25. Nov. 2018 | Verband | von Deutscher Ruderverband

Weltruderhauptstadt Berlin

v.l.: Prof. Dr. med. Jürgen Steinacker, Denis Oswald, Juliane Möcklinghoff, Michael J McNamee and Lesley McKenna.

Mit einer Reihe von Veranstaltungen bildete Berlin vom 21.- 25. November den Nabel der Ruderwelt. „Wir haben das Programm nur mit der Unterstützung der Bundesregierung organisieren können. Dafür sind wir sehr dankbar. Der deutsche Rudersport hat sich der Weltruderfamilie als guter Gastgeber präsentiert und seine Position ist gestärkt“, ist DRV-Vize Dag Danzglock überzeugt.

Zum Auftakt hatten FISA, DRV und das Sportmedizinische Institut der Universität Ulm mit dem gemeinsam verantworteten sportmedizinischen und 
-wissenschaftlichen Kongress rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Weltruderfamilie für diese hochkarätige Veranstaltung gewinnen können. Ziel dieser Konferenz war die Übertragung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in angewandte Sportmedizin und Sportwissenschaften. Dazu wurde ein Programm mit international renommierten Referenten aus Grundlagenforschung, aber auch angewandter Forschung zusammengestellt, die aktuelle sportmedizinische und leistungssportliche Problemstellungen behandeln, die weit über die Sportart Rudern hinausreichten.

Spannende Diskussionen am Runden Tisch         
Eins von vielen Highlights war der Runde Tisch mit Sportmoderatorin Juliane Möcklinghoff, IOC-Exekutivmitglied Denis Oswald, Lesley McKenna (ehemalige britische Profi-Snowboarderin), Michael J McNamee (Dozent an der Swansea University) und Prof. Dr. med Jürgen Steinacker (Leiter Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin). Gemeinsam wurde unter anderem über die Autonomie der Sportler, die Glaubwürdigkeit und Attraktivität des Sports sowie Anti-Doping diskutiert. Zudem wurde das Modell Großbritanniens, die sogenannte „Stoked Community“ erläutert. Die Briten verfolgen das Ziel, die Sportler zu Leistungen zu bringen, an die sie selbst nicht geglaubt haben. Hierbei geht es ihnen nicht um Medaillen, sondern um das Erreichen der bestmöglichen Leistung. Diese erreichen sie sowohl durch den sozialen Support als auch durch den Support der Gegner.

 „Ich bin absolut begeistert von der Konferenz. Sie hat alle Erwartungen übertroffen, sowohl bei der Teilnehmerzahl als auch bei der Qualität der Redner. Das Feedback der Teilnehmer war absolut positiv“, freut sich Mitorganisator Steinacker.       

Europäischer Ruderverband gegründet
Neben der Konferenz fanden aber auch zahlreiche Tagungen der FISA statt. So schrieben die europäischen Ruderverbände am 22. November mit der Gründung eines europäischen Verbandes „European Rowing Confederation“ (ERC) Sportgeschichte. Damit findet die Entwicklung, die im Jahr 2006 mit der Etablierung des European Rowing Management Board in München als Teil der FISA ihren Anfang nahm, den vorläufigen Abschluss. „Alle Beteiligten streben eine enge Zusammenarbeit an. Der europäische Verband wird keine eigene Geschäftsstelle unterhalten oder Beiträge erheben. Die Europameisterschaft wird durch die FISA betreut und vermarktet“, so Dag Danzglock im Anschluss an die Veranstaltung. „Der Verband wird aber die Stimme Europas stärken und helfen, Zuwendungen europäischer Institutionen zu generieren“. Zum Vorsitzenden wurde Ryszard Stadniuk (Polen) gewählt.

Austausch der Nationalverbände
Das Gesamtformat bot Gelegenheit zum Austausch zwischen Nationen untereinander und den FISA-Gremien. Dazu hatte die Nationenversammlung am Freitag eine Reihe von Themen auf der Agenda. Die Palette reichte von der Integration des Ergometerruderns in die Verbände durch Einzelmitgliedschaften, spezielle Programme zur Mitgliedergewinnung – zum Beispiel Ergometerregatten in Schulen (Irland), Coastal-Rudern (Dänemark), Ansprache von Menschen nichteuropäischer Herkunft (USA) - oder dem Austausch zu unterschiedlichen Aufgaben der Verbände. Bundestrainerin Sabine Tschäge berichtete über die Entwicklung und Struktur des Crefelder RC, während Katharina von Kodolitsch aus dem DRV-Präsidium die Agenda 2024 des DRV vorstellen konnte. Die Diskussionen zeigten, wie unterschiedlich die Aufgaben und Herausforderungen der Verbände sind. So ist für viele ausschließlich leistungssportlich ausgerichtete Nationalverbände interessant, dass im DRV die deutliche Mehrheit der Vereine und deren Mitglieder im Wanderrudern und Breitensport engagiert sind. Die damit verbundenen Aufgaben des Verbandes konnte eindrucksvoll dargelegt werden. Auch auf internationaler Ebene ist die Prävention sexualisierter Gewalt ein wichtiges Thema. Die Debatte hat verdeutlicht, dass DRV und DRJ mit der besonderen Aufmerksamkeit für das Thema auch im Kreis der Ruderfamilie auf dem richtigen Weg sind.

Wettkampfrichterprüfungen und Lizenzverlängerung
Mit Unterstützung der RG Wiking Berlin und des Berliner Senats, die ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten, konnte eine Weiterbildung zur Lizenzverlängerung für FISA-Wettkampfrichter angeboten werden. Sie wurde überwiegend aus dem DRV besucht. „Unseren Wettkampfrichtern wurde eine wohnortnahes Seminar angeboten“, freut sich Rolf Warnke, der im DRV-Präsidium den Bereich verantwortet. Nach der Prüfung hat der DRV mit Michael Keschka einen weiteren Wettkampfrichter, der international eingesetzt werden kann.

Den Höhepunkt der Konferenz bildete das festliche Dinner der FISA, in dem die Award-Träger für 2019 geehrt wurden. Mit Jason Osborne, dem Deutschland-Achter (beide Kategorie Crew of the Year) und Trainer Uwe Bender waren auch drei Deutsche nominiert – doch über den Award freuten sich andere. Zur Women‘s Crew of the Year wurde der polnische Frauen-Doppelvierer gewählt, bei den Männern setzte sich der australische Vierer ohne durch. Trainer des Jahres wurde der Ire Dominic Casey. Als Para-Crew oft he Year wurde der niederländische Mixed-Doppelzweier ausgezeichnet.

Am Wochenende bildete das „Joint Commissions Meeting“ der FISA den Abschluss der Reihe von Treffen, in dem die Gremien des Weltruderverbandes jährlich ihre Arbeit abstimmen und planen.

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