10. Juli 2015 | Breitensport | von Ulrike Stroh und Christian Schultes, SG Stern Stuttgart, Daimler Sportwelt

Unstrut-Saale in Sachsen-Anhalt - ein Paradies, nicht nur für Wanderruderer

Einen Tag vor Himmelfahrt im Jahr 2015 trafen sich interessierte Wanderruder aus dem gesamten Bundesgebiet, um an der Jubiläumsfahrt Unstrut - Saale teilzunehmen, die zum 10ten Mal stattfand. Eingeladen hatte Petra Bertram, Landeswanderruderwartin, des Landesruderverband Sachsen‑Anhalt e.V.

In Sachsen - Anhalt wird diese Fahrt in den ungeraden Jahreszahlen anstatt des Landeswanderruder-treffens organisiert, welche immer auf hohen Zuspruch stößt. So folgten wieder 11 Ruderinnen und vier Ruderer, von Konstanz bis Oldenburg der Einladung.

Am Vorabend der Fahrt trafen sich die Teilnehmer in der Jugendherberge in Heldrungen. Das ist eine an diesem Ort nicht erwartete Wasserburg von Heldrungen, umgeben von zwei Wassergräben, die in den letzten Jahren so renoviert wurde, dass viele Zimmer einen gehobenen Standard haben. Einige Teilnehmer nahmen am Abendessen in der Jugendherberge teil und anschließend konnte man sich in gemütlicher Runde, bei launigen Getränken, bereits näher kennen lernen. Da die Teilnehmerliste aus 15 Ruderern bestand, kam die Frage auf, wer denn nun der Landdienst sei. Nach dem Frühstück wurde klar, es gibt keinen und die Diskussion, wer denn nun den Landdienst machen muss, entfiel. Petra hatte jeweils einen lokalen Unternehmer beauftragt, das Gepäck von Quartier zu Quartier zu befördern. Eine sehr komfortable Lösung, welche für viele der Teilnehmer neu war.

Am ersten Tag ging es mit dem Taxi von der beeindruckenden Wasserburg Heldrungen nach Roßleben, zum dortigen Ruderverein, wo uns die Boote bereits erwarteten. Sie waren am Vortag vom Verleiher der Boote, dem Halleschen Ruderclub e.V., dorthin gebracht worden. Gastfreundschaftlich begrüßten uns der ehemalige und der neue Vorsitzende des Roßleber Rudervereins. Dort kamen kurz nach unserer Ankunft noch Wanderruderer vom RC Neptun Meißen an, die mit zwei C-Gig Vierern ebenfalls eine Tour nach Halle/Saale starteten. Sie hatten sich allerdings für ihre Tour andere Etappenorte und einen Tag mehr Zeit genommen, sodass sie uns nicht ständig begleiteten. Am Start ist die Unstrut bei Roßleben recht schmal, keine 20 Meter breit, mit geringer Strömung. Kurz nach 10 Uhr ging es endlich los.

Entlang der Unstrut führt die kleine Bahnstrecke der privat betriebenen Burgenlandbahn. Meist auf der linken Uferseite befinden sich entlang der Unstrut etliche Burgen, Schlösser und kleinere Herrenhäuser. Der Tourismusverband des Landes Sachsen - Anhalt, hat die schöne Landschaft entlang Unstrut und Saale auch unter dem Namen "Blaues Band" bekannter gemacht. So entstanden für Kanuten, Paddler und Motorsportboote entsprechende Einrichtungen, welche auch von den Wander­ruderern gerne genutzt werden. Gute Anlegemöglichkeiten bieten lokale Kanu- und Rudervereine, sowie die Wasserwanderrastplätze entlang des "Blauen Band". Also genug Möglichkeiten für uns zum Anlegen und einen Steuermannswechsel vorzunehmen. An diesem Himmelfahrtstag, in Sachen - Anhalt, wird er statt Vatertag auch Männertag genannt, waren mit uns auch noch etliche Paddler und Kanuten unterwegs. Die meisten der Wassersportler deshalb statt mit Eile, eher mit Weile unterwegs, so dass die Durchfahrt der Brücke in Memleben für einen Vierer unserer Gruppe zum ganz besonderen Erlebnis wurde. Mit zu wenig Fahrt war das Boot für die Durchfahrt nicht flink genug und es begegnete zu dicht einem Brückenpfeiler. Glück im Unglück hatte die Mannschaft, da nur zwei Steuerbord Ausleger Schaden nahmen und die Bootshaut vollintakt blieb. Etwas geschwächt ging es bis zur dritten Schleuse, dem Mittagsziel weiter. Die Versuche, die Ausleger dort wieder in Form zu bringen scheiterten. Kurzerhand wurde Christians Vorschlag gefolgt und ein intakter Backbordaus­leger an der Steuerbordseite verschraubt. Selbst die ganz erfahrenen Ruderhasen, waren über diese Lösung sehr erstaunt und räumten freimütig ein, so eine Lösung noch nie in Erwägung gezogen zu haben!!! Wenigstens war das Boot so mit 3 Plätzen weiter ruderbar, denn nur der Bugplatz blieb frei. Jetzt wäre natürlich ein Landdienst nicht schlecht gewesen. Ersatzweise nutzten wir das Angebot, unseren Bugruderer in ein Boot der Meißener Ruderer, welches mit Lücke unterwegs war, für den letzten Etappenabschnitt des Tages unterzubringen.

