Ruderer protestieren gegen Reform der Wasserstraßenverwaltung
Das traditionelle Abrudern des Landesruderverbandes Berlin (LRV) ist an sich eine unpolitische Veranstaltung. Doch in diesem Jahr dürfte das anders sein. Denn die Ruderer planen, ihr traditionelles Saisonende am kommenden Samstag mit Protest gegen die geplante Neuordnung der Bundeswasserstraßenverwaltung zu verbinden. Sie wollen mehrere Transparente entrollen; dazu sollen Reden die erwarteten 700 Teilnehmer über mögliche Folgen aufklären. Der LRV veranstaltet die Protestaktion gemeinsam mit dem Bezirkssportbund Treptow-Köpenick.
Die Ruderer befürchten, dass der Bund sich aus dem Erhalt vieler Wasserstraßen zurückzieht. Die Folge wären zukünftig nicht mehr nutzbare Schleusen, marode Steganlagen sowie Privatisierung und Gebührenzwang für die Nutzer. Die Pläne aus dem Haus von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sehen vor, die Wasserstraßen in Nutzungskategorien zu unterteilen. Für die Zuordnung soll die Nutzung durch die kommerzielle Schifffahrt entscheidend sein. Das würde für viele schwach befahrene Kanäle und Flüsse in der Region Berlin-Brandenburg das Aus bedeuten. Denn der Bund will sich aus Kostengründen nur noch um die "Rennstrecken" des Güterverkehrs kümmern, wie etwa Rhein, Main oder den Mittellandkanal. "Praktisch bedeutet das, dass der Bund die Nutzung des öffentlichen Raumes Wasser einschränkt. Daher fordere ich alle Mitstreiter auf, die Petition des Bezirkssportbundes Treptow-Köpenick gegen die Reform zu unterschreiben.", erklären Ulf Baier, Ressortleiter Presse- Öffentlichkeitsarbeit und Gabriela Brahm, stellvertretende LRV-Vorsitzende für Breitensport und Wanderrudern.
Die Ruderer befürchten negative Konsequenzen für die Vereine. "Aktuell können Wanderruderer unproblematisch zu Mehrtagestouren in der Region aufbrechen. Denn die Schleusen und Stege in der Region sind dank der Mitarbeiter der Wasserstraßenverwaltung gut gewartet. Doch wie lange noch?", fragt Ulf Baier, Pressesprecher des LRV. Denn ohne Schleusen und Anlegemöglichkeiten geht auf dem Wasser nichts. "Man stelle sich das mal vor: Wanderer könnten ihre Wege am Berg nicht mehr benutzen, weil die Brücken wegen schlechter Wartung kaputt sind. Genau das wäre im übertragenen Sinn die Folge für uns Wasserwanderer."
Von einer Privatisierung hält er ebenfalls nichts. Denn er befürchtet Benutzungsgebühren für die Ruderer, sollte es so weit kommen. "Unsere Vereine mit ihren über 9000 Mitgliedern müssen mittlerweile jeden Cent doppelt umdrehen. Das wäre das absolut falsche Signal, zumal die öffentliche Sportförderung ohnehin immer weniger wird", sagt Baier. Und: "Wenn die Politik immer wieder will, dass die Leute Sport machen, um gesund zu bleiben, dann muss sie die Voraussetzungen dafür erhalten." Baier fordert die Bundesregierung auf, ihre Pläne zurückzuziehen. "Wir Ruderer sind nicht grundsätzlich gegen eine Reform. Aber die Wasserstraßen als öffentlicher Raum müssen weiterhin den 7 Millionen Wassersportlern in Deutschland uneingeschränkt zur Verfügung stehen!"
Das 20. Abrudern des LRV beginnt am Samstag, den 27. Oktober um 13 Uhr beim Bootshaus des ESV Schmöckwitz, Imkerweg 22, in Berlin.