Perfekter Tag für DRV-Junioren: Zwei WM-Titel und drei Mal ins Viertelfinale
Der Freitag stand bei der Beach-Sprint-Weltmeisterschaft in der Türkei ganz im Zeichen der Junioren. Für den Deutschen Ruderverband und sein Coastal-Nationalteam wurde es ein schlichtweg perfekter Tag. Beide U19-Doppelzweier wurden Weltmeister. Zuerst sicherten sich Julius Schüller (ARV zu Leipzig) und Julius Blümel (Berliner RC) nach drei gewonnenen Duellen die Goldmedaille, eine Stunde später holten Mia Tetiwa (RV Nürnberg) und Selma Ritter (Dresdener RC) ebenfalls den WM-Titel.
In den olympischen Bootsklassen hatten sich zuvor alle drei DRV-Starter unter die besten Acht der Welt geschoben. Felix Krones (USV TU Dresden) gewann sein Achtelfinale im Junioren-Einer ebenso wie die spätere Doppelzweier-Weltmeisterin Mia Tetiwa im Juniorinnen-Einer und der Mixed-Doppelzweier mit Miklas Scheer (Erster Kieler RC) und Anna Koseki (RV Wandsbek).
„Die Junioren überstrahlen alles, das war schon sehr erfreulich heute“, sagte Coastal-Bundestrainer Adrian Bretting, der den Aufbau des neuen Bereichs vor knapp einem Jahr übernommen hatte. Mit Medaillen für die beiden Doppelzweier „hatten wir geliebäugelt, aber dass es dann zwei Mal Gold wurde und zwei Mal so deutlich, das war schon überraschend“. Für Bretting war entscheidend, „dass beide Boote die Belastung, drei Rennen in 45 Minuten zu fahren, sehr gut gemeistert haben. Das sollte auch unseren weiteren Booten Mut geben. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“
Schüller/Blümel souverän zum WM-Gold
Erstaunlich war die Überlegenheit von Julius Schüller (ARV zu Leipzig) und Julius Blümel (Berliner RC) im Junioren-Doppelzweier. Vom ruderischen Vermögen waren die beiden Deutschen sowohl im Viertelfinale gegen Irland als auch im Halbfinale gegen Italien und sogar im Finale gegen Großbritannien eine Klasse für sich. Bei allen drei Siegen war ihr Vorsprung aus dem bewegten Meer so groß, dass Schüller den Sprint über den Strand zum Ziel-Buzzer relativ entspannt bestreiten konnte.
Im Finale gegen Großbritannien zeigten die Beiden von Beginn an Entschlossenheit. Sie erwischten einen schnellen Start und ließen sich auch am Wendepunkt nicht vom Gegner überraschen, der dort sein Halbfinale gegen Italien für sich gedreht hatte. Auf dem Rückweg bauten die beiden Deutschen ihren Vorsprung weiter aus und kamen am Strand schließlich mit einer starken Zeit von 02:23,36 Minuten ins Ziel.
Beide schrieben mit ihrem Titelgewinn Geschichte. Sie holten die erste Goldmedaille des Deutschen Ruderverbandes überhaupt bei den World Rowing Beach Sprint Finals. Julius Schüller, der vor knapp zwei Jahren vom Schwimmen zum Rudern gewechselt war und nun ein wenig auf den Spuren von Olympiasieger Oliver Zeidler wandelt, versuchte seine Empfindungen in Worte zu fassen: „Es ist unglaublich. Es ist ein fantastisches Gefühl, wie das ganze Wochenende verlaufen ist.“ Julius Blümel hatte sich mit guten Leistungen für das Boot qualifiziert, bei der EM musste er verletzungsbedingt noch pausieren.
„Der Sieg krönt zwei beeindruckende Wettkampftage, in denen das Duo in jeder Runde konzentriert geblieben ist, sich taktisch weiterentwickelt hat und am Ende im wichtigsten Moment seine beste Leistung abgerufen hat“, sagte Coastal-Bundestrainer Adrian Bretting.
Tetiwa/Ritter beeindrucken beim WM-Sieg
Nicht minder beeindruckend war die Teamleistung von Mia Tetiwa (RV Nürnberg) und Selma Ritter (Dresdener RC), die sich damit ebenfalls souverän den Weltmeister-Titel sicherten. Im Viertelfinale gab es nach einem etwas wackligen Start einen sicheren Sieg gegen die USA. Im Halbfinale ließ das deutsche Duo der Crew aus Italien keine Chance. Selbst ein kleines technisches Problem kurz vor der letzten Boje brachte Ritter und Tetiwa nicht entscheidend aus dem Rhythmus.
Im Finale gegen Marta Parades Fernandez und Carmen Jarabo Perez aus Spanien lag das deutsche Boot vom Start weg in Führung, aber die bissigen Spanierinnen blieben dran und hatten bei der Wende nur rund eine Sekunde Rückstand. Auf dem Rückweg setzten sich Mia und die erst 16-jährige Selma dann aber entscheidend ab. Der Strandlauf war für Tetiwa so nur noch eine Pflichtaufgabe. In 2:45,56 Minuten und mit fast fünf Sekunden vor Spanien holten sie souverän die Goldmedaillen, die ebenso wie bei den Junioren erst am Samstag verliehen werden.
