59. Wanderrudertreffen: Ein Wochenende voller Hauptstadtflair auf der Spree
Vom 12. bis 14. September 2025 war die Hauptstadt fest in der Hand der Wanderruderinnen und Wanderruderer: Das 59. Wanderrudertreffen des Deutschen Ruderverbandes (DRV) lockte Teilnehmende aus ganz Deutschland nach Berlin. Gastgeber waren gleich sechs Vereine, die gemeinsam ein vielfältiges Programm auf die Beine stellten: die Treptower Rudergemeinschaft (TRG), der RC Narva-Oberspree, der SC Berlin-Köpenick, die Ruderabteilung des SV Energie Berlin, die RG Elektra sowie die Ruderriege Turngemeinde in Berlin von 1848.
Auftakt bei der Treptower RG
Zentraler Veranstaltungsort war das Gelände der TRG an der Neuen Krugallee. Im Klubhaus wurden die Teilnehmenden kameradschaftlich empfangen. Mangels rechtzeitiger Lieferung des Programmheftes stellte der Veranstalter ein Notebook mit Bedienung bereit, von dem sich jeder seine Mannschaft abfotografieren konnte. Wie üblich lösten die Wanderruderer ein solch unvorhergesehenes Ereignis mit Gelassenheit, und wozu eine Teilnehmerliste? Man kennt sich ohnehin – oder lernt sich kennen, sei es als zahlenmäßig (laut-)starke Gruppe oder als Einzelruderer. Die professionell ausgestatteten, aber ehrenamtlich besetzten Getränke und Verpflegungsstände vor dem Bootshaus waren schon am Eröffnungsabend hoch frequentierte Punkte. Dank der sommerlich trockenen Witterung blieb das Festzelt ziemlich „sauber“.
Erste Begegnungen, Besichtigungen der leicht erkennbar benummerten Boote auf der Wiese nebenan, Wiedersehensfreuden mit anregenden Gesprächen sorgten für eine fröhliche Stimmung und viel Vorfreude auf das Wochenende.
Die Spree als Erlebnisraum
Das WRT war integriert in den „Tag des muskelbetriebenen Wassersports“. Den Zuschauern am Ufer von Spree und Landwehrkanal bot sich ein phantatisch-lebhaftes Getümmel von Ruderboote und bunten Kanus mit chic gedressten Mannschaften. Die einen fuhren stromab, andere stromauf, jeder hübsch auf seiner Seite und – das sei betont – frei von jeglichen motorgetriebenen Booten und Schiffen. Zu den „offiziellen“ WRT-Booten gesellten sich - meist in Gegenrichtung - viele Mannschaften, die von ihren Bootshäusern gestartet waren.
Die Strecke führte auf der ansonsten für Sportboote gesperrten Spree abwärts durch die Oberbaumbrücke zunächst bis zur Mühlendammschleuse. Kontrolle, Zählung, kurze Pause und schon öffnete sich das Untertor. Nach dem lautstarken Hipp-hipp-hurra für das Schleusenpersonal ging es weiter entlang der ehemaligen Sektorengrenze, vorbei am Berliner Schloss mit dem Humboldt-Forum, Museumsinsel, Reichstag, Kanzleramt und Haus der Nationen (Kongreßhalle) bis zur Kurzpause für die meisten Boote, bevor es über das Spreekreuz in den Landwehrkanal ging. Man ruderte durch das bunte Kreuzberg und passierte schließlich den Estrel Tower in Neukölln – das höchste Gebäude Berlins. Wer schnell genug wieder an den Stegen der Treptower RG anlegte, blieb von einem kleinen Schauer verschont und konnte sich Kaffee, Kuchen und einem kleinen Imbiss widmen.
Man muss dem Senat und der Schifffahrtsverwaltung Anerkennung zollen, dass sie diese innerstädtischen Gewässer Spree und Landwehrkanal an diesem Tag motorboot-frei gehalten haben. Mit höchst diszipliniertem Verhalten haben sich Ruderer und Kanuten eine Wiederholung verdient. Dies gilt insbesondere für die Mannschaften im letzten Teil des Bootskorsos, die wegen eines Personalproblems an der Schleuse Neukölln dort auf den erwarteten Schleusendienst verzichten mussten und „auf alternativem Weg“ den Schleusenhub überwunden haben.
Für das Landprogramm stiegen die Teilnehmenden in den Oldtimer-Bus „Spreeperle“. Die Rundfahrt führte durch Treptow und Oberschöneweide und bot Einblicke in die industrielle und kulturelle Geschichte der Bezirke. Highlights der Besichtigungen waren der Besuch der Archenhold-Sternwarte und die Beobachtung der Boote des Wanderruderntreffens bei den Schleusungen an der Mühlendammschleuse.
Geselligkeit und Gemeinschaft
Am Samstagabend verwandelte sich das Festzelt der TRG zu seinem eigentlichen Zweck, dem Festabend. War es schon am Morgen ein köstliches Frühstücksbuffet (in Eigenregie!), so wurde es am Abend durch ein „gecatertes“ Essen mit ebenso vorzüglichem Service übertroffen. Hinzu kam ein Bühnenprogramm: Höhepunkt war der Chor Radio Rixdorf mit seinen Mitmach-Liedern, der in typischer Berliner Manier zum Mitsingen begeisterte und zu standing ovations ermunterte – das gibt es selten bei Wanderruderern.
Ab 22 Uhr ging es weiter mit der Party, die bis tief in die Nacht dauerte – ein geselliger Höhepunkt des Wochenendes.
