28. Jan. 2013 | Indoor | von boat-events

Gänsehaut-Atmosphäre in Kettwig treibt Ruderer zu Höchstleistungen an

Beim Finale der „Deutschen Indoor-Rowing Serie powered by Concept2 Indoor-Rower“ wurden in 20 von 32 ausgeschriebenen Klassen die Saisonjahresbestzeiten unterboten.

Bei einer Regatta im Freien hätte man wahrscheinlich gesagt: "Heute ist schnelles Wasser für gute Zeiten!". Was auf dem Wasser der Schiebewind, war am vergangenen Wochenende zum Finale der "Deutschen Indoor-Rowing Serie powered by Concept2" die Gänsehaut-Atmosphäre in Deutschlands "Wohnzimmer des Indoor-Ruderns", der Sporthalle des Theodor-Heuss Gymnasiums in Essen-Kettwig. Mit der Unterstützung des begeisterungsfähigen Kettwiger Publikums, einer mitreißenden Moderation, der tollen Musik, dem phantastischen Licht und der einzigartigen Kameraführung wurden die Athleten zu Höchstleistungen angetrieben. Hinzu kam, dass das rund 100-köpfige Helferteam der Kettwiger Rudergesellschaft unter der Organisationsleitung von Sybille Meier und Boris Orlowski zum wiederholten Male hervorragende Arbeit leistete und alles wie am Schnürchen funktionierte.

Es gab viele persönlichen Bestleistungen zu verzeichnen, alleine in 20 von 32 ausgeschriebenen Rennen zur "Deutschen Ruderergometer-Meisterschaft 2012/2013" wurden die Saisonjahresbestzeiten unterboten, welche auf den vier vorausgegangenen Wertungsläufen in Frankfurt (9.12.), Berlin (15.12.), Lübeck (12.1.) und Ludwigshafen (19.1) aufgestellt wurden. Auch auf den weiteren Medaillenrängen und in der gesamten Rangliste gab es beim "18. NWRV Indoor-Cup" im schmucken Vorort der Ruhrmetropole Essen noch zahlreiche Verschiebungen. Sogar ein neuer Weltrekord wurde am späten Samstagnachmittag aufgestellt. Der 70 Jährige Hamburger, Bernhard Strocka, verbesserte die alte Marke bei den 70-74 Jährigen Mastersruderer auf der virtuellen 2.000 Meterstrecke um 1,4 Sekunden und schraubte den neuen Weltrekord auf 6:54,8 min und machte sich selbst einen Tag nach seinem 70. Geburtstag ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk.

Besonderer Ansporn war sicherlich auch der Europameistertitel, der in Kettwig nach 2010 zum zweiten Mal parallel vergeben wurde. Insgesamt 19 Nationen hatten Athleten an die Ruhr entsandt. Zusammen mit den 109 deutschen Vereinen nahmen insgesamt 951 Ruderinnen und Ruderer über die zwei Tage in Kettwig teil, die in den Junioren- und Eliteklassen sogar über Vorläufe am Samstag und Finals am Sonntag gehen mussten.

Bei den Teilnehmerfeldern der Eliteklassen hatten die Organisatoren der Kettwiger Rudergesellschaft auf größere Felder gehofft. Die Masse blieb größtenteils aus aber die Klasse war vertreten und alle kamen, in der mit über 1.000 Zuschauern prall gefüllten Showarena, auf ihre Kosten. Das Königsrennen in der offenen Männerklasse war für alle Fans des Indoor-Ruderns ein Leckerbissen und an Spannung kaum zu überbieten. Es traten der zweifache Welt- und Europameister auf dem Ergometer, Pavel Shurmei (Weißrussland) gegen den amtierenden Olympiasieger im Doppelvierer, Tim Grohmann, an. Der Dresdener wurde selbst im Jahre 2010 einmal Welt- und Europameister auf dem Concept2. Wer dachte, die beiden würden das Rennen unter sich ausmachen, der wurde auf den ersten 1.000 Metern Lügen gestraft. Denn der amtierende Juniorenweltmeister, Kai Fuhrmann (Dresden) war es, der die Streckenhälfte als erster überquerte und auch der Hallenser Martin Gulyas war nur wenige Zehntel dahinter. Diese vier rasten praktisch Bugball an Bugball auf die Ziellinie zu. Am Ende hatte der 36 Jährige Weißrusse mit der Siegerzeit von 5:48,9 min die Nase vorn. Tim Grohmann holte sich mit einem Vorsprung von fünf Zehnteln in 5:50,2 min die Silbermedaille vor dem noch 18 Jährigen Kai Fuhrmann. Martin Gulyas musste sich nach einem phantastischen Rennen in 5:51,3 min mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben. Tosender Applaus auf den Rängen und alle hatten Grund zum Jubeln. Pavel Shurmei wurde Europameister, Tim Grohmann Deutscher Ruderergometermeister und Kai Fuhrmann unterbot seine eigene persönliche Bestzeit gleich um sechs Sekunden und sicherte sich den U23 Titel souverän.

