19. Aug. 2013 | Wettkampfsport | von Arne Simann, RBL

Perfekte Renntag-Premiere der PRODYNA Ruder-Bundesliga vor 2000 Zuschauern auf der Fulda in Kassel

Am vorletzten Renntag legten die schnellsten Clubachter Deutschlands erstmals an der Kasseler Fuldaauen ab, um ihre 4. Etappe zwischen Prinzessgarten und Drahtseilbrücke über 350m durchzuführen. Die Premiere auf der citynahen Fulda ging dann vor gut 2000 Zuschauern und bestem Sommerwetter glatt über die Bühne. Dadurch, dass noch Hessen Kassel spielte und am Vorabend ein Nachtlauf stattfand, kamen zu den zahlreichen normalen Touristen auch noch viele Sportbegeisterte hinzu, die sich die Bundesliga-Duelle fasziniert ansahen. Bootslagerplatz und Aufwärmrunde war die berühmte "Hessenkampfbahn" in der documenta-Stadt in Nordhessen.

Zum 1100. Geburtstag der Stadt Kassel hatte das ehrenamtliche Organisationsteam der Kasseler Rudervereine unter Führung von Jens Gerlach ganze Arbeit geleistet und eine ideale Infrastruktur für die Topclubs vorbereitet.

Überraschungspaket 2. Bundesliga: Gießen holt 1. Tagessieg, Berlin direkt aufgestiegen, Neuss Zeitfahrsieger und Allemannia Hamburg erstmals im A-Finale!

In der 2. Bundesliga der Männer schaffte der Tabellenführer DWB-Holding-Achter aus Berlin trotz der schlechtesten Saisonplatzierung mit Rang 5 den direkten Durchmarsch von der 2. Liga in die Bundesliga und machte den Aufstieg perfekt. Dementsprechend groß war die Jubel im Hauptstadtboot nach dem Sieg im C-Finale gegen den Protected-Gold-Achter aus Dresden. Eine weitere Saisonbestleistung lieferten die rheinischen Athleten des Neusser Achters ab. Nach einem fulminanten Husarenritt im Zeitfahren mit der Bestzeit der gesamten 2. Bundesliga schwanden die Kräfte dann jedoch bis zum 5. Rennen.

Im kleinen Finale unterlag die Neuss-Crew dem Münsteraner Gorilla-Achter, der seinem Mannschaftsmitglied Christoph Koebe die Bronzemedaille zum 25. Geburtstag schenkte. Dennoch erreichten die "Grünen" vom Rhein mit dem vierten Rang und der Goldenen Ananas persönliche Bestleistung in der RBL-Geschichte dieses Teams und unterstrichen den deutlichen Aufwärtstrend. Im A-Finale gab es ebenfalls zwei Bestleistungen. Nach Verpflichtung von Weltmeister Christian Dahlke als Coach setzte auch der RC Allemannia Hamburg neue Akzente . Erstmals qualifizierten sich die Hanseaten für das A-Finale und trafen hier auf den Aufstiegsaspiranten "Gießen-Achter". Die startschnellen Lahnhessen wollten in ihrem Bundesland jedoch nichts anbrennen lassen und holten erstmals einen Tagessieg. Hamburg war mit Silber auch alles andere als enttäuscht, so dass am Ende beide A-Finalisten zusammen jubelten.

Frauen-Bundesliga: RV Rauxel holt erstes Silber der Vereinsgeschichte hinter Meister Crefelder RC

Auch in der Damen-Bundesliga gab es eine Überraschung. Erstmals in der Vereinsgeschichte belegte "die Rote Lore" des RV Rauxel nach einem sensationellen zweiten Platz im Zeitfahren hinter Meister Crefelder RC auch im A-Finale die Silbermedaille. Dementsprechend ausgelassen wurde zum Abschluss der Frauen-Bundesliga auch gefeiert. Meister und Tabellenführer Krefeld verteidigt das Gelbe Trikot und dürfte in Hamburg zum Saison-Finale im September die erste Titelverteidigung perfekt machen. Schlagfrau Melanie Staelberg war nach dem Renntag zufrieden: "Es hat Spaß gemacht hier in Kassel und das Boot lief gut durch. Jetzt freuen wir uns auf das Finale in Hamburg."

