06. Okt. 2013 | Breitensport | von Maren Derlien

Rheinmarathon: 15 km-Endspurt

Düsseldorf - Ziel erreicht. Nach 42,8 Kilometern sind alle Boote beim 42. Düsseldorfer Marathonrudern (05.10.) heil aus Leverkusen im Ziel angekommen, die Ruderinnen und Ruderer kaputt, aber zufrieden. Den Gesamtsieg erkämpfte sich die Renngemeinschaft (Rgm.) Köln/Neuwied. Das bunte Treiben an Land inklusiver einer abwechslungsreichen Siegerehrung sowie der späteren Feier bereicherte wie jedes Jahr den Marathon.

Der Streckenrekord aus dem Jahr 1978 mit 2:01,36 Stunden konnte trotz guter Bedingungen zwar nicht unterboten werden (die stärkere Strömung fehlte), der Erstplatzierte war aber dennoch sehr glücklich über den Sieg. Denn der war langersehnt. Andreas Laser, Michael Ehrle, Markus Müller, Stefan Verhoeven und Ulrich Westendorf waren mit 2:06,19 Stunden die Tagesbesten. 2:02 Minuten länger benötigte die Rgm. Köln/Leverkusen/Hamm/Nürtingen auf Platz zwei. Die Vorjahressieger Barbara und Thorsten Jonischkeit, Gero Mimberg, Henning Osthoff und Matthias Auer mussten sich nach ihrem Sieg auf der "Eurega" geschlagen geben. "Sie wollten uns kontrollieren, nun haben wir es aber gemacht", freute sich der siegreiche Markus Müller, der mit seinem Team deutlich gesprächiger war als die Zweiten. Bei der Euphorie der Siegreichen war zu spüren, dass beim Marathon eben nicht immer nur das Ziel das Ziel ist.

Freude über den Sieg des Schlüssel-Alt-Schildes zeigten die Ruderinnen und Ruderer vom Wasser-Sport-Verein Düsseldorf. In der Summe seiner drei schnellsten Boote erreichte der Verein die beste Gesamtzeit. Die Germania-Team-Trophy erhielt die Rudergesellschaft Benrath, weil sie aufgrund der Platzierungen ihrer Boote in allen einzelnen Rennen die höchste Punktzahl erruderte. Der Grennaskolan Riksinternat Griff Rowing Section (Schweden) übergab der Gastgeber den Junioren-Cup (Förderpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf) , weil sie in den Rennen 17-20 aufgrund der Platzierungen die höchste Punktzahl erreichte.

Es war wieder eine Regatta der besonderen Art. Ambitionierte kamen zum x-ten Mal zum Marathon, aber auch viele erlebten ihre Premiere - und es wird nicht bei dem einen Mal bleiben, das ist die große Vermutung! Mit dabei waren Boote einer Schülerruderriege aus Dortmund, aus Vereinen in Berlin, Jena, Leipzig, Hamburg usw. und natürlich von den Nachbarvereinen am Rhein. Die internationalen Mannschaften kamen aus Irland, Schweden, den Niederlanden, Frankreich und Großbritannien.

Am Start waren diverse Ruderer mit internationalen Erfolgen, auch Olympioniken, in einem Boot ruderte sogar ein Sportpsychologe mit. Axel Esser dürfte seine Renngemeinschaft Köln/Limburg neben dem Steuermann ebenso gut von Ruderplatz zwei aus motiviert haben - auch wenn der Sieg nicht greifbar war. Der war es aber mit den Hockeyfrauen, die 2004 in Athen Gold gewannen.

Was ist nach dem Marathon? Der nächste Marathon. Darauf freuen sich die meisten allerdings wohl erst in den kommenden Tagen und Wochen, nach einer kleinen körperlichen und mentalen Erholung. Aber das reicht ja.

Die Gesamtsieger

Das Team wohnt zwar teils 200 km weit voneinander entfernt und rudert dementsprechend nicht oft miteinander. Jeder für sich hat aber etliche Kilometer auf seinem Konto. 6000 km hat zum Beispiel Stefan Verhoeven bereits in diesem Jahr gerudert.

