Eine Reise in die Uckermark
Kanalruderer auf großem See
Im Frühjahr habe ich mir den "Wasserwanderatlas MeckPom" gekauft. Seitdem habe ich mich dabei ertappt, wie ich immer wiedermal abends darin geblättert habe - so wie andere Leute wahrscheinlich im Reisekatalog der Reisebüros. Immer öfter bin ich dabei beim Unter- und Oberuckersee hängen geblieben, habe Kilometer ausgezählt und gedacht: "Das müssten man mit der Landesgartenschau in Prenzlau verbinden...". Als dann mehrfach in der Zeitung stand, dass am 6. Oktober 2013 die LAGA ihre Tore schließen würde wusste ich, dass es Zeit ist zu handeln! Mitstreiter waren im Verein schnell gefunden; drei Anrufe später waren auch Boote und Unterkunft organisiert.
Die Boote konnten wir uns beim PSV Uckermark in Prenzlau leihen (Danke, Ruderkameraden!), wo das Rudern leider nur noch eine Randsportart ist. Schade, bei dem tollen Ruderrevier! Geschlafen, gekocht und gefrühstückt wurde in einer sehr, sehr schönen Ferienwohnung in Seehausen: der Pension "Am Gutshof". Sehr zu empfehlen!
Schon die Anreise war spannend, da wir uns in völliger Dunkelheit nur darauf verlassen konnten, dass das Navi auch wirklich den richtigen Weg zeigte, wobei Weg hier zum Teil hieß Plattenweg, Waldweg, einspurige Straße - in der Uckermark wahrscheinlich ganz normal...
Am 3. Oktober - nach 8 Minuten Zugfahrt im Regionalexpress 3 stiegen wir direkt in den LAGA-Shuttelbus und fuhren so fast bis zum Bootshaus Prenzlau. Eine schöne, umweltgerechte Anreise!
Pünktlich um 11 Uhr schwammen zwei sehr schöne Holz-C2+ auf dem Unteruckersee. Und da waren sie auch schon, unsere drei Probleme: Wind, Wellen, tiefstehende Sonne für den Steuermann. Wir Eisenhüttenstädter Ruderer sind ausgesprochene Kanalruderer (OSK): keine Welle, keine Strömung und keine Schifffahrt. Nun hatten wir ca. 5 km geschickt gegen den Wind anzukämpfen, um in den Uckerkanal zwischen den Seen zu gelangen. Und da war auch schon das nächste Problem: Der Eingang zum Kanal ist nur mit einem "Für-Motorboote-verboten-Schild" gekennzeichnet, hat aber kein typisches Einfahrtszeichen. Also suchten wir die Schilfkante durch ufernahes Rudern ab. Und plötzlich tat sich das Loch auf und uns erwartete eine 5 km lange Fahrt durch einen engen Kanal. Backbord: Schilf, Steuerbord: Schilf. Und plötzlich auch typische Kanal-Verhältnisse: kein Wind, keine Welle - wie zu Hause! Am Mittag legten wir in Quast am oberen Ende des Oberuckersees an. Im Restaurant "Am Quast" servierte uns die sehr nette Bedienung ordentliche Rudererportionen. Nach einem Mittagsschläfchen am Strand bei herrlicher Oktobersonne ruderte eine Bootsbesatzung noch eine kleine Nachmittagstour bis in die Große Lanke - also an den letzten Zipfel des Sees - sodass das mit dem Neuwasser auch gleich richtig erledigt war. Glücklicherweise hatten wir am Morgen von Land aus schon die Stelle in Seehausen erkundet, wo wir die Boote für die Nacht aus dem Wasser nehmen konnten. Es gestaltet sich aber doch schwierig, da im Wasser viele alte Holzpfähle unter der Wasseroberfläche trieben. Fazit: Zweier lassen sich gerade noch so aus dem Wasser nehmen und über Steg (angekantet) auf einer Wiese ablegen (siehe Fotos); mit Vierern ist das an der Stelle nicht möglich - da sollte man bei der Fahrtenplanung den Strand in Quast einplanen.
Am nächsten Morgen alles wieder Retour. Boote ins Wasser, noch fix die kleine Insel im Oberuckersee zum Warmwerden umrundet, durch den Kanal und am verabredeten Rastplatz in Zollchow angelegt. Der Winde frischte auf. Und da waren sie wieder, unsere drei Probleme: Wind, Wellen und Wellen! Die Welle stand genau auf unserem Rastplatz, Schaumkrönchen bis ans Ufer. Oh je, und das für Kanalruderer!
Gemeinsam sprachen wir unsere Strategie für die Heimfahrt durch: Verhalten bei Kentern im kalten Wasser, Zusammenbleiben, ufernahes Rudern in Richtung Süden, auch wenn der Heimweg dadurch doppelt so lang werden würde. Die Steuerfrauen steuerten geschickt durch die Wellen, kanteten das Boot bei Bedarf an und wir kamen fast ohne eine Welle zu fassen wieder nach Prenzlau. Sicher für Ostsee-, Bodensee-, Rheinruderer kein Problem, aber Übung und Erfahrung kann man nur sammeln, wenn man diese Bedingungen öfter vorfindet.
Boote geputzt, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zum Quartier, wo uns die Wirtin der Pension "Am Gutshof" am Abend mit einem Enten-Essen verwöhnte.
Am Samstag dann besuchten wir endlich die Landesgartenschau. Rudern
bildet!
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich von der Uckermark sehr positiv überrascht war: Tolle Landschaft (die "deutsche Toskana"?!), sehr nette Leute, und die Stadt Prenzlau hat sich (sicher auch dank LAGA) sehr gut präsentiert. Nur auf den Wind hätten wir verzichten können...
Übrigens: Prenzlau und die Seen gehören zu unserem schönen Brandenburg! Ein Tipp noch an die Leute vom Tourismus-Büro: Wäre schön, wenn die Einfahrten zum Uckerkanal mit den üblichen Wasserstraßenzeichen gekennzeichnet wäre, wenn man hier weiterhin muskelaktive Wassertouristen willkommen heißen möchte - und willkommen haben wir uns auf jeden Fall gefühlt!