04. Apr. 2022 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

Saisonauftakt in Leipzig - Favoritensiege und Überraschungen

Pia Greiten überzeugte sowohl auf dem Ergometer als auch auf dem Wasser. Foto: DRV/Seyb

Am vergangenen Wochenende wurde mit der Langstrecke Leipzig die Rudersaison 2022 für die (Kader-) Athletinnen und Athleten des Deutschen Ruderverbandes eingeläutet. Leider gab es – vor allem corona-bedingt – zahlreiche Krankheitsausfälle.

Gute Ergoleistungen
Am Samstag stand zunächst der 2.000 m Ergometertest auf den Programm. Bei den Skullerinnen war Pia Greiten (Osnabrücker RV) die Schnellste, Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) setzte bei den Männern mit einer Zeit unter 5:40 Minuten den Maßstab. Im Riemen-Bereich dominierte Christin Stöhner (Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956 e.V.) bei den Frauen und Laurits Follert (Crefelder RC) bei den Männern. Bei den Leichtgewichten setzten sich Marion Reichardt (Akademischer Ruderclub Würzburg e.V.) und Paul Leerkamp (Osnabrücker RV) durch.

Greiten dominiert bei den Skullerinen
Trotz des Ausfalls der elektronischen Zeitmessung, was bei vielen Teilnehmenden und Betreuern für Frust sorgte, konnte die 6 km Langstrecke auf dem Elster-Saale-Kanal wie geplant über die Bühne gehen. Im Frauen-Einer stand erneut Pia Greiten (Osnabrücker RV) ganz oben auf dem Podest. Sie gewann vor Frauke Hundeling (DRC v. 1884 e.V.) und Alexandra Föster (RC Meschede). „Die Leistung von Pia Greiten ist sehr gut. Der Frauen-Skull-Bereich sticht im Vergleich zu den Riemerinnen schon heraus“, so Cheftrainerin Brigitte Bielig.

Zeidler setzt Maßstäbe
Im Männer-Einer gewann wie zu erwarten Oliver Zeidler (Frankfurter Rudergesellschaft 'Germania' 1869 e.V.). Doch nur sieben Sekunden dahinter sorgten U23-Ruderer Jonas Gelsen (RC Nassovia Höchst 1881 e.V.) und der Vierte der Junioren-WM Oliver Hotz (Rostocker RC von 1885 e.V.) für eine kleine Überraschung. „Olli Zeidler sticht bei den Skullern definitiv heraus, sowohl auf dem Ergo als auch auf dem Wasser. Positiv hervorzuheben ist aber auch die Steigerung von Jonas Gelsen und Oliver Hotz, die sind Zeidler quasi auf den Pelz gerückt“, so Bielig.

Volk überzeugt im leichten Einer
Im leichten Einer siegte Marie-Louise Dräger (Schweriner RG v. 1874/75 e.V.) vor Johanna Reichardt (Akademischer RC Würzburg e.V.) und Katrin Volk (Ulmer Ruderclub Donau e.V.). „Das Leistungsgefälle im leichten Frauen-Skull-Bereich ist schon sehr groß, das macht mir ein wenig Bauchschmerzen. Katrin Volk hat sowohl auf dem Ergo als auch bei der Langstrecke eine gute, stabile Leistung gezeigt, die sehe ich als potenziellen Stamm beim leichten Doppelzweier“, erklärt Bielig.

Gaus sorgt für Überraschung im LM1x
Bei den Männern sorgte U23-Ruderer Arno Gaus (Bonner RG) für eine kleine Überraschung. Er gewann mit einer Sekunde Vorsprung vor Joachim Agne (Akademischer RC Würzburg e.V.), auf Rang drei ruderte U23-Weltmeister im leichten Doppelvierer, Paul Leerkamp (Osnabrücker RV). „Das Starterfeld in dieser Bootsklasse war sehr groß. Die Leistungen können sich schon sehen lassen. Das war eine enge Kiste da vorne. Vor allem Paul Leerkamp hat mit dem Sieg auf dem Ergo und dem dritten Platz über die 6 km überzeugt, aber auch Gaus hat überrascht“, schätzt Bielig die Leistungen ein.

Frauen-Riemen enttäuscht
Vor allem der Frauen-Riemen-Bereich war von den Krankheitsausfällen betroffen. Nur 16 der 24 gemeldeten Boote konnten an den Start gehen. Der Sieg im Zweier ohne der Frauen ging an Alyssa Meyer und Melanie Göldner (Ruder-Club Tegel 1886 e.V. / Ruder-Club Potsdam e.V.) vor Charlotte Körner und Mira Moch (Bonner RG / Regensburger RK) und Anni Kötitz und Elena Carius (RC Potsdam / SC Magdeburg). „Insgesamt sind die Leistungen des Frauen-Riemen-Bereichs nicht zufriedenstellend, zudem ist die Leistungsbreite sehr groß. Die ganzen Ausfälle kommen noch hinzu“, so Bielig.

Roggensack und Schönherr siegen im Zweier ohne
Nach dem Ausfall von seinem Bootspartner Benedict Eggeling ging Olaf Roggensack kurzerhand mit Mattes Schönherr (RC Tegel 1886 / RC Potsdam) an den Start und gewann. Das Podium komplettierten Wolf Niclas Schröder und Torben Johannesen (RC Favorite Hammonia / RU Arkona Berlin) auf Rang zwei und Friedrich Dunkel und Marc Kammann (Alster-RV Hanseat / Der Hamburger und Germania RC) auf Platz drei. Die ersten fünf Boote kamen alle innerhalb von 20 Sekunden ins Ziel. „Im Vergleich zum Wettkampftest gab es leichte Verbesserungen. In der Breite ist der Disziplinbereich gut aufgestellt. Vom Niveau her gegenüber den Skullern liegen die Riemer allerdings etwas zurück“, so das Fazit der Cheftrainerin.