25 Jahre Regattaleiter

Ralph Beeckmann war in diesem Jahr zum 25. Mal als Regattaleiter am Start. Der 2. Vorsitzenden Kurt Nellessen dankte ihm mit einem Präsent und seiner ebenso seit vielen Jahren fleißig beim Marathon mitwirkenden Ehefrau Heidi Beeckmann mit einem Blumenstrauß.

40 Jahre Marathon - ODER: Zu "alt", das Sofa ruft? Nein, der Rollsitz beim Marathon!

Leo Sommer (Jahrgang 1932) von der Rudergesellschaft Benrath, der als Schüler mit dem Rudern begann und nur als Student eine Auszeit vom Wassersport nahm, zeigt einmal mehr, dass rudern fit hält. Die sportlichen 42,8 Kilometer absolvierte er mit einer gewissen "Lässigkeit". Ob als Teenager oder mit gut 80 Jahren, müde ist jeder nach der Strecke.

Die Vorfreude auf das nächste Mal ist schon da? "Die stellt sich nach Wochen wieder ein", schmunzelt er. So geht es jedem. Ein "ja" direkt im Ziel oder auch wenige Stunden danach gibt keiner von sich. Leo Sommer fehlte lediglich beim 1. Marathon und zudem vor wenigen Jahren, wo er aus Versehen den Termin aufgrund eines Aufenthaltes in den USA verpasste. Er erinnert sich an früher, wo Raddampfer Riesenwellen produzierten und erfreute sich in diesem Jahr an besonders gutem Wasser.

30 Jahre Marathon: Fred Blasberg

Kurt Nellessen bestätigt bei der Ehrung von Fred Blasberg (Jahrgang 1933): "Man sieht, rudern hält jung." Weil Fred Blasberg für die RG Benrath Jahre lang im Regattaausschuss beteiligt war (es gab damals einen Zwischenstopp in Benrath), stieg er beim Marathon allerdings erst später rudern ein.

25 Jahre Marathon: Olaf Behrend

"Sehr schön war's", freute sich der Sieger im Männer-Gig-Doppelvierer mit Steuermann, Olaf Behrend, der 1984 zum ersten Mal im Schülerboot am Start war. Fünf Mal war er bereits Gesamtsieger.

6. Sieg in Folge für Köln/Leverkusen

"Es wird nicht langweilig", das sagte Thomas Christ nach dem sechsten Sieg in Folge im Gig-Doppeldreier. Mit Reinhard Schulz und Dr. Karl Ernst Heinsberg geht er nach einem Sieg im Folgejahr in selber Besetzung an den Start (Mülh. Wassersport e.V. Köln/RTHC Bayer Leverkusen/Ruder- u.

Tennis-Klub Germania e.V. Köln). Das ist eine Verabredung, die nun also zum sechsten Mal eingehalten werden soll. Zum Sieg war allerdings ein 15 km langer Endspurt nötig, gab Thomas Christ lächelnd zu.

Die Schweden und Iren

Um die Teamleiter Greg Kewley (Schweden) und Michael Donnellan (Irland) hat eine große Anzahl an Ruderinnen und Ruderer teilgenommen. Die Schweden waren zum Beispiel mit acht Booten am Start. Greg Kewley, der die Ruderabteilung auf dem Grennaskolan Riksinternat aufbaute (auch Dank des damaligen "freundschaftlichen" Verkaufs der Germania von Booten) war sichtlich geschafft aber auch zufrieden bei der Germania angekommen. "Es war ein sehr gutes Rennen du wir hatten einen fantastischen Steuermann - es war der allseits bekannte Ali Müller.

Mit ihm im Boot saß unter anderem Olympionike Richard Powell (1988/1992), ebenso wie Greg Kewley Australier. Greg Powell erfreut sich zusammen mit seiner gesamten schwedischen Crew neben dem Rudern insbesondere über die Freundschaften, die sich zwischen den Germanen und den Iren aufgebaut haben. Und wünscht sich, dass auch die Düsseldorfer einmal zu Gast in Schweden sein werden. Das haben die Germanen vor.

