14. Juli 2015 | Panorama | von Dag Danzglock

18. Gesprächsforum in Meggen

Bereits traditionell lädt der Verband der Kunststoffindustrie e. V. (PlasticsEurope Deutschland) am Tag der Vorläufe der Welt-Cup-Regatta in Luzern zu einem Diskussionsabend ein. In diesem Jahr stand im Hotel Balm in Meggen die Zukunft der Sportförderung auf der Agenda. Hierzu konnte Dr. Jürgen „Dolle“ Schröder als Organisator eine Reihe hochkarätiger Gäste gewinnen. Zum Kreis gehörten Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium (BMI), Christian Schreiber, Vorsitzender der Athletenkommission des DOSB und mehrfacher Ruder-Weltmeister, Siegfried Kaidel in seiner Funktion als Sprecher der Sportfachverbände im DOSB und der Geschäftsführer von PlasticsEurope Deutschland Michael Hermann. Die Moderation hatte mit Jochen Sprentzel ein mit dem Rudersport eng verbundenes Urgestein des Sportjournalismus übernommen.

Im Kern näherte sich der Kreis der Frage, ob eine Sportförderung eher nach dem "Gießkannenprinzip" oder auf Erfolgspotential auszurichten ist. Hier bestand Einigkeit, dass die Zielvereinbarungen für die vergangenen olympischen Spiele eher unrealistisch und kaum erreichbar waren. Christian Schreiber forderte mehr Transparenz in den Entscheidungen und erinnerte, dass es sogar einer gerichtlicher Entscheidung bedurft hatte, um die Vereinbarungen zu veröffentlichen. Wenngleich "Ziele im Sport hochgesteckt werden müssen, um erfolgreich zu sein", so Siegfried Kaidel, war sich die Runde einig, dass es neuer Konzepte bedarf. "Das BMI gibt keine Medaillenziele vor", stellte Gerhard Böhm fest. Dennoch favorisiert man dort eine individualisierte, an den Ergebnissen und Chancen ausgerichtete, Förderung. Daneben sei die Beachtung des Nachwuchses wichtig, um die Zukunft zu sichern. Eine Richtung, der sich der Sport anschließen kann, obwohl es im Einzelfall schwierig werde, einzelne Bootsgattungen herauszuheben, wie Siegfried Kaidel und Christian Schreiber anmerkten. "Die Politik soll sich aus Fachfragen heraushalten", lautet das Credo von Michael Herrmann. Für ihn greift "eine Fokussierung auf Medaillen zu kurz", auch wenn im Sport der Leistungsgedanke gelte. Unterschiedliche Positionen wurden zur Bezahlung der Trainerinnen und Trainer deutlich. Während das Innenministerium mit Hinweis auf die Vergütung von Beamten, beispielsweise von Schulleitungen, die vorgegebenen Grenzen für angemessen erachtet, sehen Christian Schreiber und Siegfried Kaidel Nachbesserungsbedarf., um den Beruf attraktiv zu machen. Das sogenannte "Besserstellungsverbot", wonach überwiegend öffentlich geförderte Verbände wie der DRV die Richtlinien für Bundesbeamte unter anderem für Vergütung und Reisekostenerstattung anwenden müssen, ist Kaidel ein Dorn im Auge. "Man kann Sport und Verwaltung nicht durchgängig vergleichen. Die Anforderungen sind für unsere Aktiven, Trainer und Funktionäre andere". Überhaupt wünscht sich Kaidel mehr Menschen mit sportlichem Hintergrund im BMI, um den Besonderheiten des Sports mehr Beachtung zu schenken. Einig war sich die Runde in der Beurteilung der Olympiabewerbung von Hamburg. Für den deutschen Sport sei sie ein wichtiger Meilenstein. Das gute Konzept habe große Chancen, sich international durchzusetzen.

Nicht vergessen wurde Günther Maletzko, der regelmäßig an den Runden dabei war, aber im Frühjahr nach langer Krankheit verstorben ist. An die informative Debatte schloss sich auch in diesem Jahr ein geselliger Teil an. Beim Abendessen ließen sich die sportpolitischen Themen vertiefen und Kontakte knüpfen.