„Es ist unglaublich, weil es einfach etwas ist, das wir gemeinsam geschafft haben“, sagte Mia Tetiwa im World-Rowing-Interview. Bretting und sein Co-Trainer Hendrik Bohnekamp hatten sie schon im klassischen U19-Bereich drei Jahre begleitet und halten große Stücke auf sie. „Beeindruckend“ nannte Bretting die Leistung der von Bohnekamp betreuten Mannschaft. „Beide wurden von Runde zu Runde stärker, agierten taktisch klug und lieferten im entscheidenden Moment ihre beste Leistung.“ Zwei Mal WM-Gold - ein starkes Zeichen der nächsten Generation im deutschen Coastal Rowing.
Felix Krones souverän ins Viertelfinale
Felix Krones (USV TU Dresden) setzte seinen starken Auftritt im Junioren-Einer fort und gewann sein Achtelfinale gegen Quian Huali aus China souverän. Bei deutlich anspruchsvolleren Bedingungen als noch im Time Trial am Donnerstag hatte Krones zunächst mit Wind und Welle zu kämpfen. An den Bojen blieb er jedoch aufmerksam, fand seinen Rhythmus und brachte das Rennen souverän ins Ziel. Damit steht Krones am Samstag im Viertelfinale und trifft dort auf den Griechen Iason Muselemis.
Mia Tetiwa spart Körner im Achtelfinale
Auch Mia Tetiwa (RV Nürnberg) bestätigte ihre gute Form. Nach einem konzentrierten Start ließ sie Isabella Monahan (Irland) im Knockout-Rennen des Juniorinnen-Einers keine Chance. „Ganz souveräner Lauf – trotz Wellen hervorragend gemacht. Am Ende hat sie sogar noch Körner gespart für die Finalrunde im Doppelzweier gleich danach“, lobte Bretting. Gegnerin im Viertelfinale wird am Samstag die Chinesin Leli Li sein.
Scheer/Kosecki machen es spannend
Am spannendsten machte es der U19-Mixed-Doppelzweier mit Miklas Scheer (Erster Kieler RC) und Anna Koseki (RV Wandsbek), gewann aber sein Achtelfinalduell gegen die Polen Borysewicz/Kusmider doch noch und steht ebenfalls im WM-Viertelfinale. Der Start verlief alles andere als ideal: Ein Sitzproblem kostete das Duo früh Sekunden, sodass Scheer und Koseki an der Wende-Boje rund vier Sekunden zurücklagen. Zudem musste Koseki das weitere Rennen ohne funktionierenden Rollsitz bestreiten. Aber davon ließen sich Beide nicht unterkriegen. Auf dem Rückweg drehte das deutsche Boot auf, fand einen guten Rhythmus und arbeitete sich konsequent heran. Im Strandlauf setzte Scheer schließlich den entscheidenden Punch und überholte den Polen Borysewicz auf den letzten Metern. Gegner im Viertelfinale ist die im Achtelfinale eigentlich unterlegene Schweiz, doch Ägypten bekam eine 10-Sekunden-Strafe wegen Frühstarts aufgebrummt und schied damit aus.
So geht es am Samstag weiter
Im Senioren-Bereich ist am Samstag zuerst der Mixed-Vierer mit Steuerfrau im Einsatz (7:21 Uhr deutsche Zeit). Nach Rang sieben im Time-Trial geht die Crew mit Moritz Korthals (Stuttgarter RG), Laura Brenker (Mainzer RV), Anne Kistenpfennig (Mainzer RV), Leander Spalek (Frankfurter RG Germania) und Steuerfrau Jette Hansen (Der Hamburger und Germania RC) im Repechage-Rennen gegen Irland an den Start. Da es in dieser Bootsklasse nur 14 Meldungen gibt, stehen die beiden zeitschnellsten Boote bereits im Viertelfinale. Die übrigen zwölf Crews fahren in sechs Hoffnungsläufen (Repechages) um die verbleibenden sechs Plätze für das Viertelfinale.
Für die deutschen Topkräfte steht mit dem Achtelfinale die erste K.O.-Runde an. Moritz Wolff (Berliner RC) trifft als Zeitschnellster der Time Trials im Männer-Einer auf den Briten James Cox, der sich als amtierender Europameister gerade so für die Runde der letzten 16 qualifiziert hat (7:35 Uhr). - ein ungewöhnliches Duell für die Runde der letzten 16. Julia Tertünte (RV Münster) hat es mit der Ungarin Vivien Preil zu tun (8:15 Uhr). Der Gegner der EM-Zweiten Franz Werner/Sophie Leupold (beide Pirnaer RV) im Mixed-Doppelzweier sind die Franzosen Lefebvre/Briard (9:03 Uhr). Alle drei DRV-Boote wollen den Sprung in die Finalrunde am Sonntag schaffen.
Zum Abschluss des dritten WM-Tages geht es in den Top-Klassen der Junioren und Juniorinnen bereits um die Medaillen. Felix Krones, Mia Tetiwa und Miklas Scheer/Anna Koseki wollen lange im Wettbewerb bleiben und für weitere Erfolge sorgen.
Worldrowing überträgt die Finalrennen im Stream.