Historischer Sieg in Henley: Deutscher Männer-Doppelvierer gewinnt erstmals den Prince of Wales Challenge Cup
Der traditionsreiche britische Regattakurs auf der Themse, Schauplatz der ältesten und renommiertesten Ruderregatten der Welt, wurde am Sonntag zur Bühne für ein Stück deutsche Rudergeschichte: Der Männer-Doppelvierer der Renngemeinschaft Bonner Ruder-Gesellschaft und Erster Kieler Ruder-Club hat das Finale des Prince of Wales Challenge Cup gewonnen – und damit als erstes deutsches Boot überhaupt diesen traditionsreichen Wettbewerb für sich entschieden.
Ein Sieg, der nicht nur sportlich glänzt, sondern auch historisch Gewicht hat: Denn obwohl Deutschland als führende Nation im Doppelvierer seit Jahrzehnten internationale Maßstäbe setzt – von olympischen Goldmedaillen bis zu Weltmeistertiteln –, fehlte bislang ein Erfolg bei genau diesem prestigeträchtigen Henley-Titel. Nun ist diese Lücke geschlossen.
Souveräner Auftritt auf schwierigem Kurs
Die Besatzung mit Moritz Küpper (RC Westfalen Herdecke), Arno Gaus (Bonner RG), Ole Hanack (Hellas Offenbach) und Oskar Kroglowski (Erster Kieler RC) zeigte in einem taktisch reifen und technisch disziplinierten Rennen gegen den Marlow Rowing Club, einen der stärksten britischen Vertreter in dieser Bootsklasse, keinerlei Nerven.
Bereits auf den ersten 500 Metern zeichnete sich ab, dass das deutsche Quartett optimal vorbereitet und aufeinander abgestimmt ins Finale gegangen war. Mit hoher Schlagfrequenz, aber zugleich beeindruckender Ruhe und Kontrolle setzten sich die Deutschen an die Spitze – eine Position, die sie bis zur Ziellinie nicht mehr abgaben.
Der Sieg war am Ende mit einer Länge klar, aber keineswegs selbstverständlich. Die Henley-Strecke, berühmt-berüchtigt für ihren engen Verlauf mit nur zwei Bahnen und eigenwilliger Strömung, verlangte den Crews und auch dem Schiedsrichter alles ab. Doch das deutsche Boot zeigte auch hier, was man für einen Sieg in Henley gegen eine heimische Crew braucht. Hier gewinnt nicht automatisch das physisch stärkste Boot, sondern jenes, das sich auf die Bedingungen am besten einstellt. Die Mannschaft zeigte sich nach dem Rennen entsprechend begeistert.
Moritz Küpper (RC Westfalen Herdecke):
„Besonders für Arno und mich als Leichtgewichte im Übergangsjahr ist die Erfahrung und dann hier so mitzufahren natürlich unglaublich. Das war hier ganz neu, die Stimmung vom Start zum Ziel ist einfach unglaublich – die Leute rufen die ganze Zeit die Namen der Crews, das war etwas Einzigartiges, was wir noch nie erlebt haben.“
Oskar Kroglowski (Erster Kieler RC):
„Wir mussten uns gegen starke internationale Mannschaften durchsetzen. Wir haben gezeigt, dass wir Deutschen auch in Henley mithalten können und den Cup als erstes deutsches Boot überhaupt gewinnen können.“
Für Ole Hanack (Hellas Ruder-Club Offenbach):
„Das ist eine ganz besondere Erfahrung hier in Henley. Wir sind von Anfang an sehr gut reingestartet mit drei sehr knappen Rennen, die alles von uns gefordert haben. Da haben wir jedes Mal dazugelernt. Im Finale ist alles auf dem Punkt gewesen, und das hat gereicht, um die starke heimische Crew zu schlagen.“
Olympia-Frauen-Doppelvierer zeigt eindrucksvolles Comeback
Erfolgreich verlief der Finaltag auch für den Frauen-Doppelvierer der Renngemeinschaft RC Potsdam und Germania Düsseldorf im Princess Grace Challenge Cup. Die Crew um Maren Völz, Tabea Schendekehl, Leonie Menzel und Schlagfrau Pia Greiten musste sich zwar den starken Niederländerinnen von Hollandia R.C. geschlagen geben. Doch mit dem ersten Auftritt im nacholympischen Jahr und einer sehr starken zweiten Hälfte, auf der man näher an die Niederländerinnen herankam, zeigt sich das Potenzial für die Olympiade bis LA 2028. Der Finaleinzug ist somit nicht nur als Erfolg zu werten – er verspricht, zuletzt im Hinblick auf LA, dass der DRV im Bereich Frauen-Skull sehr stark aufgestellt ist.
Fazit: Henley als Standortbestimmung mit Symbolkraft
Die diesjährige Henley Royal Regatta hat erneut bewiesen, dass sie mehr ist als eine traditionsreiche Show auf der Themse. Die Regatta ist zu einem internationalen Leistungstest unter verschärften Bedingungen geworden – besonders in diesem nacholympischen Jahr, das herausragende Leistungen auf Weltniveau und viele Bestzeiten sah.