02. Aug. 2018 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

Bereits fünf Boote in der nächsten Runde

Der Frauen-Vierer ohne hat sich direkt für das Finale qualifiziert.
Der Deutschland-Achter steht als Vorlaufschnellster im Finale.
Lars Wichert hat sich souverän für das Halbfinale im leichten Einer qualifiziert.
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Pünktlich zum Wettkampfauftakt hatten sich die Schleusen über dem Strathclyde Country Park in Glasgow geschlossen. Auch der Wind hatte nachgelassen und hin und wieder ließ sich sogar die Sonne blicken. Insgesamt neun Vorläufe mit deutscher Beteiligung standen heute auf dem Programm. Zwei Boote haben sich direkt für das A-Finale qualifiziert, drei Boote stehen bereits im Halbfinale und die restlichen vier müssen in den Hoffnungslauf.

Den Auftakt machten Paul Schröter (Ruderklub am Wannsee e.V.) und Laurits Follert (Crefelder Ruder-Club 1883 e.V.) im Männer-Zweier ohne Steuermann. Das Duo lag zu Beginn noch auf Rang zwei, wurde dann aber Opfer des Kamera-Katamarans, der große Wellen schmiss. Daraufhin kamen die zwei aus dem Rhythmus und das Tempo war dahin. Als Vierter mussten sie am Nachmittag noch einmal im Hoffnungslauf ran. „Das ist wirklich großer Mist. Die Jungs sind gut gerudert, haben aber nichts davon gehabt“, ärgert sich Trainer Christian Viedt. Mit Wut im Bauch ging es dann nach nur drei Stunden Pause im Hoffnungslauf um den Halbfinaleinzug. Dieses Mal blieben die Deutschen von der Welle verschont und qualifizierten sich mit einem sicheren zweiten Platz für die nächste Runde. „Das war schon ein bisschen Arbeit, aber das ist ja auch kein Ponyhof hier. Das Hauptproblem war, dass wir keine drei Stunden Pause zwischen den beiden Rennen hatten, das haben wir auf den letzten 500 m dann auch gemerkt. Wir haben jetzt zwei stabile Rennen gezeigt und freuen uns auf morgen“, so Laurits Follert.

Frauen-Vierer ohne steht im Finale
Nach dem tollen Auftakt in Linz, lief es für den Frauen-Vierer ohne Steuerfrau in Luzern nicht wie geplant. Die vergangenen zwei Wochen hat Trainer Werner Nowak genutzt, um Sophie Oksche (Donau-Ruder-Club Ingolstadt e.V.), Frauke Hacker (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956 e.V.), Alexandra Höffgen (Neusser Ruderverein e.V.) und Ida Kruse (Ruderverein Münster von 1882 e.V.) für Glasgow in Fahrt zu bringen. Erstes Ziel war die direkte Finalqualifikation im Vorlauf und das ist dem Quartett souverän gelungen. Nach einem nicht optimalen Start arbeitete sich das Boot auf den zweiten 500 m auf Rang zwei vor und gab diese Position nicht wieder ab. Damit sind sie direkt für die Endrunde qualifiziert. „Wir sind auf jeden Fall zufrieden. Am Ende war es etwas ärgerlich, dass wir die Rumäninnen nicht noch bekommen haben. Aber die Bedingungen sind fair“, so Sophie Oksche und Alexandra Höffgen ergänzt „Die Strecke hier geht extrem schnell rum.“

Männer-Vierer ohne kam nicht ins Rennen
Der Männer-Vierer ohne war mit der Leistung in Luzern ebenfalls nicht zufrieden und wollte heute wieder angreifen. Felix Brummel (Ruderverein Münster von 1882 e.V.), Nico Merget (Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.), Peter Kluge (Celler Ruderverein e.V.) und Felix Drahotta (RTHC Bayer Leverkusen) hatten es in ihrem Rennen mit den zuletzt sehr starken Holländern zu tun. Nur der Erste des heutigen Vorlaufs qualifiziert sich direkt für das Finale, die anderen Teams müssen den Umweg über den Hoffnungslauf gehen. Entgegen der eigentlichen Aufgabe, vorne mitzurudern, fanden die Jungs von Trainer Tim Schönberg heute nicht ins Rennen und müssen als Vierter in den Hoffnungslauf. „ Wir kamen überhaupt nicht ins Rennen. Wir hatten uns vorgenommen, aggressiv loszufahren, da ist schon etwas frustrierend. Dann war es natürlich extrem schwer, Anschluss zu finden. Da die Holländer schon früh weit weg waren und wir hätten Erster werden müssen, konnten wir am Ende auch Tempo rausnehmen“, erklärt Nico Merget. „Ich gehe aber positiv in den Hoffnungslauf. Wir sind ein schnelles Boot und müssen einfach unsere Leistung abrufen. Vielleicht finden wir dadurch auch zu unser alten Stärke zurück.“

