DRV-Damen auf Tour in Bayern
Die 125. DRV-Damenwanderfahrt fand wie 2024 vom 24. bis 30. August auf Seen in Bayern statt. Startpunkt war der Forggensee bei Füssen im Allgäu, der größte Stausee Deutschlands. Er wird vom Lech, einem Nebenfluss der Donau, gespeist und durchflossen. Sein Wasser wird im Herbst abgelassen, damit er im Frühjahr das Schmelzwasser aus den Alpen aufnehmen kann.
Der freundliche Empfang am Sonntagmorgen beim 1. Ruderclub Forggensee, der uns zwei handgesteuerte Gig-Vierer zur Verfügung stellte, bildete den Auftakt zu einer sonnigen Seeumrundung bei spiegelglattem Wasser vorbei am Füssener Festspielhaus, etlichen Badebuchten und kleineren Marinen und viel Schilf an den Ufern. Wellen erlebten wir nur, wenn das Fahrgastschiff unseren Kurs kreuzte, um an einer Uferstation anzulegen. Weil der See eine durchschnittliche Tiefe von nur 10 Metern hat, ist Vorsicht in Ufernähe geboten. Erst am Nachmittag war in der Ferne oberhalb des östlichen Ufers Schloss Neuschwanstein zu sehen.
Nach dem Rudern ging es mit unseren drei PKWs und allem Gepäck zur Jugendherberge Possenhofen, unserem Standquartier für die drei Rudertage auf dem Starnberger und dem Ammersee. Dabei liehen wir uns am Starnberger See die Boote am ersten Tag beim Tutzinger Ruderverein, am zweiten beim Münchener Ruder- und Segelverein „Bayern“, sodass wir unterschiedliche Touren auf diesem fünftgrößten See Deutschlands unternehmen konnten. An der Stelle, wo Ludwig II mit seinem Arzt ins Wasser gegangen sein soll (die Umstände des Todes der beiden sind unklar), steht heute ein Kreuz, an dem eine Gedenkminute eingelegt und ein Foto geschossen wurde. Obwohl der Starnberger See der zweitwasserreichste See ist und eine Durchschnittstiefe von 53 Metern hat, ist er an den Ufern sehr flach. Schwimmfreudige müssen deshalb sehr weit in den See hinausgehen, um überhaupt schwimmen zu können, und beim An- und Ablegen mit den Ruderbooten am Strand ist äußerste Vorsicht geboten. Wegen der komplizierten Entenverscheuchkonstruktion auf dem Steg legten wir im seichten Wasser am Ufer an. Auch der Starnberger See zeigte sich mit ruhigem Wasser von seiner besten Seite.
Der kleinere Ammersee westlich des Starnberger Sees stellte dagegen die zehn Ruderinnen vor besondere Herausforderungen. Vom TSV Herrsching aus ging es zunächst am Ostufer entlang zum Südende des Sees und dann auf dem Westufer wieder nach Norden. Mangels geeigneter Stellen oder Stege für eine kurze Mittagspause legten wir an einem privaten Steg an, dessen Besitzerin uns gnädig gewähren ließ, nachdem sie erfahren hatte, wer wir sind. Dieser Steg wird auch vom Ruderclub Schondorf genutzt, der seine Boote auf dem privaten Grundstück lagert. Der Ruderer, der uns in seinem Einer auf dem Steg sitzend vorfand, war äußerst gelassen, bat allerdings darum, dass wir uns in Zukunft anmelden sollten. Doch wer kommt schon auf die Idee, sich bei jemandem anzumelden, von dessen Existenz man nichts weiß? Der Ruderclub Schondorf ist nämlich unter den Mitgliedsvereinen des Deutschen Ruderverbands nicht aufgeführt, vermutlich weil er dem Ruderverband nicht angehört. Nach der Mittagspause verzichteten wir darauf, auch den nördlichen Teil des Sees zu umrunden, weil inzwischen kräftiger Wind aufgekommen war. Die Querung des Sees von West nach Ost und die Weiterfahrt auf dem Ostufer stellten hohe Anforderungen an die Steuerfrauen, gelang aber trotz der Schaumkronen auf dem See ohne nennenswerten Wassereinbruch. Zum Fotografieren blieb allerdings keine Zeit. Mit gezügelter Kraft und hoch konzentriert rudernd erreichten schließlich alle den Steg des TSV Herrsching. Wegen des kräftigen Windes und der heftigen Wellen legten wir nicht am Steg an, sondern im seichten Wasser am Ufer und brachten die Boote sicher an Land.
