31. Juli 2012 | Jugend | von Susi Glowik & Svenja Grauert

Olympisches Jugendlager: Kaum da und schon mittendrin

... im englischen Leben! Von Sonnenstrahlen geweckt, mussten wir nur der Nase nach laufen und dem Geruch von gebratenem Speck und Eiern zu folgen. In der Rutherford Dining Hall wurde britisches Frühstück serviert.

Gut gestärkt ging es dann zu Fuß nach Canterbury in die Altstadt, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Wir stellten fest, dass auch hier alles auf Olympia eingestellt war. Und wir lernten die nächste britische Eigenart kennen: das Wetter! Eben noch sonnig und sommerlich, durften wir feststellen, dass plötzliche Wetterwechsel durchaus normal sind. Ein Wolkenbruch zwang uns, uns mit 50 Leuten unter einen winzigen Unterstand zu quetschen.

Zurück auf dem Campus der Uni, wo wir hervorragend untergebracht sind, stand das Mittagessen an. Danach machten wir uns startklar für den Weg zu unserem ersten Olympiaauftritt ins legendäre Wembley Stadion. Die ganze Gruppe, in leuchtendes Türkis gekleidet, war im Getümmel der Underground gut zu erkennen und so erreichten wir nach ½ stündiger U-Bahn-Fahrt vollzählig das Stadion. Von dem im Vorwege verbreiteten Meldungen, es sei mit massiven Zeitverzögerungen in allen Bereichen zu rechnen, haben wir nichts gespürt: die Underground war pünktlich, der Weg zum Stadion normal gefüllt und die Sicherheitskontrollen zügig und unkompliziert!

Wir hatten Karten in verschiedenen Bereichen und so nahmen wir grüppchenweise auf unseren wirklich guten Plätzen Platz. Einmal in diesem Stadion fast an der Eckfahne oder direkt unterhalb von Prinz William und David Beckham zu sitzen, wer kann das - außer uns - von sich behaupten!

Mit unserem Ticket kamen wir in den Genuss, zwei Spiele zu sehen. Zunächst stand Senegal gegen Uruguay auf dem Programm. Kaum Platz genommen, riss es uns auch schon wieder von den Sitzen, um das 1:0 der Senegalesen zu bejubeln. Die Sympathien der Zuschauer lagen eindeutig auf Seiten der Afrikaner, die zwar mit überzeugenden Dribblings und guter Spielübersicht glänzten, sich jedoch durch "italienische Showeinlagen" schon in der ersten Halbzeit eine rote Karte einhandelten. Durch die Unterzahl ließen sie sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen und gewannen schließlich verdient 2:0.

Sowohl in der Halbzeit als auch in der Pause zwischen beiden Spielen lernten wir die nächste britische Eigenart kennen. Etwa ein Dutzend Greenkeeper bereinigten mit kleinen Forken akribisch die Unebenheiten des heiligen Rasens.

Am frühen Abend folgte das Highlight des Spieltages: Die Begegnung von Großbritannien gegen die Vereinigten Arabischen Emirate. Amüsant zu verfolgen war das Warming up des Schirigespanns und das synchrone ballettartige Aufwärmprogramm der Torhüter der VAE.

Dann war es so weit, die Mannschaften liefen ein. Welch ein Moment als sich das ganze Stadion erhob und "God save the Queen" anstimmte. Früh gab es einen weiteren Gänsehautmoment, als die Briten 1:0 in Führung gingen. Wer jedoch dachte, dass das Spiel eine einseitige Angelegenheit werden würde, wurde eines Besseren belehrt. Die Araber waren gegen eine scheinbare britische Übermacht gut aufgestellt. Gleich nach der Halbzeitpause fiel der Ausgleich und das Spiel blieb bis zur 70.Minute hochspannend. Dann folgten innerhalb von 3 Minuten zwei weitere britische Tore und "der Drops war gelutscht."

Beeindruckend war dann, mit welcher Ruhe und Gelassenheit sich die 80.000 Besucher zurück zur Bahn bewegten. Vor allem die Securitykräfte und die Bobbys zu Fuß und hoch zu Ross ließen uns die britische Freundlichkeit spüren. Sie wünschten jedem einzelnen der verbeiströmenden Masse einen guten Heimweg, suchten den persönlichen Kontakt und klatschten vorbeiziehende Fans ab. Für diesen ursprünglich ca. 10minütigen Fußweg benötigten wir eine gute Stunde und waren erleichtert, dass unsere gesamte Gruppe unfallfrei und ohne Verluste in Canary Wharf ankam. Das zeugt von Disziplin und Zuverlässigkeit. Völlig erschöpft fielen wir nachts um 1:30 Uhr in Canterbury in unsere Betten. Ein langer erster Olympiatag ging zu Ende.