53. Wanderrudertreffen in Schweinfurt
14. - 16. September 2018
Wanderruderer trafen sich im Frankenland
Während die Elite des deutschen Rennrudersports in Plowdiw um WM-Medaillen ruderte, fand sich die „Elite des Wanderruderns“ im fränkischen Schweinfurt zu ihrem traditionellen Jahrestreffen ein. Der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel hatte eigens den Austragungsort der Weltmeisterschaften verlassen, um die Breitensportler in seiner Heimatstadt zu begrüßen. Schließlich seien die Wanderruderer, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Verband noch unerwünscht waren, heute eine tragende Säule des Verbandes, sagte er.
Noch vor der offiziellen Eröffnung des 53. Wanderrudertreffens im Festzelt auf dem Clubgelände hatten die Ausrichter vom Schweinfurter Ruder-Club Franken ihre Gäste zu einer kurzen Stadtführung eingeladen. Die Idee erwies sich als Volltreffer, denn viele Ruderer nahmen das Angebot dankbar an. Denn als Aktiver sah man bei früheren Treffen doch nur sehr wenig von der Gastgeberstadt.
Sonne satt für Ruderer und Landgänger
Rund 30 Boote wurden anderntags in Eltmann in den Main geschoben, der von den Franken als „das Wanderruderparadies schlechthin“ gepriesen wird. Vorbei an grünen Wiesen und Wäldern, sanften Hügeln, naturbelassenen Flussauen, aber auch Baggerseen, und sonnenverwöhnten Weinbergen führte die Tagestour über 36 Kilometer flussabwärts zurück nach Schweinfurt. Drei Schleusen waren auf dem Weg zu passieren, lange Wartezeiten gab es dank guter Organisation jedoch nicht. Ausreichend Zeit blieb aber für die Mittagsrast auf dem Gelände der Sportvereinigung 1920 Untertheres. Dort wie auf der ganzen Tour wurden auch die Ruderer von der Sonne verwöhnt.
Gleiches Glück hatten die „Landgänger“, die derweil in Kleinbussen eine Rundreise durchs Frankenland unternahmen. Zu deren Stationen gehörten die Wallfahrtskirche Maria Limbach, Haßfurt, Zeil am Main und Königsberg in Bayern mit ihren Sehenswürdigkeiten. Im Schweinfurter Festzelt traf man sich bei Kaffee und Kuchen schließlich wieder mit der Schar der Ruderer.
Die Erlebnisse des Tages boten ausreichend Gesprächsstoff für das Fest der Ruderer am Abend. Man erinnerte sich vergangener Wanderfahrten und besprach bevorstehende; neue Bekanntschaften wurden vertieft und Adressen ausgetauscht. All das bei Speisen vom reichhaltigen Büffet und wahlweise Frankenwein oder Bier.
Festakt am Sonntag
Für manchen der Höhepunkt des Wochenendes war natürlich der Festakt des DRV am Sonntagmorgen im Schweinfurter Rathaus. Der musikalischen Eröffnung durch das Würzburger Blechbläserquintett folgten Grußworte von Hauke Hans, dem 1. Vorsitzenden des Schweinfurter Ruder-Clubs Franken von 1882, Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé, dem Schirmherrn des WRT, und Staatssekretär Gerhard Eck vom bayerischen Innenministerium.
Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister und dem Präsidenten des Bayerischen Ruderverbands, Thomas Stamm, nahm Siegfried Kaidel die Ehrungen der frischgebackenen Äquatorpreisträger, der Jubilare des Fahrtenwettbewerbs und der Gewinner des DRV-Wanderruderpreises vor. 26 Aktive haben im vergangenen Jahr die symbolische Erdumrundung im Ruderboot vollendet, darunter die jüngste aller bisherigen Preisträger, die 21-jährige Nirina Beilfuß (RC Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow). Fünf Aktive erhielten die Silberne Nadel für den zweiten Erdkreis, die Berliner Ulrich Stoeckel und Hans-Joachim Döhring sind Nr. 32 und 33 unter den dreifachen „Äquatorianern“.
