04. Jan. 2012 | Nationalmannschaft | von Lena Reil

"Unternehmen profitieren von Leistungssportlern" - Was macht Eckhard Schultz?

In unserer Serie „Was macht eigentlich ...“ stellen wir Ruderer vor, die vor einiger Zeit im Deutschlandachter erfolgreich waren, und zeigen, wie sich ihr Leben nach dem Leistungssport verändert hat.

„Niemand stellt dich ein, nur weil du Olympiasieger bist!“, weiß Eckhard Schultz. Zwar mache ein solcher Hinweis in der Bewerbung neugierig, im Job aber müsse man mit Leistung überzeugen. Das hat der Achter-Olympiasieger von 1988 geschafft: Er arbeitete bei einer Bank und in der Beratungs- und Immobilienbranche. Heute ist er Geschäftsführer der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) NRW mit Sitz in Düsseldorf – dem drittgrößten deutschen Wohnungsunternehmen mit 800 Mitarbeitern und 90.000 Wohnungen.

Hinter den meisten Erfolgen steckt harte Arbeit. Das weiß der heute 47-Jährige, der am 25. September 1988 im südkoreanischen Seoul nach jahrelanger Vorbereitung mit dem Deutschlandachter olympisches Gold gewann. Wir sprachen mit Eckhard Schultz über glückliche Erinnerungen, langjährige Freundschaften, unerwartete Begegnungen und die erfolgreiche Karriere nach dem Leistungssport.

„Solche Freundschaften gibt es selten im Leben“

Zu den Highlights seiner sportlichen Karriere zählt Eckhard Schultz den Junioren-Weltmeistertitel im Achter 1982 und den Olympiasieg 1988. „Als bei der Siegerehrung die deutsche Flagge in der Mitte gehisst wurde, war das ein unheimlich beglückendes Gefühl“, erinnert sich der ehemalige Ruderer.

Manch glückliches Erlebnis aus der Zeit als Leistungssportler hat sogar noch mehr als 20 Jahre später bestand: „Bis heute pflege ich die Freundschaften, die während meiner aktiven Zeit als Ruderer gewachsen sind. Solche Freundschaften gibt es nur selten im Leben“, erzählt Schultz. Der Olympiasieg und die gemeinsame Zeit haben die Männer eng zusammen geschweißt, noch heute treffen sie sich gern.

„Einmal im Jahr sitzen wir zusammen im Boot. Das verlernt man nicht. Allerdings rudern wir nicht mehr so dynamisch wie früher“, schmunzelt er. Viel Zeit für gemeinsame Erlebnisse bleibt den Ruderern jedoch nicht. Die berufliche Laufbahn hat sie in der ganzen Welt verteilt.

Nach dem Sport volle Konzentration aufs Studium

Eckhard Schultz beendete seine Ruderkarriere einige Monate nach dem Olympiasieg. „Von nun an floss all meine Energie in mein Studium“, erinnert sich Schultz. Eine Ausbildung zum Bankkaufmann hatte er während seiner aktiven Zeit schon absolviert, denn eines stand fest: „Vom Rudern alleine kann man nicht leben.“ 1987 nahm der Leistungssportler das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum auf und erhielt sein Diplom einige Zeit später als drittbester seines Jahrgangs.

„Jede sportliche Karriere geht vorbei, das steht fest. Deshalb ist es umso wichtiger, sich parallel etwas aufzubauen“, erläutert der jetzige Geschäftsführer. „Ich habe meinen beruflichen Weg immer gleichberechtigt neben dem Sport betrieben.“ Dabei lerne man, sich seine Zeit einzuteilen und diszipliniert zu arbeiten - Eigenschaften, die später im Berufsleben weiterhelfen.

Personaler kaufen nicht den „Olympiasieger“ ein

Dass Personaler nicht den „Olympiasieger“ einstellen, ist selbstverständlich. „Von den Eigenschaften eines Leistungssportlers jedoch kann jedes Unternehmen profitieren“, weiß Eckhard Schultz. Dazu zählen Teamgeist, Disziplin und Konzentration.

„Die Ruderkarriere war für mich oftmals ein Türöffner“, berichtet Schultz. „Überzeugen musste ich dann natürlich mit meiner beruflichen Qualifikation und Erfahrung.“ Das konnte er zum Beispiel als Vorstandsassistent einer Münchener Bank, beim Beratungsunternehmen Roland Berger oder als Geschäftsführer bei einem führenden bayerischen Immobilienunternehmen.

Bekanntes Gesicht im Bewerbungsgespräch

Sogar bei der Bewerbung um den aktuellen Job, traf Schutz auf ein aus dem Sport bekanntes Gesicht. „In einem der zahlreichen Interviews mit der Führungsmannschaft von Goldman Sachs, der Gesellschafterin der LEG, saß ich plötzlich einem ehemaligen Gegner aus dem englischen Achter gegenüber“, erzählt Schultz. „So hatten wir gleich eine persönliche Ebene.“

Heute ist Schultz als „Chief Financial Officer“ der LEG NRW GmbH für die Bereiche Finanzen, Rechnungswesen, Controlling, Reporting und Portfoliomanagement zuständig. „Der Job macht viel Spaß, nimmt aber auch eine Menge Zeit in Anspruch“, so der Olympiasieger.

Daher bleibt heute nur wenig Zeit für den Sport. „Zweimal pro Woche steige ich noch auf das Ruder-Ergometer, um fit zu bleiben. Für das aktive Rudern im Verein fehlt mir allerdings die Zeit“, erzählt Schultz. Die verbringe er lieber mit seiner Frau Stephanie und den drei gemeinsamen Kindern Theresa (5), Anton (4) und Greta (2): „Schließlich will ich kein Wochenend-Papa sein!“