Historischer Arbeitskreis hat sich viel vorgenommen
Zu seiner dritten Sitzung traf sich der historische Arbeitskreis des DRV am 8./9. November in der Sportakademie des LSB Hannover.
Als ältester deutscher Sportverband hat der DRV eine lange Vergangenheit. Wollte man sie systematisch aufarbeiten, ist dafür auch eine lange Zukunft erforderlich - so vielfältig, komplex und umfangreich sind die Arbeitsansätze, dass keine schnellen Ergebnisse erwartet werden können.
Nach geduldigem Bemühen konnte Helmut Griep den Mitgiedern des historischen Arbeitskreises - das sind Dr. Peter Wetjen (Bremen), Stephan Krajewski (Berlin) und Heinz Bunk (Frankfurt) - verkünden, dass die Arbeit mit einer gehörigen ideelle Kapitalspritze gefördert wurde: für die Oskar-Ruperti-Bibliothek (ORB). Auch wenn mehrere Umzüge dem Bestand nicht gut getan haben, er seit mehr als 3 Jahrzehnten nicht mehr gepflegt und kaum noch ergänzt wurde, enthält er neben den Jahrgängen der Verbandsorgane Wassersport und Rudersport viele Broschüren und Bände über Rudern und Olympia, nicht immer Wissenschaftliches, aber meist Wertvolles, in jedem Fall Interessantes.
Nach vielen Jahren des Umherziehens und der Unsicherheit hat der DRV mit der Bibliothek der Deutschen Sporthochschule in Köln den richtigen Vertrags-Partner für die ORB gefunden: Der DRV übereignet sämtliche Werke daraus der Sporthochschule, die im Gegenzug diese Werke mit dem Kennzeichen ORB des DRV in die Hochschulbibliothek integriert und elektronisch katalogisiert. Somit ist der Fortbestand der ORB mit ihren heutigem Bestand auf Dauer gesichert, einschließlich Fernabfrage.
Die Arbeit des historischen Arbeitskreises geht weit über die ORB hinaus. Deshalb nutzte er seine Gründungssitzung zu einem Besuch des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte (NISH, früher Hoya), das jetzt in der Rechtsform eines Vereins mit wissenschaftlichem Beirat beim LSB Niedersachsen in Hannover geführt wird. Dessen Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter, Prof. Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe, umriss die Eckpunkte jeglicher Archivarbeit: sichten, sammeln, archivieren, publizieren, beraten. Besonders deutlich stellte er heraus, dass es mit dem reinen Sammeln und Bewahren nicht getan ist.
Notwendig ist vielmehr, zunächst für jegliches Archivierungskonzept zu schaffen: Wer macht es? Was soll aus dem laufenden Geschäft (Wie sieht das überhaupt aus? Wie bildet es sich ab?) bewahrt werden? Nach welchen Kriterien? Wie und wo? Wichtig auch dies: vor dem eigentlichen Bewahren des Wertvollen steht die Auswahl, was bewahrenswert ist - keine leichte Aufgabe, weil sich im Laufe der Zeit Werte und Begriffe deutlich verändern. Was früher mal für wertlos gehalten wurde, wäre heute ein Kleinod - oder auch umgekehrt. Erst dann können die nützlichen Tipps von Prof. Wedemeyer zur archivgerechten Aufbewahrung (metall- und säurefrei, trocken und kühl) umgesetzt werden.
Der historische Arbeitskreis wird noch einiges zu tun haben, ehe es auch für den Rudersport eine systematische Erfassung, elektronische Verarbeitung und ein zentrales Findebuch für Standorte, Umfang und Zugang historischer Quellen gibt, wie es sinngemäß in der Zielsetzung des NISH heißt. Dabei ist er auf die Zu(sammen)arbeit in jeglicher Hinsicht angewiesen: mit dem Präsidium und der Geschäftsstelle (sie gab einen kurzen Einblick in die aktuelle Aktenordnung), mit allen Verbandsmitgliedern und nicht zuletzt mit anderen Sportverbänden und Instituten.