18. Juni 2021 | Nationalmannschaft | von Deutscher Ruderverband

Olympische UWV in Völkermarkt und Weißensee

Der leichte Männer-Doppelzweier arbeitet in Völkermarkt an der zweiten Rennhälfte. Fotos: Feedbuilders/Tschäge/Zeidler
Bei Oliver Zeidler liegt der Fokus auf dem Ausdauertraining.
Beste Bedingungen für den Deutschland-Achter in Völkermarkt.
Das Ergotraining findet in Weißensee im Freien statt.
Leonie Menzel und Annekatrin Thiele wollen noch an ihrem Zusammenspiel. arbeiten.
Zur Abwechslung ging es eine Runde Minigolf spielen.
Auch Radtraining steht auf dem Trainingsplan.
Eine Runde wandern, um den Kopf freizubekommen.
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Keine 40 Tage mehr – die Olympischen Spiele in Tokio, Japan (23. Juli bis 06. August 2021), nähern sich mit immer größeren Schritten. Insgesamt sieben deutsche Boote haben sich für das große Saisonhighlight qualifiziert. Den letzten Feinschliff holen sich die jeweiligen Bootsklassen bei der ersten von insgesamt zwei unmittelbaren Wettkampfvorbereitungen (UWV) in Völkermarkt (LM2x und Deutschland-Achter) und Weißensee (M1x, W2x, M2x, W4x, M4x).

Knapp eine Woche Trainingslager liegt bereits hinter den Teams. Der Deutschland-Achter inklusive den beiden Ersatzleuten Felix Wimberger und Maximilian Korge ist direkt vom letzten Weltcup in Sabaudia (Italien) nach Völkermarkt gereist. Bei einem zweieinhalb Tages-Rhythmus - zwei Tage mit drei Trainingseinheiten, ein halber Tag mit zwei Trainingseinheiten - liegt der Fokus auf den Grundlagen sowie Umfängen im Ausdauerbereich. „Das Rudern im Achter, in Vierern und in Zweiern wechselt sich mit Krafttraining, Radtraining, Stabi-Training und Gymnastik ab“, so Bundestrainer Uwe Bender und ergänzt: „Die technische Entwicklung wurde durch den Einsatz eines Messbootes durch Biomechaniker Stefan Weigelt unterstützt.“  

Schmidt wieder mit an Bord
Außer Richard Schmidt, der wegen einer Verletzung schon beim Weltcup in Sabaudia fehlte und nach seiner Behandlung in Deutschland erst am Dienstag zur Mannschaft gestoßen ist, sind alle Athleten gesund und können das Training voll mitmachen. Nach anfänglichen Schauern, Gewittern und kühleren Temperaturen ist es in Kärnten mittlerweile warm geworden. „Das Wetter und die Bedingungen sind sehr gut – wenn auch durch die Regenfälle der vergangenen Wochen die Drau etwas mehr Wasser als sonst führt und etwas mehr Strömung hat“, so Bender.

Auch Torben Johannesen zeigt sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. „Seit 2015 kommen wir jedes Jahr hierher. Die Location, das Hotel und die Trainingsmöglichkeiten sind super. Pro Woche rudern wir etwa 220 km, dazu kommen dann noch einige Kilometer auf dem Rad sowie Krafttraining und Gymnastik.“ In der Freizeit genießen die Athleten das gute Wetter, versuchen den Kopf freizubekommen und erholen sich beim Schwimmen im See. Bis zu den Spielen „müssen wir noch an der Rennhärte und den Intensitäten arbeiten. Aber ich glaube, da sind wir auf einem ganz guten Weg. Auch wenn das Training hart ist, bringt es trotzdem Spaß und wir alle haben natürlich das große Ziel vor Augen“, so Johannesen.