Die Iren vom Fermoy Rowing Club sammelten in diesem Jahr fleißig weitere Marathonkilometer und wurden ihrem positiven Ruf erneut gerecht und brachten mit ihrem Musik- und Gesangstalent die abendliche Runde in Partystimmung.

Die Familie Zabawa und die Steuerleute

Vater Alexander Zabawa und seine Töchter Lina und Laura vom Kölner Club für Wassersport steuerten jeweils internationale Boote. Seit vielen Jahren machen sie das mit Begeisterung. Alexander Zabawa schwärmte erneut vom Marathon: "Es war ein Traum." Zudem bewunderte er auch die erstklassige Abwicklung am Start in Leverkusen. Bei etwa 150 Booten war das schon eine Herausforderung für die Teilnehmer und die zahlreichen Helfer. Ein Sieg ging sogar auch an die Familie. Laura Zabawa gewann im Seegig-Vierer mit ihrem Team vom irischen Fermoy Rowing Club einen Pokal.

160 Jahre Rheinmarathon

"Es tut alles weh", waren Uli Heyses ersten Worte an Land, aber das schreckt jedes Jahr aufs Neue niemanden zurück: Die gesamte Crew mit Uwe Gerke, Ulrich Heyse, Peter Wilbert, Bernd Hoffmann und Steuermann Axel Peterkes hatte bereits vor dem Start 160 Marathon-Jahre zusammen. Im Männer-Gig-Doppelvierer (Mindestdurchschnittsalter 65 Jahre) ging der Sieg dank der Routine und der immer neuen Motivation an die Mannschaft vom gastgebenden Verein. "Und die Zeit halten die Jungs über Jahre, Respekt", so der Steuermann.

Ergebnisse (in Std.)

Gesamtwertung

007 Gymn.-Turn-RV Neuwied/Kölner Club für Wassersp. e.V./Neuwieder RG 1883 e.V. 2:06,19

Schlüssel-Alt-Schild

Den Schüssel-Alt-Schild erhält der Verein, der in der Summe seiner drei schnellsten Boote die beste Gesamtzeit erreicht, d.h. durch Zeitaddition. Renngemeinschaften werden nicht gewertet.

Wasser-Sport-Verein Düsseldorf Rudergesellschaft von 1893 e.V. 7:08,11

Germania-Team-Trophy

Die Germania-Team-Trophy erhält der Verein, der aufgrund der Platzierung seiner Boote in den einzelnen Rennen die höchste Punktezahl erreicht (1.-10. Platz = 10-1 Punkte). Renngemeinschaften werden nicht gewertet.

Rudergesellschaft Benrath e.V. 60 Pkt.

Junioren-Cup (Förderpreise der Landeshauptstadt Düsseldorf)
Für den Verein, der in den Rennen 17-20 aufgrund der Platzierungen in den einzelnen Rennen die höchste Punktzahl erreicht (1.-10. Platz = 10- 1 Punkte). Bei summarischem Punktgleichstand entscheidet die bessere Platzierung, bei gleicher Platzierung entscheidet die Zeitaddition. Renngemeinschaften werden nicht gewertet.
Grennaskolan Riksinternat Griff Rowing Section 41 Pkt.

Schnellstes deutsches Nicht-Rhein Boot

131 Ruderverein Berlin von 1878 e.V. 2:10,47

Schnellstes ausländisches Boot

098 Fermoy Rowing Club 2:18,59

Schnellstes Frauen-Boot

050 Akademischer Ruderclub Rhenus Sportheim e.V. 2:25,21

Schnellstes Mixed Boot - Ehrenpreis der Fa. Schellenbacher

152 Kölner Ruderverein von 1877 e.V./Ruderclub Germania Düsseldorf 1904 e.V. 2:17,55

Rennen 22 - Seegig-Vierer Offen

Seegig-Trophy für das schnellste Boot mit einer Mindestbootbreite von 1,10 Metern

084 Fermoy Rowing Club 2:33,15

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