13. Aug. 2016 | Jugend | von Svenja Grauert und Oskar Schütt

Rio im Regen - wer hätte das gedacht & was zum Teufel tut man dann?

Als wir heute früh aus dem Fenster blickten, wurden wir leider von strömendem Regen überrascht. Die Regenponcho-Verkäufer in Lapa machten schon morgens um 7:15 Uhr das Geschäft ihres Lebens, denn einige sehr optimistische Teilnehmer/-innen reisten leider ohne Regenjacke im Gepäck nach Rio. Gut ausgerüstet, beziehungsweise in Plastikfolie eingeschweißt, stiegen wir in die Metro zum "Jardin de Alah". Unsere Hoffnung, an der Regattastrecke könnte möglicherweise strahlender Sonnenschein herrschen, wurde leider nicht erfüllt. Aber das hielt uns definitiv nicht davon ab, das erste Rennen des Tages, den Leichtgewichtsdoppelzweier der Frauen lauthals über die Ziellinie zu brüllen! Zeitgleich bekamen wir trotz des schlechten Wetters den ersten Athletenbesuch des Tages. Marcel Hacker testete seine Daunenjacke und grinste in mindestens 42 Handykameras und Oles Regenschirm wurde kurzerhand entwendet, um die Autogramme im Trockenen schreiben zu können. Gemeinsam mit Marcel feuerten wir auch die nächsten beiden deutschen Boote, den Leichtgewichtsdoppelzweier der Männer und den Vierer ohne an.

Ein Großteil der nassgeregneten Gestalten entschied sich dafür, nach den B-Finals mit deutscher Beteiligung die Strecke zu verlassen, um sich im Hostel trockenzulegen. Nicht aber der hartgesottene Kern von neun Teilnehmerinnen samt Betreuerin, die es sich nicht nehmen lassen wollten, die A-Finals zu gucken. Und für ihr Durchhaltevermögen wurden sie auch prompt belohnt. Pünktlich zu Beginn der A-Finals hörte der Regen auf und die Sonne kämpfte sich durch die Wolken. Aber nicht nur die Sonne, sondern auch Marie-Catherine ARNOLD und Mareike ADAMS kämpften sich bis zu uns auf die Tribüne vor. Wir konnten viele Fotos schießen und die Mädels berichteten lange von ihren Olympiaerfahrungen und beantworteten viele Fragen. Auch der leichte Doppelzweier mit Fini STURM und Marie-Louise DRÄGER kam zu uns auf die Tribüne - immerhin ist Fini noch vor einigen Jahren selber bei den DRJ-Kinderlehrgängen gewesen - und gab bereitwillig Autogramme. Gemeinsam verfolgten wir die spannenden A-Finals und bekamen einiges geboten.

Nach der letzten Siegerehrung belegten wir die Absperrung zur Sportlerzone, um möglichst viele Athleten abzupassen und die Sammlung an Autogrammen und Selfies stieg minütlich an, denn alle Medaillengewinner mussten auf dem Weg zur Pressekonferenz an uns vorbei. Nachdem sogar Hamish Bond (er hat sich für das Foto mit Max übrigens auf die Zehenspitzen gestellt) und Mahe Drysdale sich auf den DRV-Klatschpappen verewigt hatten, fehlte nur noch Emma Twigg, doch auf die warteten wir leider vergebens. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag! Auf dem Weg zum Ausgang trafen wir noch Gerhard Meyboden, der uns von seiner Schiedsrichtertätigkeit am Startturm berichtete und Christian Schreiber, den Vorsitzenden der Athletenkommission des DOSB und ehemaligen Weltmeister im Doppelvierer.

Der Hunger trieb die zehnköpfige Truppe daraufhin in das nächste Einkaufzentrum, in welchem die eine Gruppe ihre knurrenden Mägen in einem netten Burger-Restaurant beruhigte und die anderen nach kurzer Nahrungsaufnahme noch ein wenig shoppen gingen. Danach fuhren wir wieder zurück ins Hostel.

Die "nur die B-Finals-Gucker" teilten sich, zurück im Hotel, in zwei Gruppen auf. Die einen machten sich auf die Suche nach der Olympia-Ausstellung und fanden sie sogar! Nur haben die Brasilianer anscheinend eine andere Interpretation der Öffnungszeiten 9-21 Uhr, die Ausstellung war jedenfalls geschlossen. Aber immerhin konnten noch einige Fotos vom Maracana -Stadion geschossen werden und den Weg zum Leichtathletikstadion kennen wir nun auch schon.

Die andere Gruppe fuhr unterdessen mit der U-Bahn in eine Shopping Mall, um noch letzte Mitbringselträume zu erfüllen. In Kleingruppen machten wir die Läden unsicher und die Verkäufer waren nicht sonderlich erfreut, als große rudernde Heranwachsende sich an ihren ausgestellten und offensichtlich nicht für Rudererhände gemachte Sportgeräte probierten. Auch die Fußmassagesessel blieben nicht ungetestet und bekamen das Prädikat "Joar, echt angenehm, ne!" Das Highlight war allerdings die Fahrt zurück in der Bahn. Die Akkus der Rudis waren voll aufgeladen und so beschallten wir die Einwohner Rios, die "Cariocas" mit allerlei deutschem Liedgut, Fangesängen und einem Humba, Humba, Täterää!", welches den Wagon spürbar zum Beben brachte.

Wiedervereint viel zu Beginn des Abendessens einigen gar nicht auf, dass wir plötzlich zu einundfünfzigst waren. Paul Castle, einer der Regattasprecher der olympischen Ruderregatta und einer, von dem mehr Menschen die Stimme kennen, als dass sie wissen, wie er aussieht, saß nun leibhaftig bei uns am Tisch. Danach machten wir eine Gesprächsrunde und er berichtete uns von seinen Erlebnissen auf dieser und auf vielen vorherigen internationalen Ruderregatten. Auch die Rudis des olympischen Jugendcamps waren interessiert mit dabei und stellten ihm ihre Fragen. Jetzt, nachdem wir ihn kennengelernt haben, freuen wir uns, dass wir morgen von seiner Stimme hoffentlich den Olympiasieg des Deutschlandachters verkündet bekommen. Die Vorfreunde der Rudis ist grenzenlos und die Vorbereitungen für eine "Eskalation" auf der Tribüne laufen auf Hochtouren!