20. Okt. 2020 | Breitensport | von Judith Garbe

Mit dem Ruderboot von Bonn nach Berlin

Die Crew - hier bei der Mittagspause in Braunschweig.
Kurz vor dem Start in Bonn.
Die neunte Etappe - Ankunft beim RC Havel in Brandenburg.
3 Bilder

Wie bekommt man ein Fünfer-Ruderboot von Bonn nach Berlin? Richtig, man rudert die rund 750 Kilometer einfach. Und genau das haben Uta Braun, Stephanie Gerecke, Jörn Janecke, Christiane Möller und Marion Schulte zu Berge gemacht. Die fünf kennen sich alle vom Berliner Ruderklub am Wannsee (RaW), sind neben ihrer Mitgliedschaft im RaW aber auch noch in anderen Vereinen gemeldet. Dadurch kam der Bootskauf auch erst zustande. „Uta Braun wollte unbedingt einen Fünfer mit fünf Ruderplätzen und Fußsteuerung. Dafür hat sie länger beim Marktplatz des DRV geschaut. Als sie nichts Passendes gefunden hat, hat sie sich direkt an ihren Bonner Verein, die Bonner Rudergesellschaft, gewandt, die dieses Boot abzugeben hatten“, so Schulte zu Berge.

Anstatt das Boot dann einfach mit dem Hänger nach Berlin zu transportieren, entschied sich das Team für die Wasserstraße. „Das Ganze startete als Schnapsidee von Uta. Als sie aufkam, saßen Christiane, Stephanie und ich zufällig gerade zusammen in einem Boot auf Wanderfahrt und wir haben sofort gesagt, klar geht das, wir kriegen den Kahn schon nach Berlin gerudert. Wenn wir einen gemeinsamen Termin finden, dann machen wir das“, erklärt die Berlinerin.

Nur drei Wochen Vorbereitungszeit
Gesagt, getan. Viel Zeit für die Vorbereitung blieb nicht – schon drei Wochen später ging es los. Bei einem gemeinsamen Treffen wurden die Etappen geplant und die Packliste besprochen. Viel stand nicht drauf, musste doch das gesamte Gepäck - inklusive Zelte, Isomatten und Schlafsäcken - ins Boot passen. Während sich Jörn Janecke um die Übernachtungsquartiere kümmerte – die Crew wollte hauptsächlich bei Rudervereinen an der Strecke nächtigen – kümmerte sich Marion Schulte zu Berge um die Schleusen. Dabei stellte sich heraus, dass man auf dem Rhein-Herne-Kanal die Schleusen als muskelbetriebenes Boot gar nicht nutzen darf. „Umtragen hätte uns viel zu viel Zeit gekostet und wäre bei der ersten Schleuse gar nicht möglich gewesen. Ich habe dann am Abend vor der Abfahrt per E-Mail eine Sondergenehmigung beantragt und unsere Geschichte dazu erzählt. Am nächsten Morgen rief der zuständige Amtsmitarbeiter vom WSA Duisburg-Meiderich an und sagte, dass wir die Sondergenehmigung bekommen! Total nett und hilfsbereit. Sonst hätte das Ganze geendet, bevor es überhaupt losgegangen war“, erklärt die Ruderin und ergänzt: „Das war – neben unserem Teamgeist und der Freude an der Leistung - überhaupt das tollste an der ganzen Fahrt - die Hilfsbereitschaft und Begeisterungsfähigkeit wildfremder Menschen für unser Projekt.“ Angefangen bei den Schleusenwärtern bis hin zu den Vereinen, die auch spontan Unterschlupf gewährten, als die Ruderer knapp vor der Dunkelheit unangekündigt an ihrem Steg auftauchten. „Andere haben angeboten, für uns einzukaufen, was wir tatsächlich auch mal angenommen hatten, weil wir einfach von Sonnenaufgang bis -untergang auf dem Wasser waren. Einmal wurden wir sogar mit einem warmen Abendessen und tollem Nachtisch überrascht“, so Schulte zu Berge.

Insgesamt führte der Weg die fünf vom Rhein über den Rhein-Herne-Kanal, den Dortmund-Ems-Kanal, den Mittellandkanal, die Elbe, den Elbe-Havel-Kanal und die Havel bis zum heimatlichen Wannsee. Dabei galt es jeweils so viel Strecke wie möglich pro Tag zu machen, um die knappe Zeit, die die fünf nur hatten, möglichst gut zu nutzen. Nicht alle Strecken wurden zu fünft absolviert, an manchen Tagen waren sie nur zu viert, an drei Tagen wurde auch nur zu dritt gerudert. Christiane Möller und Stephanie Gerecke wären gerne auch die ganze Zeit dabei gewesen, konnten es aber beruflich nicht einrichten. Auch das Wetter hat mitgespielt. „Wir hatten zum Glück nur einen Regentag, aber der hatte es in sich.“ Die letzte Etappe führte die Bootsüberführer vor etwas mehr als einer Woche auch an Werder vorbei. Dort fanden zu der Zeit die Deutschen Sprintmeisterschaften statt. „Da haben wir natürlich kurz gestoppt und zugeschaut“, so Schulte zu Berge.

Alle Daheimgebliebenen konnten die Etappen auf dem eigenen Instagram-Account „ruderkanal“ mitverfolgen.

Die Etappen im Überblick:

  • Bonn - Uerdingen (113 km - zu fünft)
  • Uerdingen - Herne (60 km - zu fünft)
  • Herne - Münster (63 km - zu viert)
  • Münster - Bramsche (70 km - zu dritt)
  • Bramsche - Bückeburg (80 km - zu dritt)
  • Bückeburg - Sehnde (73 km - zu dritt)
  • Sehnde - Wolfsburg (64 km - zu fünft)
  • Wolfsburg - Hohenwarthe (85 km - zu fünft)
  • Hohenwarthe - Brandenburg (78km – zu fünft)
  • Brandenburg – RaW (64 km – zu fünft)