20. Mai 2020 | Verband | von Siegfried Kaidel

Der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel äußert sich zur aktuellen Situation

Siegfried Kaidel hofft, dass bald wieder im Mannschaftsboot gerudert werden darf. Foto: tomski-media

Liebe Ruderkameradinnen und Ruderkameraden,

seit etwas mehr als zwei Monaten ist unser aller Alltag aufgrund der Corona-Pandemie aus dem Gleichgewicht geraten. Lange Zeit war an Rudern auf dem Wasser nicht zu denken, dafür standen auf zahlreichen Balkonen und Terrassen die Concept2-Ergometer für das allseits beliebte Trockentraining. Um die Ausübung des Rudersports möglichst schnell wieder zu ermöglichen, haben wir als erster deutscher Fachverband Mitte April eigens erstellte Leitlinien veröffentlicht und an die Sportministerkonferenz weitergeleitet. Kurze Zeit später wurde immerhin das Rudern im Einer bundesweit wieder erlaubt. Doch das ist meiner Meinung nach nicht genug. Schritt für Schritt werden in den einzelnen Ländern nun wieder die kontaktbehafteten Mannschaftssportarten sowie das Sporttreiben in geschlossenen Räumen zugelassen. Warum dürfen wir dann nicht auch wieder im Mannschaftsboot aufs Wasser? Das erschließt sich für mich nicht, üben wir unseren Sport doch an der frischen Luft, hintereinander mit einem Mindestabstand von 1,30 m und ohne Körper- und Gesichtskontakt aus. Gemeinsam mit Prof. Dr. med. Jürgen Steinacker haben wir uns in der vergangenen Woche mit neuen Empfehlungen an die Regierung gewandt und hoffen, dass die Verordnungsgeber der Länder diesen folgen werden.

Die Verschiebung der Olympischen und Paralympischen Spiele hat unsere Nationalmannschaft hart getroffen, waren die letzten vier Jahre doch komplett auf Tokio 2020 ausgerichtet. Dennoch haben sich Trainer und Athleten sehr verständnisvoll gezeigt und die Entscheidung des IOC begrüßt. Viele mussten ihre persönlichen Planungen nun ändern, um die neue Road to Tokyo in Angriff zu nehmen. Ich weiß, dass dies für viele nicht einfach war, deshalb ziehe ich auch vor allen meinen Hut und hoffe, dass alle motiviert in die neue Saison gehen. Mit der Europameisterschaft Mitte Oktober in Poznań haben die Ruderinnen und Ruderer immerhin noch für dieses Jahr ein Ziel vor Augen, auf das sie hintrainieren können.  

Durch die starken Einschränkungen mussten wir leider auch fast die komplette Wettkampfsaison absagen. Einzig die Sprintmeisterschaften im Oktober sowie ein möglicher Zielwettkampf mit einem Bundesfinale der Jahrgänge U17/U19/U23 sind aktuell noch denkbar. Für diesen Vergleichswettkampf sowie weitere Regatten in der Saison 2021 ist das Ressort Wettkampf auf der Suche nach Ausrichtern. Mehr dazu hier (Verlinkung auf Rolfs Bericht). Weitere Entscheidungen hinsichtlich der Junioren-, U23-EM und anderen internationalen Regatten sollen in den kommenden Wochen folgen.

Auch das 55. DRV-Wanderrudertreffen in Saarbrücken musste auf das kommende Jahr verschoben werden. Selbst, wenn es bis zum Herbst weitere Lockerungen für die Ausübung des Rudersports gibt, wären die Hygieneverordnungen bei Abendveranstaltungen kaum einzuhalten.

Neben den Sportveranstaltungen mussten wir aufgrund der finanziellen Risiken, der Unsicherheit beim Ausrichter und der Stadt Schweinfurt sowie einer Empfehlung der Bayerischen Staatskanzlei leider auch den für Ende Oktober geplanten 65. Deutschen Rudertag um ein Jahr verschieben. Ich hoffe, dass wir dieses gut nutzen können und weitere Grundlagen für die geplanten Abstimmungen und den Wechsel an der Spitze legen können. Ich freue mich auf jeden Fall auf die vor uns liegenden Aufgaben. Auch der 24. Jugendrudertag in Speyer wurde um ein Jahr verschoben.

Nun bleibt mir nur noch, Euch ein schönes langes Wochenende zu wünschen. Auch wenn wir uns dieses alle etwas anders vorgestellt haben, hoffe ich, dass Ihr zumindest im Einer und dort, wo es erlaubt ist, auch im Zweier aufs Wasser gehen könnt und das Rudern in vollen Zügen genießt. Bleibt gesund.

Euer

Siegfried Kaidel
Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes