Sieg für Cambridge in einem hochdramatischen Boat Race
Cambridge hat das dramatischste Boat Race der letzten Jahrzehnte gewonnen. Nach einem starken Start von Oxford, das sich mit Hanno Wienhausen auf den ersten Metern von den Kontrahenten auf Höhe von Middlesex Station leicht absetzen konnte, kam Cambridge immer besser ins Rennen. Der Kampf um die Führung in einem der härtesten Rennen der letzten Jahre wechselte ständig zwischen den beiden Kontrahenten. Cambridge kompakter und stärker bei der Hammersmith Bridge, Oxford höher schlagend technisch sauberer auf den folgenden Metern. Immer wieder wechselte die Führung, keiner der beiden Crews konnte sich entscheidend absetzen. Dann der Schock für die Fernsehzuschauer, vor allem aber für die Schiedsrichter. Sir Matthew Pinsent erspähte den Störenfried als Erster, Schiedsrichter Garret dachte erst an Unrat, wie er im Interview mit der BBC später zugab.
Der mittlerweile durch die Online Community identifizierte Anarchist Trenton Oldfield, der momentan in Haft sitzt, schwamm im Neoprenanzug bei Streckenhälfte direkt in die sich duellierenden Boote. Er trieb vor dem Oxford-Achter, konnte den entgegenkommenden Ruderblättern durch Abtauchen entkommen und eine Verletzung vermeiden. Doch das Rennen war da schon unterbrochen. Mittlerweile ist ein längeres Statement online, wo Oldfield sich mit dem Titel "Elitism leads to tyranny"
http://elitismleadstotyranny.squarespace.com/ äußert. Eine geplante Guerilla-Taktik, um auf seine Überzeugungen hinzuweisen.
Das Rennen war gestoppt, das 158. Boat Race ungewollt zu einer Plattform für eine politische Botschaft gemacht. Oldfield, der als freier Herausgeber arbeitet und die angesehen London School of Economics absolvierte, nutzte die größte Bühne des Rudersports.
Doch die Ruderer ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Schiedsrichter John Garret und sein Assistent Sir Matthew Pinsent, der ihm in dieser schwierigen Situation beistand, entschieden für einen Restart. Die Verzögerung betrug letztlich 31 Minuten, die Anspannung für die Ruderer natürlich extrem.
Danach beide Crews wieder gleichauf, ein Duell auf Augenhöhe, das Oxford angepeitscht durch die Emotionen mit einem starken Start anführt. Steuerfrau Zoe de Toledo fuhr Kampflinie und hatte ihre Ruhe verloren. Sie wollte die Entscheidung, steuerte leicht in das Boot der Kontrahenten. Die zogen kräftig durch, waren offensichtlich auf diese Auseinandersetzung vorbereitet. Dass die Ruderer ineinander schlagen, gehört zum Boat Race, jedes Jahr kommt dies vor. Dabei spielt natürlich auch das Material eine entscheidende Rolle.
Die "Ultra light" Riemen von Oxford brachten heute die Entscheidung. Denn in der Auseinandersetzung, die Schiedsrichter John Garret mit einer klaren Verwarnung an Oxford ahndete, brach das Blatt von Dr. Hanno Wienhausen ab. Was für eine Dramatik, die das Rennen nun zum zweiten Mal zu einem schicksalshaften Ereignis machte. Oxford nur noch mit sieben Ruderer, entscheidend geschwächt, konnte nicht mehr mithalten. Cambridge ruderte in langen, wuchtigen Schlägen nun auf und davon. Wienhausen ohne Ruderblatt, ruderte halbwegs mit, wurde durch den Materialschaden zu einem Passagier im eigenen Boot degradiert. Was muss das für eine Enttäuschung sein, wenn durch den schicksalshaften Bruch des Riemens man knapp 2 Kilometer ohne Möglichkeit des Vortriebs im Achter mitschwingen muss. Das nach 7 Monaten Vorbereitung.
Dass der Bugmann von Oxford Alex Woods, Präsident der Crew aus Australien, nach dem Rennen kollabierte und noch auf dem Wasser "gerettet" werden musste, machte das Rennen endgültig zu einer historischen Schlacht der beiden Elite-.Universitäten. Nach einer medikamentösen Behandlung geht es ihm wieder besser, doch er wird immer noch beobachtet.Dass die Siegerehrung von Cambridge nachher ausfiel, ist natürlich nach diesen dramatischen Vorkommnissen klar.
Alle Ingredienzen einer historischen Schlacht wurden heute geliefert, der Nimbus Boat Race lebt und erlebt ein ungeahntes Medienecho weltweit. Aus dieser Schmach wird Oxford große Motivation für die nächsten Rennen ziehen, Cambridge freut sich heute noch über einen verdienten Sieg. Die Fachleute werden einmal mehr daran erinnert, das Rudern eine Sportart ist, die oftmals auch vom Material entschieden wird. Gerade in den Kleinigkeiten liegt der Schlüssel zum Erfolg, wie man heute wieder sehen konnte.