Tschäge mit erster Trainingshälfte des LM2x zufrieden
Neben dem Achter bereitet sich auch der leichte Männer-Doppelzweier mit Jason Osborne, Jonathan Rommelmann und Ersatzmann Joachim Agne in Völkermarkt vor. Trainerin Sabine Tschäge ist mit der ersten Hälfte des Trainingslagers sehr zufrieden. „Es läuft soweit alles ganz gut. In der ersten Woche war das Wetter noch etwas wechselhaft, aber man konnte das gut planen. Die Jungs sind gesund und wir können alles umsetzen, was wir uns vorgenommen haben.“ Die Landschaft und das Ruderrevier gefällt dem Team ebenfalls gut. „Es könnte ein bisschen weniger Strömung sein. Das hängt vielleicht auch mit der frühen  Jahreszeit zusammen. Das Hotel ist super, die Mitarbeiter machen alles möglich.“

Die WM-Dritten von Linz 2019 arbeiten aktuell daran, die zweite Rennhälfte besser in den Griff zu bekommen. „Wir wollen versuchen, die Lücke zu Irland zu schließen und uns gleichzeitig auch die Nationen wie Norwegen, Italien und Belgien weiter vom Leib zu halten“, erklärt Tschäge. Zudem soll das Duo noch etwas mehr Qualität in den Schlag bringen und am Stehvermögen arbeiten. „Ich hoffe, dass wir den Schwung der ersten acht Tage jetzt mitnehmen und dann gesund abreisen können. Ersatzmann Joachim Agne macht seine Sache auch sehr gut und ergänzt uns als Team gut.“

Männer-Skull-Team arbeitet an der Rudertechnik und im Grundlagen-Ausdauerbereich
Knapp 140 km weiter westlich trainieren die Disziplinbereiche Frauen- und Männer-Skull. Auch dort sind die Bedingungen traumhaft. „Das Wetter ist super. Morgens haben wir spiegelglattes Wasser – so -wie man es von Weißensee kennt. Wenn am Nachmittag ein wenig Wind aufzieht, absolvieren die Jungs meist eine Kraft- oder Radeinheit“, so Disziplintrainer Männer-Skull, Marcus Schwarzrock. Bis zu den Olympischen Spielen wird hauptsächlich an der Rudertechnik sowie im Grundlagen-Ausdauerbereich gearbeitet. „Über 200 km pro Woche kommen da locker zusammen. Zudem machen wir viel Messboottraining “, so Schwarzrock, der die Leistung beim dritten Weltcup in Sabaudia als einen Schritt nach vorne beurteilt. „Die Jungs haben gut an ihre Leistung angeschlossen. Alle sind fit und freuen sich, dass Olympia nun vor der Tür steht.“

Der Männer-Doppelzweier mit Stephan Krüger und Marc Weber  "macht einen bunten Trainingsmix aus fast allen Möglichkeiten, die wir hier haben", so Stephan Krüger, der seit 2008 fast jedes Jahr in Weißensee war. "Wir gehen natürlich viel rudern, fahren nebenbei mit den Mountainbikes auch in die Berge oder machen alle drei Tage in unserem improvisierten Kraftraum Krafttraining. Um uns auf Kinosaki und das Training dort vorzubereiten, fahren wir hier auch Ergo. Was etwas ungewöhnlich ist. Aber es kann halt sein, dass es in Japan so heiß ist, dass wir nur einmal pro Tag rausgehen können. Von daher stellt das Ergo eine super Alternative dar und erspart uns eventuell eine mörderische Hitze", so Krüger. Pro Woche trainiert das Duo ungefähr 28 Stunden, dabei kommen knapp 180 km auf dem Wasser zusammen, aber auch Yoga gehört dazu. Die Stimmung im Team ist gut. "Um mögliche Probleme sofort aus der Welt zu schaffen, reden wir viel miteinander. Das schafft Vertrauen und Leichtigkeit im Training", erklärt der 32-Jährige und ergänzt.  "Ich glaube, dass wir gerade einen guten Weg eingeschlagen haben. Die letzten Schräubchen, an denen wir drehen können, ist zum Beispiel unsere Rollarbeit im Freilauf noch etwas zu verbessern."