Am Etappenziel Freyburg/Unstrut, fiel die Weinprobe leider aus und es blieb Zeit, sich das Örtchen bis zum Abendessen anzuschauen. Freyburg gilt nicht nur wegen der Rotkäppchen Sektkellerei als Weinstadt, sondern es kommen auch etliche andere lokale Rebsorten aus diesem Anbaugebiet.

Dazu hatte Fahrtenleiterin Petra jedem Boot eine Probiertasche mit regionalen Weinen und süßen Köstlichkeiten, hier Halloren Kugeln und Wikana Keksen zusammengestellt. Am zweiten Tag nutzten wir den längeren Aufenthalt am Naumburger Ruderclub für einen ausgiebigen Frühschoppen mit trockenem Silvaner oder lieblichem Bachus, welcher als Schorle getrunken wurde. Zur Mittagsrast beim Weißenfelser Ruderclub mundete dann ein Róse.

Dort trafen wir auf eine Gruppe Ruderer aus Lehnin, inkl. ihrer Gäste aus Köln. Und so ergab sich für die nächsten Tage die stellenweise Besetzung eines Ruderplatzes in dieser Gruppe. Obwohl Ruder-etappen und Unterkünfte unterschiedlich waren, begegnete man sich meist an der Mittagsrast oder an den Schleusen. Trotz dieser Hilfe ließ es sich nicht vermeiden, den Bug-Platz des beschädigten Bootes als Ruheplatz zu nutzen. Dafür gelang es, das Boot mit entsprechend starker Mannschaft so zu besetzen, dass es zu keiner Zeit langsamer war, als die anderen. Wer auf dem Bugplatz saß, musste sich nicht langweilen und konnte die zahlreichen Pflanzen und Tiere bewundern. Bereits am zweiten Tag wurden einige und später an der Saale, mehrere Eisvögel gesichtet. Ebenfalls haben sich Nilgänse an der Saale verbreitet, welche markant an ihren roten Augen im hellen Kopf, zu erkennen sind.

Der dritte Tag bot herrliche Ansichten von Merseburg mit Schloss, Dom und gut renovierten Häusern. Da die zwei hintereinander liegen­den Schleusen von einem radelnden Schleusenwärter bedient wurden, ergab sich an der zweiten Schleuse zwangsweise eine längere Pause mit imposanter Stadtansicht. Hier kam man ins Gespräch über die Merseburger Zaubersprüche, an deren Beispiel noch heute in Baden-Württemberg die althochdeutsche Sprache im Deutschunterricht behandelt wird. Gleiches gilt für die Merseburger Rabensage. Nach der Mittagspause am Merseburger Ruderverein wechselte das bisher sehr sonnige Wetter in leichten Nieselregen und setzte sich bis kurz vor Ankunft am Halleschen RC fort. Aufgrund des Wetters waren wenig Wassersportler unterwegs, nur den Nutrias machte der Regen nichts aus. Wegen ihres Fells wurden die ursprünglich aus Südamerika stammenden Nager hierzulande in Pelztierfarmen gezüchtet, sind ausgebüchst oder wurden in erheblichen Mengen freigelassen. Sie sind gerade in städtischen Gebieten eine Plage, da sie kaum Feinde haben und man sie hier nicht jagen darf.

Die vier Tage entlang des "Blauen Band" in Sachsen - Anhalt, waren sehr gelungen, die Strecke ist landschaftlich schön, Tierreich und Feinschmecker tauglich in allen Belangen. Selbst die beinahe Havarie tat der Stimmung keinen Abbruch und ließ die Mannschaft dieser Rudertour noch enger zusammenrücken.

Vielen Dank an die Ruderer des Halleschen Ruderclub für die Bereitstellung der Boote und der Obleute. Danke auch für die Unterstützung der Wanderruderer aus Meißen und Lehnin.

Ein großes Dankschön geht an die Fahrtenleiterin an Petra Bertram, für die tolle Organisation. Sie hat es wieder geschafft, eine Traditionsfahrt nicht langweilig werden zu lassen.