Weltmeisterschaften 2014 - Kongresse, Treffen und Kontakte
Im Umfeld der Finaltage einer Weltmeisterschaft ist die Ruderwelt an einem Ort versammelt. Die ehrenamtlichen Führungen der Verbände treffen ein und dadurch sind diese Tage von formellen und informellen Treffen gefüllt.
Am ersten Finaltag kamen die Präsidenten der größeren Verbände zusammen, um den vom DRV 2013 initiierten Diskussionsprozess fortzusetzen. Alle Verbände wollen mit unterschiedlichen Konzepten ihre Vereine stärken. Dazu soll eine internetbasierte Terminliste europäischer Regatten ebenso beitragen wie ein europäischer Wettbewerb für Achter. Die Rowing Champions-League trifft da auf ein breites Interesse! Eine Herausforderung für alle Verbände ist die Entwicklung des Frauenruderns und die geschlechtsparitätische Teilhabe. Die Niederlande und Großbritannien sind da wohl an der Spitze und nehmen eine Vorbildfunktion ein.
Direkt im Anschluss diskutierten die europäischen Verbände die Einführung einer U23-EM ab 2017. Hierzu gibt es grundsätzlich eine breite Zustimmung, das Format soll dem der Junioren-EM entsprechen und die Rennen der Weltmeisterschaft umfassen. Der Termin ist jedoch umstritten und dies wurde in dem Treffen der Verbände deutlich. Eine Hälfte, darunter der DRV, favorisiert den September, während die andere Fraktion den Juni als Vorbereitung auf die WM anstrebt. Das European Rowing Management Board wird nun den September zu einer formellen schriftlichen Abstimmung stellen.
Das Nations-Dinner ist fester Bestandteil jeder WM und wird von den Verbandsführungen besucht. Üblicherweise stehen zwei Karten pro Verband zur Verfügung, die Siegfried Kaidel und Sportdirektor Mario Woldt nutzten. Auch für die Weltruderfamilie gilt, dass bei diesen Gelegenheiten viele Gespräche geführt und Kontakte geknüpft werden können.
Aufgrund der als ausbaufähig empfundenen Kommunikation zwischen der FISA-Führung und den Verbänden hatte diese zu einem Arbeitskreis nach den letzten Finals geladen. In fünf nach Sprachen geordneten Gruppen (Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch und Deutsch) wurden zentrale Herausforderungen im Weltrudersport diskutiert. Um Bestandteil des olympischen Programms bleiben zu können, muss die weltweite Verbreitung des Rudersports und gleiche Teilhabe beider Geschlechter auch im olympischen Programm gesichert sein. Hierzu gab es Bedenken, aber auch radikale Vorschläge wie entsprechende Änderungen im Regelwerk und Rennausschreibungen. "Regeln und Geld" lautete hier das Motto. Sorgen bereitet die Suche nach Regattaausrichtern. Die Zahl der Spitzenevents und die organisatorischen Anforderungen haben in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen, die der potentiellen Ausrichter hingegen nicht. Als Lösung wurde eine Reduzierung der Anforderungen an Ausrichter der U 19- und U 23-Weltmeisterschaften und eine Verkürzung der Events diskutiert. Eine Zusammenlegung stieß hingegen auf keinerlei Zustimmung.
Traditionell am Tag nach dem letzten Finale kommt die FISA zu ihrer Jahreshauptversammlung (Ordinary-Congress) zusammen. Die Versammlung ist üblicherweise schriftlich gut vorbereitet, sodass der Diskussionsbedarf unter erstmaliger Leitung von Jean-Christophe Rolland gering war. Der Kongress vergab die U23-WM 2016 nach Rotterdam. Sie wird gemeinsam mit der Junioren-WM und den Titelkämpfen der nichtolympischen Bootsgattungen ausgetragen, da kein eigener Ausrichter gefunden wurde. Im Folgejahr richtet Plovdiv (Bulgarien) die U23-WM aus und alle Events werden im bewährten Format gerudert.
Für eine Reihe von Gremien stand die Wahl der Vorsitzenden an. Bei der FISA sind Kampfabstimmungen eine Besonderheit. Deshalb wurde die Wahl zur Competitive Rowing Commission (Wettkampf) mit Spannung erwartet. Gegen den langjährigen Vorsitzenden John Boultbee (Australien), der auch dem Executive-Committee angehört, trat Rosie Mayglothling an. Die Britin wird für ihre fachliche Arbeit sehr geschätzt, wäre aber die dritte Vertreterin des Landes im FISA-Council. In geheimer Abstimmung setzte sie sich mit 71 zu 63 Stimmen durch. Damit wird es auch im Exekutive-Committee der FISA Veränderungen geben. Hierzu wählt das Council drei Vertreter in eigener Verantwortung. Die Niederländerin Jacomine Ravensbergen wird neue Vorsitzende der Womens Rowing Commission (Frauenrudern), die übrigen Vorsitzenden wurden bestätigt.
Nicht umgesetzt wird die ursprünglich vorgesehene Beschränkung der Bootslänge auf 12,30 m. FISA will zunächst weitere Informationen bei den Bootsbauern und Container-Firmen einholen. Damit können Vierer bis auf weiteres ungeteilt hergestellt und gekauft werden.
Der Rudersport muss große Anstrengungen unternehmen, um Bestandteil der olympischen Familie zu bleiben. Die Diskussionen und der Informationsaustausch der Vortage fand daher im Congress seine Fortsetzung. FISA will Inselstaaten in der Karibik und in Ozeanien mit besonderen Programmen (Island-Project) fördern, damit der Rudersport expandieren kann. Dazu soll das Coastal-Rowing ein zentraler Bestandteil sein. Daneben wird FISA die gleiche Teilhabe beider Geschlechter vorantreiben. Eine Quote in den Funktionen und die gleiche Zahl der Rennen auf den Spitzen-Events einschließlich der olympischen Spiele ist wohl nur eine Frage der Zeit. "Die neue FISA-Führung sucht erkennbar den Kontakt zu ihren Mitgliedsverbänden", schlussfolgert Siegfried Kaidel. "Sie agiert offen und erklärt ihre Absichten. Wir beteiligen uns da gerne an dem Diskussionsprozess".