Auch der kontinentale Titel bei den Leichtgewichts-Männern ging ins Ausland. Hier siegte der bei den olympischen Spielen im Doppelzweier fünft platzierte Portugiese Pedro Fraga (6:11,2) vor den beiden deutschen Olympiateilnehmern Lars Hartig aus Friedrichstadt (6:12,8) und Lars Wichert aus Hamburg (6:15,7).


Bei den Damen staunte der anwesende neue Cheftrainer des Deutschen Ruderverbandes, Marcus Schwarzrock, nicht schlecht, als in einem rein deutschen Duell die Dorstener U23 Ruderin, Charlotte Reinhardt, eine Siegerzeit von 6:50,1 min anbot. Die bis dato Führende in der deutschen Rangliste, Judith Sievers, musste sich geschlagen geben. Die Kappelnerin wurde Zweite in 6:52,3 min vor der Neusserin Alexandra Höffgen in 6:58,4min.

Bei den Leichtgewichts-Damen wurde der nationale Titel schon im Vorlauf entschieden, als sich die Frankfurterin Leonie Pless gegenüber Lena Müller aus Ulm für ihre Niederlage von Ludwigshafen revanchierte und in 7:08,2 min gewann. Die Olympia Sechste von London Lena Müller meldete dann zum Finale am Sonntag krankheitsbedingt ab, sodass dem Titelgewinn der Mainstädterin nichts mehr im Wege stand. Die Lokalmatadorin Fabienne Knoke aus Kettwig wurde in 7:17,2 min Zweite und gewann die U23 Wertung. Die ETuF Ruderin Katja Rügner landete auf Bronze in 7:17,7min.

Außer bei den 15/16 Jährigen Leichtgewichts-Junioren und den 17/18 Jährigen Junioren wurden in den übrigen sechs Juniorenklassen die Sieger von Kettwig auch Deutsche Ruderergometermeister ihrer Klasse, welches das hohe Niveau der Veranstaltung noch einmal unterstrich. Franziska Kampmann eröffnete am frühen Sonntagmorgen bei den B-Juniorinnen den Erfolgsreigen. Die Waltroperin siegte in neuer Saisonjahresbestleistung in 5:17,5 min. Im Leichtgewichtsbereich hatte Trainer Tobias Kramm seiner Ruderin, Leonie Sahlmann, ein hartes Programm verordnet. Nachdem die Ruderin vom Ruderklub am Baldeneysee bereits in Frankfurt mit 5:30,3min eine Fabelzeit hinlegte, startete die erst 15 Jährige am Samstag im Vorlauf bei den A-Juniorinnen und wurde in der Rangliste mit 7:28,2 min sogar Dritte. In ihrer Altersklasse sicherte sie sich unangefochten die Goldmedaille. Der Rostocker, Moritz Höffer, siegte bei den Jungs in der gleichen Altersklasse in 4:33,7 min. Die Hanauerin Lena-Maria Seuffert fuhr in Kettwig neue persönliche Bestzeit und sicherte sich mit 6:59,9 min den Sieg bei den A-Juniorinnen. Ebenfalls das Motto "BeFi", Bestzeit im Finale, hatte Martin Strohmenger für Caroline Meyer bei den Leichtgewichten ausgegeben. Die 17-jährige Düsseldorferin erfüllte die Erwartungen ihres Trainers und Siegte in 7:24,9 min. Es reichte zwar nicht zum nationalen Titel trotzdem gab es im Rennen der A-Junioren ein Novum beim Indoor-Cup. Zeitgleich teilten sich der Tscheche, Ondrej Hollas und der Uerdinger, Laurits Follert, in 6:11,2 min den Sieg. Im Leichtgewichtsbereich siegte Alexander Diedrich aus Treis-Karden in 6:30,2min.

Auch in den Achterwettbewerben gab es in Kettwig in letzter Minute Führungswechsel. Den Titel bei den Damen gewann der Bessel Ruder-Club Minden (1:08,4) und bei den Herren der RTHC Bayer Leverkusen/Bonner RG (54,5min)

Wie in jedem Jahr lobt der Nordrhein-Westfälische Ruder-Verband zum "NWRV Indoor-Cup" für den erfolgreichsten Verein dieser Meisterschaft einen Concept2 Ruderergometer aus. Dieser ging in diesem Jahr an den Bessel-Ruder-Club Minden. Mit dieser letzten Auszeichnung endete dann auch nach zwei tollen Tagen diese Veranstaltung.

Damit ist auch die "Deutsche Indoor-Rowing Serie 2012/2013" mit einer Rekordbeteiligung Geschichte. Bleiben noch die "32. CRASH-B Sprints", die Ergometer-Weltmeisterschaften, in Boston/USA am 17. Februar 2013 und die Vorfreude auf eine neue Serie im kommenden Winter, wo in Kettwig am 2.2.2014 wieder die Abschlussveranstaltung stattfinden wird.

Downloads