Frauen-Doppelvierer mit gutem Einstand
Als nächstes war der Frauen-Doppelvierer an der Reihe. Das neu zusammengesetzte Boot mit Julia Lier (Hallesche Ruder-Vereinigung Böllberg v. 1884), Constanze Duell (Münchner Ruder-Club von 1880 e.V.), Frauke Hundeling (Deutscher Ruder-Club von 1884 e.V.) und Julia Leiding (Rostocker Ruder-Club von 1885 e.V.) hat erst acht Tage zusammen gerudert, daher muss man auch erst einmal schauen, was geht. Das Quartett kam mit den ersten Schlägen gut raus, fand schnell einen gemeinsamen Rhythmus, aber musste aber die starken Ukrainerinnen, aktuelle U23-Weltmeisterinnen, früh ziehen lassen, damit war dir direkte A-Finalqualifikation schon vergeben. Nach einem spannenden Finish überquerten die anderen vier Boote alle innerhalb von zwei Sekunden die Ziellinie. Das deutsche Boot wurde am Ende Vierter. „Wir hatten uns vorgenommen, ein kontrolliertes Rennen zu fahren. Wir sind gut gestartet und dann vielleicht etwas zu früh ins Streckentempo gegangen. Dadurch konnten uns die anderen Boote eine Länge abnehmen. Im weiteren Rennverlauf sind wir aber immer wieder rangekommen und haben am Ende noch einen guten Endspurt hingelegt, vielleicht war das ein bisschen zu spät. Morgen müssen wir dann liefern“, so Frauke Hundeling.

Männer-Doppelzweier im Halbfinale
Mit Gegnern aus Serbien, Italien und den Polen, die Gewinner aus Luzern, hatten Stephan Riemekasten (Rudergemeinschaft Rotation Berlin) und Max Appel (Sportclub Magdeburg e.V. Abteilung Rudern) laut Riemekasten „nicht den Anfängerlauf erwischt.“ Das Duo kam gut aus dem Startblock und führte das Feld die ersten 500 m an. Dann erhöhten die Polen das Tempo und fuhren davon. Auf der letzten Teilstrecke zogen die Italiener zum Endspurt an und fingen das deutsche Boot noch ab. Als Drittplatzierter stehen die Athleten von Trainer Dirk Brockmann aber sicher im Halbfinale. „Wir sind erstmal zufrieden. Wir sind gut rausgefahren und haben versucht bis 1000 m einen guten Übergang zu finden. Als die Polen vorbei waren, wollten wir den zweiten Platz halten. Die Serben haben dann schon früh aufgegeben, da wussten wir, dass wir sicher weiter sind. Das war auch gut für den Kopf“, so Max Appel. „Am Ende wollten wir dann Körner für das Halbfinale sparen und sind den Endspurt der Italiener nicht mitgegangen.“ Mit den Bedingungen waren beide zufrieden. „Die waren echt super, wir sind die Strecke runtergeprügelt. Wir haben heute auf jeden Fall Selbstbewusstsein getankt, dass wir da vorne mitfahren können“, ergänzt Riemekasten.

Marie-Louise Dräger muss Umweg Hoffnungslauf nehmen
Nach ihrem Sieg in Luzern will Marie-Louise Dräger im leichten Einer auch bei der EM um die Medaillen mitfahren. Die Rostockerin lag lange Zeit auf dem zweiten Platz,der den direkten Finaleinzug bedeutet hätte. Dann zog die Italienerin noch auf den letzten 500 m vorbei, als Dritte muss sie morgen im Hoffnungslauf noch einmal ran. "Ich finde das gar nicht so schlimm, so hab ich
morgen noch ein Rennen zum Üben. Ansonsten wäre die Pause bis Sonntag doch ziemlich lang. Am Ende hab ich die Italienerin ziehen lassen, um Körner zu sparen", so Marie nach dem Rennen.

Lars Wichert als Vorlaufzweiter weiter
Lars Wichert (Ruder-Club 'Allemannia von 1866‘) hatte sich als Ziel gesetzt, in seinem Vorlauf unter die ersten drei zu kommen. Seine größten Konkurrenten waren der Ungar Peter Galambos, der schon mehrere Medaillen gewonnen hat, und der Belgier Ruben Somers. Der Hamburger ging das Rennen beherzt an und übernahm nach dem Start die Führung. Erst kurz vor der 1500-m-Marke zog der Ungar am 31-jährigen Deutschen vorbei. Mit einer Bootslänge Vorsprung auf den Belgier kam Wichert souverän als Zweiter ins Ziel – Mission completed. „Das war erst einmal ein solider Einstieg. Bei den mittleren 1000 war es dann doch windiger als erwartet. Jetzt hab ich einen Tag Pause und kann mich regenerieren und den Speicher auffüllen. In dem Feld ist es ja auch entscheidend, wie die Halbfinalläufe ausgelost werden. Es kann jetzt schon passieren, dass man bereits im Halbfinale einen Hammerlauf bekommt.

