09. Febr. 2014 | Breitensport | von Dr. Wolfgang Krutzke (Rostock)

Die Rostocker Schleuse - das erste Opfer der Wasserstraßenstrukturreform?

Am Anfang war alles klar. Die Stadt Rostock erneuert die Straßenbrücke, die über das Unterhaupt der Rostocker Schleuse verläuft und anschließend ertüchtigt die Bundeswasserverwaltung die Schleuse und automatisiert sie im Zuge dieses Umbaus.

Das alles sollte drei Jahre dauern. Also wurde eine Behelfsbrücke über die Schleuse gebaut, was zur Sperrung des Wasserbauwerks führte, weil die Bediensäulen nicht mehr zugängig waren. Eine Übertragemöglichkeit für den muskelbetriebenen Wassersport wurde nicht angelegt und damit war das Rostocker Ruderrevier in zwei Teile geschnitten. Dann wurde die Straßenbrücke abgerissen.

Im Rostocker Stadthafen befindet sich die Regattestrecke, die nur noch mit Stegen und Motorbooten des Olympischen Ruder-Clubs genutzt werden konnte. Doch dieses Material tut oberhalb der Schleuse seinen Dienst.

Unterhalb der Schleuse befinden sich die Bootshäuser des Rostocker Ruder-Clubs und der HSG Universität Rostock. Diese Vereine sind nun von ihrem Revier (40 Km schleusenfreie Ruderstrecke) nach Schwaan und Bützow abgeschnitten. Die Warnow ist nicht nur das Wanderruderrevier der Freizeitsportler sondern auch Trainingsreviere der vorwiegend jugendlichen Wettkampfruderer der unten liegenden Rudervereine.

Zur Historie

Am Rostocker Mühlendamm befindet sich ein uralter Mühlenstau. Die Mühlen sind zwar längst verschwunden, aber der Stau hat heute die Aufgabe kein Salzwasser der Ostsee in die Wiesen oberhalb der Schleuse gelangen zu lassen.

Die Schleuse an diesem Stau wurde 1882 gebaut und eingeweiht. Dieses erfolgte im Vorgriff auf die geplante Anbindung von Rostock an das deutsche Binnenwasserstraßennetz. 1895/96 wurde die Warnow bis Bützow schiffbar gestaltet und der Bützow-Güstrow-Kanal gebaut. Damit waren die schifffahrtstechnische Verbindung zwischen Rostock und Bützow bzw. Güstrow geschaffen. Diese wurde solange genutzt, wie es günstiger war landwirtschaftliche Produkte auf dem Wasser und nicht auf der Straße zu transportieren.

Eine Besonderheit bildete die Rostocker Schleuse, weil die Straßenbrücke und das Unterhaupt der Schleuse ein gemeinsames Fundament erhielten, was aktuell zu der unseligen Verquickung von Straßenneubau und Schleusensperrung führt.

Die Hansestadt Rostock bezieht aus der Warnow oberhalb des Mühlendamms das Trinkwasser, weshalb das Befahren der Oberwarnow nur mit batteriebetriebenen Motorenbooten, Ruder-, und Paddelbooten erlaubt ist. Eine touristische Warnow-Schifffahrt zwischen Bützow, Schwaan und Rostock wird deshalb vom Umweltministerium weiterhin abgelehnt.

1921 wurde die Nebel-Warnow-Wasserstraße ins Reichswasserstraßengesetz aufgenommen. Dagegen wurde 1990 nur ein 2 Km langes Teilstück um die Rostocker Schleuse herum zur Bundeswasserstraße natürlich ohne Güterverkehr erklärt.

WSV-Reform richtet nun Chaos an

Bekanntlich läuft nun die Strukturreform für Wasserstraßen und die Bundesrepublik Deutschland sucht für alle nicht für den Güterverkehr relevanten Wasserstraßen (Restwasserstraßen) neue Betriebsformen bzw. Betreiber.

Das heißt für Rostock, dass mitten in der Bauphase der Mühlendammbrücke der Partner wasserseits verloren gegangen ist. Die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord in Kiel will die Verantwortung für die Warnow und damit für die Schleuse an das Land Mecklenburg-Vorpommern loswerden.

Das führte schließlich in der Stadt Rostock zu dem Gedanken, wir brachen die Schleuse nicht, die in der Vergangenheit pro Jahr nur 1600 Sportboote schleuste. Dann braucht auch keine Brücke gebaut werden und es reicht ein Damm für den Straßenneubau.

Bis Mai soll dieses nun im Tiefbauamt geklärt werden und wer bleibt dabei auf der Strecke?