Beim Gesamt-Weltcupsieger Oliver Zeidler liegt der Fokus aktuell auch auf dem Ausdauertraining. „Das Training läuft gut, ich trainiere zwei- bis dreimal am Tag. Wir machen hier weniger intensive Einheiten sondern mehr Ausdauer- und Grundlagentraining. Das heißt, viele Kilometer auf dem Wasser und zusätzlich viel Krafttraining, um auch da noch einmal eine Schippe draufzulegen“, so der aktuelle Europameister im Einer. In seine Freizeit versucht er, sich zu entspannen und von den Strapazen der letzten Wochen mit den vielen Rennen zu erholen und runterzukommen. Die Absage von Ondrej Synek, für den es die fünften Olympischen Spiele gewesen wären, hat Zeidler ein wenig überrascht. „Er war jetzt ja nicht in so guter Form in diesem Jahr. Ich denke nicht, dass er bei Olympia um die Medaillen hätte mitrudern können. Aber es ist natürlich schade, dass er nicht dabei ist, denn mit seiner Vita und den Erfolgen ist er eine Legende.“

Frauen-Doppelvierer will Startphase verbessern
Der Frauen-Doppelvierer ist nach dem ersten Platz beim Weltcup in Sabaudia voll motiviert in die UWV gestartet. In der ersten Woche fand das Training abseits des Wassers statt. „Da wurde gewandert, gelaufen, Fahrrad gefahren und Krafttraining absolviert“, so Disziplintrainer Frauen-Skull Marcin Witkowski.  Nun werden fleißig Kilometer im Ruderboot abgespult. „Der Schwerpunkt liegt wie bei den anderen auch im Grundlagen-Ausdauerbereich sowie in der Maximum-Kraftverbesserung. Zudem machen wir Messbootfahrten. Soweit läuft alles gut“, zeigt sich Witkowski zufrieden. Bis zu den Olympischen Spielen soll beim Frauen-Doppelvierer noch die erste Rennphase verbessert werden. „Wir müssen noch etwas am Start und den ersten
250 m arbeiten – aber nach dem effektiven Krafttraining klappt das schon gut“, so der Trainer. „Bis Tokio müssen wir uns rudertechnisch auf jeden Fall noch weiterentwickeln, daran arbeiten wir jetzt“, ergänzt Frieda Hämmerling.

Auch der Frauen-Doppelzweier mit Leonie Menzel und Annekatrin Thiele, die bereits ihren vierten Spielen entgegenfiebert, ist nach der erreichten Olympiaqualifikation im Mai voll motiviert. "Wir haben am Anfang zunächst ein bisschen gebraucht, um wieder zusammenzufinden, aber jetzt läuft das Boot wieder ganz gut. In der ersten Woche konnten wir mit knapp über 200 km auch schon gut was schaffen. Wir hoffen, dass wir auch in der zweiten Woche nochmal gut Umfang machen können, um an unseren Grundlagen arbeiten zu können", so Leonie Menzel, die sich auf ihre ersten Olympischen Spiele freut. "Die Bedingungen hier sind top. Die Temperaturen sind nahezu perfekt  - nicht zu heiß, aber auch immer warm genug. Morgens rudern wir  eigentlich immer auf spiegelglattem Wasser. Nur nachmittags kommt ab und zu mal Wind auf", ergänzt die 22-Jährige. Die freien Nachmittage verbringen die Athletinnen deshalb auch meist am Wasser und entspannen. Bis Tokio hat sich das Duo das Ziel gesetzt, "auf jeden Fall noch an unserem Zusammenspiel zu arbeiten, da haben wir noch Reserven, die wir nutzen können und auch individuell haben wir noch ein paar Stellschrauben, an denen wir hier ab und zu im Einer arbeiten."
 

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