Leichter Frauen-Doppelzweier muss in den Hoffnungslauf
Eine Top-7-Platzierung ist laut Trainer Ralf Hollmann das EM-Ziel von Leonie Pless und Katrin Thoma (Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.) im leichten Frauen-Doppelzweier. Das Duo saß bereits beim Weltcup in Belgrad gemeinsam im leichten Frauen-Doppelzweier und wurde dort Siebte. Mit dem amtierenden Weltmeister aus den Niederlanden erwartete das deutsche Boot harte Konkurrenz, zog doch nur der Vorlauferste direkt ins Finale. Die beiden Frankfurterinnen ordneten sich nach dem Start auf dem vierten Rang ein, das Tempo an der Spitze machten die Niederländerinnen. Im weiteren Rennverlauf mussten die Deutschen die ersten drei Boote ziehen lassen. Die Deutschen nahmen das Tempo raus und sparten so Körner für den Hoffnungslauf. „Wir wussten, dass das ein schweres Rennen wird. Wir sind nicht so gut gestartet wie erhofft. Unser Ziel war es, an Großbritannien ranzufahren, das hat nicht ganz geklappt. Morgen müssen wir dann unter die ersten zwei kommen, das wird auch nicht leicht“, so Leonie Pless.

Deutschland-Achter wird Favoritenrolle gerecht
Der Deutschland-Achter ist erfolgreich in die Mission Titelverteidigung gestartet. Im letzten Vorlauf des Tages lieferte sich das DRV-Flaggschiff mit Johannes Weißenfeld (Ruderclub 'Westfalen'  1929 e.V. Herdecke), Felix Wimberger (Passauer Ruderverein von 1874 e.V.), Maximilian Planer (Bernburger Ruderclub e.V.), Torben Johannesen (Ruder-Club Favorite Hammonia), Jakob Schneider (Ruderklub am Baldeneysee e.V.), Malte Jakschik (Ruderverein Rauxel von 1922 e.V.), Richard Schmidt (Ruderverein 'Treviris 1921' e.V.) und Schlagmann Hannes Ocik (Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e.V.) am Ende ein spannendes Duell mit den Rumänen. Die 500-m-Marke überquerten die beiden Boote zeitgleich. Im weiteren Rennverlauf konnten sich die Jungs von Trainer Uwe Bender etwas absetzen und hatten bis 1750 m fast eine Bootslänge Vorsprung rausgerudert. Dann nahm die deutsche Crew das Tempo etwas raus und die Rumänen konnten mit einem schnellen Endspurt noch einmal bis auf eine halbe Sekunde an die Deutschen ranfahren. Als Vorlaufschnellster ist das DRV-Flaggschiff seiner Favoritenrolle auf jeden Fall gerecht geworden. „Unser Steuermann ist heute auf Auge gefahren. Wir haben früh das Tempo rausgenommen, da sind die Rumänen mit einem schnellen Schlussspurt noch nah rangekommen. Im Finale müssen wir das Rennen dann ausfahren“, erklärt Bender.

Der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer zeigte sich soweit zufrieden. „Die Boote, die wir als stark eingeschätzt haben, waren auch stark, zum Beispiel der Deutschland-Achter, der mit Vorlaufbestzeit seiner Favoritenrolle gerecht geworden ist und Lars Wichert als Vorlaufzweiter im leichten Einer. Der Frauen-Vierer ohne war auch besser als in Luzern und ist auf einem aufsteigenden Ast. Die Leistung des Doppelvierers ist schwer zu beurteilen.“ Verärgert zeigte er sich aber über die vielen Motorboote auf dem Wasser, die extreme Wellen verursachen. „Die Motorboote behindern die Sportler. Wenn man nicht ganz vorne mitfährt, dann kommt man direkt in die Welle. Das muss sich ändern!“

Die European Championships finden in dieser Form in diesem Jahr zum ersten Mal statt. DRV-Vorsitzender Siegfried Kaidel gefällt die Veranstaltung. „Das Medieninteresse ist wie zu erwarten sehr groß. Für uns ist es eine gute Plattform, Rudern in der Öffentlichkeit darzustellen. Wir würden uns freuen, wenn zukünftig all diese Sportarten mehr Beachtung im TV bekommen würden.“

Aus deutscher Sicht geht es morgen um 10.06 Uhr Ortszeit mit dem Hoffnungslauf des leichten Frauen-Doppelzweiers weiter.

Events

Boote

Vorlauf 1 8:02.98 3 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:48.78 2 . Platz
Finale A 0:00.00 6 . Platz

Vorlauf 2 7:23.20 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:01.96 3 . Platz
Finale A 7:00.21 4 . Platz
Finale A 7:00.21 4 . Platz

Vorlauf 2 6:38.88 3 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:30.53 5 . Platz
Finale B 6:19.27 1 . Platz

Vorlauf 2 7:20.73 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 7:15.02 3 . Platz
Finale B 7:11.14 1 . Platz

Vorlauf 2 6:38.99 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:31.67 4 . Platz
Finale B 6:42.75 3 . Platz

Vorlauf 3 7:07.06 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:42.02 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:08.42 6 . Platz
Finale B 6:40.13 2 . Platz

Vorlauf 2 6:51.52 2 . Platz
Finale A 6:47.68 6 . Platz

Vorlauf 1 6:17.90 4 . Platz
Hoffnungslauf 2 6:03.53 4 . Platz
Finale B 6:06.66 1 . Platz

Vorlauf 2 5:32.83 1 . Platz
Finale A 5:27.48 1 . Platz

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