Und der RV Rauxel erntet Stück für Stück die Früchte der harten Arbeit. " Wir sind ein echtes Team und haben nicht so viele Nationalruderinnen wie Krefeld im Kader. Aber wir haben hart bei Wind und Wetter gearbeitet. Rudern ist nun einmal Team - und Trainingssport. Und jetzt ernten wir die verdienten Früchte. Leistung lohnt sich also doch. Und da wir sehr startschnell sind und Hamburg die kürzeste Strecke der Saison mit 270m darstellt, wollen wir unsere Ziele nicht zu niedrig ansetzen", jubelt der akribische RVR-Coach Kai Sporea zusammen mit seinem Frauenteam über Silber. Im B-Finale setze sich Bonn gegen Heidelberg im Kampf um Bronze durch. Dahinter holte sich der DRC Hannover einen grade zu sensationellen 5. Platz und ebenfalls Bestleistung in der Vereinsgeschichte durch den Erfolg gegen die namhafte Crew des Rheingold-Achters aus Mainz.

Meister Krefeld, Frankfurt, Münster und Hamburg sind die "Big 4" in der 1. Liga

In der 1. Bundesliga der Männer demonstrierte der Deutsche Meister aus Krefeld erneut seine Stärke. Mit der absolut schnellsten Zeit des Tages zerlegte das Flaggschiff vom Elfrather See jeden Gegner und scheint nach zwei Niederlagen zu Saisonbeginn den für alle Gegner so unangenehmen Schlagrhythmus wieder gefunden zu haben. Im A-Finale kratzten die "Maschinen vom Main" kurz am Thron der Krefelder Sprintkönige, konnten sie jedoch nicht herunterstoßen. So bleiben neben Gold, Zeitfahrsieg, Tabellenführung und Gelben Trikot noch 4 Punkte Vorsprung bis zum Finale in Hamburg, so dass sich der Niederrheinexpress um Schlagmann und Olympiaruderer Sebastian Schmidt durchaus einen Lapsus leisten könnte ohne die 5. Titelverteidigung zu gefährden.

Aber auch die Frankfurter Germanen kommen immer besser in den Topspeed. "Wir merken, dass es noch die eine oder andere Kleinigkeit zu verbessern gilt. Unsere Kampfeslust ist ungebrochen und ich sehe, dass die drei erstplatzierten Achter von heute auch im Saisonfinale am 14. September in Hamburg um Platz 1 kämpfen werden. Wir fahren unsere bisher beste Saison und sind entsprechend glücklich über den Ausgang des heutigen Renntages", so Frankfurts Teamkapitän Rüdiger Lösel nach der knappen Finalniederlage gegen den Meister.

Im B-Finale um Bronze bescherte der Münster-Achter seinem Mannschaftskameraden Timo Siebert ein Edelmetall zur Hochzeit. Da der angestammte Schlagmann Stephan Mlecko früher zur Hochzeitsfeier reisen musste, punktete der ARC Münster erstmals mit Henrik Stange auf der Rhythmusposition, der nicht nur den Rollsitz, sondern auch noch die Seite wechseln musste, seine Crew aber überzeugend zu Bronze schlug. Dementsprechend erfreut reiste die Münstercrew abends nach der Siegerehrung ins Münsterland, um mit ihm einen der schönsten Tage des Lebens und Bronze zu feiern. Der vierte Platz ging an den Dole-Achter des RC Favorite Hammonia Hamburg, der sich in den Top4 Deutschlands etabliert hat. Beim nahenden Heimspiel am 14. September dürfte die Hanseaten versuchen erneut aufs Podium zu kommen.

"Die Kasseler Rudervereine haben seit über einem Jahr daran gearbeitet, um dem sportbegeisterten nordhessischen Publikum zum 1100. Stadtgeburtstag ein besonderes Wassersport-Event zu bieten. Und nach ersten Rückmeldungen von Sportlern, den vielen tausend Zuschauern und Vertretern der Stadt Kassel denke ich, dass die Premiere auf der Fulda vor der Hessenkampfbahn ein echter Erfolg für die Region war. Die Stadt Kassel hat sich als guter Gastgeber den sportlichen Teams aus ganz Deutschland präsentiert und sehr gute Standortwerbung für die Sport- und Kulturstadt betrieben. Ich möchte dem ehrenamtlichen Team und allen Rudervereinen, die eng zusammenstanden, um so ein großes Outdoor-Event zu stemmen herzlich für diese Teamleistung danken", so der Kasseler Organisationschef Jens Gerlach vom RV Cassel.

"Auch von Bundesligaseite her sind wir positiv überrascht wie gut sich Kassel als Standort für das Bundesligakonzept eignet. Eine attraktive Naturstrecke mitten in der Stadt mit einem hochmotivierten Ausrichterteam und eine Stadt die mit im Boot ist. Dazu noch bestes Sommerwetter und spiegelglattes Wasser. Diese Renntagpremiere in Nordhessen war eindeutig besser als wir es erwarten konnten und in dieser Konstellation hat sich die documenta-Stadt in der Ruderszene einen echten Namen gemacht", so Bundesliga-Manager Nils Budde nach den Rennen auf der Fulda.