Empfang im Rathaus mit Sina Burmeister
Den festlichen Abschluss des Wanderrudertreffens bildet traditionell die DRV-Feierstunde am Sonntagmorgen mit den Ehrungen. Im Ratssaal des Treptower Rathaus begrüßte für die ausrichtenden Vereine Lutz Holtzegel vom RC NARVA Oberspree. Ihm schlossen sich die Grußworte an: des Schirmherrn Oliver Igel, Bezirksbürgermeister von Treptow und Köpenick, des Präsidenten des LRV Berlin, Thomas Haun, von Steffen Sambill, Vorstand Jugend des LSB Berlin (in Vertretung von LSB-Präsident Thomas Härtel) und Sina Burmeister, Vorständin des Deutschen Ruderverbandes. Sina Burmeister dankte den sechs Berliner Vereinen für ihr großes Engagement und betonte die Bedeutung des Wanderruderns für Gemeinschaft und Sportkultur: „Dieses Wochenende hat gezeigt, dass Rudern Menschen verbindet – über Vereins- und Landesgrenzen hinaus“.
Bernhard Trui, Vorsitzender des Ressorts Wanderrudern, stellte den anschliessenden Ehrungen einen ausdrücklichen Dank an seine Ressortmitglieder Gabriela Brahm (ESV Schmöckwitz) und Ingrid Ehwald (Hellas Titania) für die umfangreiche, ehrenamtliche Arbeit bei der jährlichen Auswertung des Fahrtenwettbewerbs voran.
Im Jahr 2024 erreichten weitere 22 Ruderkameradinnen und Ruderkameraden erstmalig die Bedingung des Äquatorpreises mit einer Lebensleistung von über 40.000 km. Bereits zum 2. Mal erreichten fünf Sportler diese Marke und drei sogar zum 3. Mal.
Die Jubiläumsliste 2024 für das goldene Fahrtenabzeichen des DRV liest sich wie ein who is who der Wanderruderei: 30 Sportler haben das Fahrtenabzeichen bereits 25 mal erhalten, 9 zum 40. Mal, und sogar 50- und 55-mal haben 4 bzw. 2 Sportler diese Auszeichnung bekommen, meist mit Jahresleistungen von mehr als 1000 bis zu 6163 km im Ruderboot.
Nicht weniger eindrucksvoll sind die Leistungen für den DRV-Wanderruderpreis zur Erinnerung an Georg-Winsauer. In vier Kategorien je nach Vereinsgröße und mit einem Preis für Schülerruderriegen wurden Vereine ausgezeichnet, die bei der Anzahl der Fahrtenabzeichen und ihren Gesamt- Kilometerleistungen herausragende Leistungen erbrachten haben, darunter Vereine, in denen die Hälfte der Mitglieder das Fahrtabzeichen errungen haben bzw. die durchschnittliche Kilometerleistung je Mitglied bei mehr als 500 km im Jahr lag.
Bevor Bernhard Trui den Festakt des DRV mit dem üblichen Ruderer-Hipp-Hipp-Hurra beendete und zum Empfang einlud, hätte er gern verkündet, wann und wo das Wanderrudertreffen 2026 stattfindet. Er bat stattdessen um etwas Geduld bis die Suche nach einem Ausrichter – hoffentlich erfolgreich – abgeschlossen werden kann.
Fazit
Mit einem beeindruckenden Rundkurs auf der Innenstadtspree, dem Landwehrkanal, dem Neuköllner Schiffahrtskanals und dem Britzer Verbindungskanals sowie einem ebenso attraktiven Landprogramm und dem Festakt des DRV im Ratssaal des Rathauses Treptow wird das WRT 2025 in Berlin allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in bester Erinnerung bleiben. Wir danken den sechs gastgebenden Berlinen Vereinen mit allen ehrenamtlichen Helfern und der Vizepräsidentin Breitensport und Wanderrudern des LRV Berlins, Angela Haupt, für die Vorbereitung und Durchführung dieses Wanderrudertreffens. Berlin war keine Wolke, sondern auch die längste Anreise wert und hat mit professioneller Organisation eine Fortsetzung geradezu provoziert.
Mitgliederversammlung des Förderkreises Wanderrudern
Vor der offiziellen Eröffnung des Wanderrudertreffens fand bereits die Mitgliederversammlung des Förderkreises Wanderrudern statt. Der Beginn der Versammlung war - anders als in den Vorjahren - bewusst vorgezogen worden, sodass auch die Mitglieder des Förderkreises beim Begrüßungsabend unterbrechungsfrei dabei sein können.
Der Vorsitzende des Förderkreises, Stefan Lemme, berichtete über die vielfältigen Aktivitäten im Netzwerk Wanderrudern. In den letzten zwei Jahren wurden hier sichtbare Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht. Das Netzwerk Wanderrudern präsentiert sich mit einem modernen Internetauftritt und für die Rudersaison 2025 stellte der Förderkreis ein neues Anmeldetool für DRV-Wanderfahrten zur Verfügung.
Neben den Berichten des Vorstandes und weiteren angeregten, konstruktiven Diskussionen erfolgte auch die Wiederwahl des Vorstandes (1. Vorsitzender: Stefan Lemme, 2. Vorsitzender: Michael Stoffels, Schatzmeister: Sebastian Kroß) für die nächste Amtsperiode von zwei Jahren. Weiterhin wichtigste Baustelle bleibt dabei die Öffentlichkeitsarbeit für das Wanderrudern im Deutschen Ruderverband.