Nach dem vierten Rudertag wechselten wir in den Chiemgau mit Standquartier in einem Hotel in Eggstätt, das circa acht Kilometer vom Ruderverein Prien am Chiemsee entfernt ist. Während 2024 der See spiegelglatt gewesen war, zeigte er nun mit Wind und Wellen, dass er auch gefährlich sein kann. Die Ausfahrt rund um die Herreninsel und die Fraueninsel mit einem kleinen Abstecher an Gstad vorbei nach Norden fiel deshalb deutlich kürzer aus als die Fahrten an den Vortagen. Ein Zweier-ohne mit kundigen Vereinsmitgliedern fuhr voraus und führte uns auf einem sicheren Kurs durch den südlichen Teil des Sees. Der für den frühen Nachmittag angekündigte Starkregen mit heftigen Windböen, der für die kurze Ausfahrt gesorgt hatte, ließ allerdings bis zum Abend auf sich warten. Die meisten Ruderinnen nutzten den Nachmittag für eine Ruhepause und zwei für einen Stadtbummel mit Geocaching durch Prien. Sicherheit geht einfach vor.
Weil am nächsten Tag für den Vormittag wieder Regen und Wind mit Sturmböen am Chiemsee vorhergesagt worden waren, begann die Rudertour verspätet, führte am Westufer unter - Befahrung aller Buchten – nach Norden fast bis zum Ende des Sees und zurück zum Ruderverein. Nach und nach legte sich der Wind, und bei strahlendem Sonnenschein und glattem Wasser genossen wir die Rückfahrt. Die Segelboote und Surfer, die kaum von der Stelle kamen, konnten unser Mitleid nicht erregen. Denn ein polnisches Sprichwort lautet: „Wenn kein Wind in den Segeln geht, dann rudere!“
Auch am letzten Rudertag verzögerte der morgendliche Regen den Start beim Waginger Ruderverein. Trotz der drohenden Wolken wagten wir die Ausfahrt und wurden mit abnehmendem Wind, einer tollen grünlichen Wasserfärbung und viel naturbelassenem Ufer belohnt. Waginger See und Tachinger See waren früher ein einziger See (der Waginger See). Heute bilden sie zwei getrennte Seen, die bei Tettenhausen durch eine für den Bau einer Brücke künstlich angelegte Engstelle miteinander verbunden sind. Das Bootshaus des Rudervereins liegt innerhalb eines Strandbades und ist wegen des hohen Grundwasserspiegels auf Pfählen gebaut. Während sich im Vorjahr Menschenmengen am Strand und an der Imbissbude getummelt hatten, blieben an diesem Tag wegen des angekündigten Regens das Strandbad verwaist und die Imbissbude geschlossen. Weil sich aber ab Mittag wieder die Sonne zeigte und der See absolut ruhig war, gingen unsere unermüdlichen Badenixen noch einmal schwimmen, bevor unter der künstlichen Sonne ein letztes Foto geschossen und vom bayerischen Löwen endgültig Abschied genommen wurde.
In allen Vereinen wurden wir wie im Vorjahr sehr freundlich empfangen und in die Besonderheiten des Ruderreviers und des Vereins eingewiesen. Dass es auf den Seen recht ruhig zuging und uns kaum Motorboote störten, erstaunte und erfreute uns. Segelboote und Surfer hatten nur auf dem Ammersee einmal die besseren Karten, nämlich als wir dort mit den Schaumkronen kämpften.
Allen Vereinen, die uns fürsorglich aufgenommen und uns ihre gepflegten Gig-Vierer zur Verfügung gestellt haben, sei herzlich gedankt.
Fazit: Eine Wanderfahrt auf bayerischen Seen lohnt sich auf jeden Fall. Meistens lässt sich die Sonne doch noch blicken. Das Wetter wird eben am Steg gemacht. Vielleicht hat dieser Bericht Neugier geweckt. Nachahmung wird empfohlen!