Glückwünsche nahmen auch Jubilare des Fahrtenwettbewerbs entgegen, die das Abzeichen bereits zum 40., 45., 50. oder 55. Mal erworben haben. Übertroffen wurden sie alle diesmal vom 85-jährigen Lothar „Willy“ Brandt (Pro Sport Berlin 24). Wie die nicht anwesende Ingeborg Kirsch erfüllte er die Bedingungen im vergangenen Jahr zum 60. Mal – und denkt noch nicht ans Aufhören!
Alt Bekannte beim Wanderruderpreis
Allen Vereinen, die 2016 den DRV-Wanderruderpreis in ihren Gruppen gewonnen hatten, war 2017 die Titelverteidigung gelungen. Die Albis Colonia Rudergesellschaft Meißen, die Ruderabteilung von Pro Sport Berlin 24 und der Ruderclub Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow durften die schwergewichtigen Preise also wieder mitnehmen. Auch die Schülerruderriege des Gymnasiums Carolinum Osnabrück verteidigte ihre Trophäe. Der Preis für den Sieger unter den mitgliederstärksten Vereinen wurde allerdings vermisst, denn der Bonner Ruderverein 1882 war gar nicht erst angereist, was nicht nur Ina Holtz, die scheidende Ressortleiterin Wanderrudern im DRV-Vorstand, mit Bedauern bemerkte.
Überhaupt hatten etliche der zu Ehrenden den Weg nach Schweinfurt gescheut. 19 Jahre zuvor, als die Mainstädter schon einmal das WRT ausgerichtet hatten, vermeldete der „rudersport“ rund 700 Teilnehmer. In diesem Jahr waren es noch knapp 200. Vor allem die „Nordlichter“ machten sich rarer. Siegfried Kaidel stellte denn auch fest, dass man sich im Verband Gedanken machen müsse, wie das Jahrestreffen der Wanderruderer „wiederzubeleben“ wäre. Schwindende Teilnehmerzahlen bereiteten den Ausrichtern auch finanzielle Probleme. Die Organisation eines solchen Ereignisses ist für jeden Verein ein Kraftakt. Schweinfurts Cheforganisator Horst Masuch und sein Team hatten rund 80 Helfer mobilisiert, die als Festzeltbetreuer, Stegbauer, Bootsträger Motorbootfahrer, Shuttle-Chauffeure, Reiseleiter für das Landprogramm, Kuchenbäcker, Grillmeister und in etlichen anderen unentbehrlichen Funktionen tätig waren. Stellvertretend für sie alle nahm Masuch Dank und anerkennenden Applaus derer entgegen, die nach Schweinfurt gekommen waren und es nicht bereut hatten. Die fast familiäre Atmosphäre hat für die Teilnehmer schließlich auch Vorteile.
WRT 2019
Erstes Ergebnis des Nachdenkens im Verband ist es offenbar, dass das 54. Wanderrudertreffen vom 21. bis 23. Juni 2019 gemeinsam mit den Deutschen Meisterschaften der U17, U19 und U23 in Brandenburg an der Havel ausgetragen wird. Im Namen des ausrichtenden Brandenburger Ruder-Clubs Havel lud Florian Lorbiecki auf Fritze Bollmanns Beetzsee ein, wo 2019 überdies der 50. Jahrestag der Eröffnung der Regattastrecke begangen wird.
Nach dem obligatorischen dreifachen „Hip Hip Hurra“ und einem weiteren Bläserquintett klang das ausgezeichnet organisierte 53. Wanderrudertreffen des DRV aus – und war schon Geschichte.
Beitrag im TV
Der Bayerische Rundfunk war zur Tagestour beim WRT dabei und hat einen Beitrag zum Thema "Faszination Wanderrudern" erstellt. Gezeigt wurde er in der Abendschau am 19.09.2019.
Hier können Sie die Sendung in der Mediathek verfolgen. Ca. ab Minute 20 geht es los.