sicherlich nicht nein, aber das Niveau ist schon in der 2. Liga so hoch, dass wir uns da auf keinen Fall nach den Anfangserfolgen aus dem Fenster lehnen möchten“.
Die drei Ostklubs auf den Aufstiegsrängen werden derzeit gejagt vom RV Weser Hameln, vom WILO-Achter des RC Hansa Dortmund und vom Rhein-Ruhr-Achter aus Duisburg. Lübeck als potenzieller Aufsteigskandidat und einziger RBL-Achter in Schleswig-Holstein ist punktgleich vor den Dresdener Fledermäusen auf Rang 7. Der Werksachter vom JLSPORT.DE Team aus Esslingen und Rheinfelden folgt vor Düsseldorf, bevor Creditreform Kassel, der RC Witten und die RG Wiking Berlin die Abstiegsplätze bekleiden.
In der 1. Bundesliga der Frauen übernimmt der Crefelder RC das „Gelbe Trikot“
Das ausgegebene Ziel von Meistercoach Christoph Lüke mit einem Doppelschlag der Männer und der Frauen des Crefelder RC wurde zwar nicht direkt eins zu eins umgesetzt, aber der Frauenachter vom CRC schaffte die feindliche Übernahme des „Gelben Trikots“ der Hamburger Erzrivalinnen von der RG Hansa, während die Männer ihres verloren. Ein CRC-Team gewinnt halt immer. Bei technisch anspruchsvollen Schiebewind fing unter anderem auch der prominente Alsterachter einen kapitalen Krebs, der das ambitionierte Liga-Championboot völlig zum Stillstand brachte und somit den Einzug in die Top 4 verhinderte. Damit ist das Meisterrennen der Saison wieder völlig offen und spannend geworden. Wenn Hamburg jetzt alle 3 folgenden Rennen gewinnen würde, wären die „Hamburger Deerns“ am Ende dann aber doch wieder vorne. Ein reines Rechen-Exempel. Vorerst geht das Gelbe Trikot jedoch wieder in die Seidenstadt an den Elfrather See.
„So wollten wir eigentlich nicht an die Tabellenspitze, aber wir glauben daran, dass wir heute durchaus das Zeug hatten, Hamburg auch im sportlichen Direktvergleich zu schlagen. Schließlich waren wir im Zeitvergleich immer nur wenige Hundertstel auseinander. Wir hoffen dann auf ein erneutes sportliches Duell in Hannover und freuen uns, dass so viele neue Crews in der 1. Bundesliga eingeschlagen haben wie Heidelberg, Bonn und Offenbach. Die Qualität nimmt richtig stark zu, das tut uns allen gut“, so die Krefelder Schlagfrau Melanie Staelberg die sich heute wieder mit Steuerfrau Tjarde Melka in den Armen lag nach dem Sieg über Heidelberg im A-Finale.
Damit haben sich die Newcomer vom Neckar aus Heidelberg auf den 2. Tabellenplatz vorgeschoben. Auch die Rheinperlen der Bonner RG und das Team des Offlimts-Achter drücken überraschend stark in die Top 5. Der Melitta-Achter Minden verdrängt sogar den etablierten Wannsse-Express Berlin auf Rang 7. Und die Hauptstadt Berlin war die Mannschaft die in der gesamten Saison 2010 immer auf dem begehrten Siegerpodest weilte.
Das sportliche Niveau steigt also auch bei den Damen exponentiell an. Was letztendlich erfreulich ist und den Zuschauern zahlreiche spannende Rennen mit Videoauswertung bescherte. Auf den Rängen folgten Osnabrück (8.) und die ewigen Derby-Rivalinnen aus Rauxel und Essen auf den Plätzen 9 und 10. Essen ist dabei punktgleich mit Düsseldorf. Es folgen die Newcomer des Bremen erleben!-Achters, des Kaffeemacher Achters Dresden und der DRC Hannover. Im Abstiegstrubel in eine eventuelle neue 2. Bundesliga befänden sich der Hansa Sprinter Hamburg, Heartlight Marburg, RuhrImPuls Duisburg und das derzeit mit der Roten Laterne versehende Boot des RC Hansa Dortmund.