Neubauer und Nelles gewinnen im LM2-
Im leichten Zweier ohne gewannen Johannes Neubauer und Benjamin Nelles (Neusser RV) vor Bruno Hirsch und Mats Winkels (Kölner RV / WSV Düsseldorf RG) und Mark Oedinghofen und Lennert Zyla (Crefelder RC / Hürther RG).

In knapp drei Wochen geht es dann mit den Deutschen Kleinbootmeisterschaften in Krefeld weiter. Cheftrainerin Brigitte Bielig mahnt vor allem bei den krankheitsbedingten Ausfällen zu Vorsicht. „Alle Sportlerinnen und Sportler, die coronabedingt absagen mussten, die müssen sich jetzt genau an die Vorschriften der Ärzte halten und nicht zu zeitig mit intensivem Training anfangen. Auch wenn die DKBM eine Qualifikationsregatta ist, die Gesundheit geht immer vor. Da müssen wir dann noch andere Möglichkeiten finden.“

Diening sorgt im PR1 W1x für Überraschung
Bei den Para-Ruderinnen sorgte Manuela Diening (RV Münster) im PR1 W1x für eine kleine Überraschung. Sie gewann mit drei Sekunden Vorsprung vor Paralympics-Teilnehmerin Sylvia Pille-Steppat (Wilhelmsburger RC). „Die beiden sind immer schon dicht beieinander, mal hat die eine, mal die andere die Nase vorne. In Krefeld wird es auf jeden Fall sehr spannend“, so Para-Bundestrainer Marc Stallberg.

Paul Umbach mit deutlicher Steigerung
Im Einer der Männer war Paralympics-Teilnehmer Marcus Klemp (PR1 M1x, Olympischer Ruder-Club Rostock von 1956 e.V.) am schnellsten unterwegs. Er gewann vor Leopold Reimann (PR2, Rüdersdorfer Ruderverein Kalkberge e.V.) und Nachwuchstalent Paul Umbach (PR2, Ruderclub Nürtingen e.V.  1921).
„Paul Umbach hat mich sehr überrascht. Vor ein paar Wochen noch war er langsamer als die Damen und jetzt war er schneller. Das ist auf jeden Fall eine tolle Steigerung“, freut sich Stallberg.

Im PR3 Mix2x siegten Kathrin Marchand und Marc Lembeck (RTHC Ruder-Tennis-Hockey-Club Bayer Leverkusen Ruder-Abteilung) vor Susanne Lackner und Jan Helmich (Mannheimer Ruder-Verein 'Amicitia' 1876 e.V./Ruder-Club 'Hansa' von 1898 e.V. Dortmund)) und Miriam Federle und Dominik Siemenroth (RTHC Ruder-Tennis-Hockey-Club Bayer Leverkusen Ruder-Abteilung). "Das Ergebnis ist wie erwartet", so Stallberg. Für Marchand ist der Para-Traum nach der heutigen Untersuchung allerdings schon wieder ausgeträumt, da sie nicht klassifiziert werden konnte. „Das ist natürlich sehr schade. Aber sie wird dem Para-Team weiter zur Verfügung stehen, wenn im Training mal Sportler fehlen“, erklärt der Para-Bundestrainer und ergänzt: „Generell war es gut, dass wir uns präsentieren und mit den anderen Bereichen vergleichen konnten.“

Brenke überrascht im Juniorinnen-Einer
Auch der Rudernachwuchs war in Leipzig am Start. Hier sorgte vor allem Helena Brenke (Karlsruher Ruder-Verein Wiking von 1879 e.V.) im Juniorinnen-Einer für eine kleine Überraschung. Sie gewann vor Paula Lutz (Mannheimer Ruder-Club von 1875 e.V.) und Lea Berkemeyer (RC Hansa von 1898 e.V. Dortmund). „Das haben die zwei da vorne schon stark gemacht, das war schon eine kleine Überraschung. Helenas Leistung ist auch im Zeitenvergleich zu den anderen Rennen stark. Aber das hatte sich schon beim Lehrgang in Berlin angedeutet. Andere sind dafür hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben und müssen jetzt aufwachen. Ich bin gespannt, wie es dann in Krefeld über die 2.000 m läuft, da ist sicherlich Musik drin“, so Junioren-Bundestrainer Adrian Bretting.

JM1x – Eindrücke aus Berlin bestätigt
Bei den Junioren siegte Cornelius Conrad (Dresdner Ruder-Club 1902 e.V.) vor Lorenz Grimm (Schweinfurter Ruder-Club Franken von 1882 e.V.) und Kaspar Dobrzalski (Hallesche-RV Böllberg v. 1884 u. Nelson v. 1874 e.V. im SV Halle). „Mit den Leistungen bin ich ebenfalls zufrieden. Auch hier haben sich die Eindrücke aus Berlin bestätigt“, so Bretting.  

Keine Überraschungen in den Zweier ohne
Im Zweier ohne blieben die Überraschungen aus. Bei den Mädchen standen Emma Komorowski und Alina Krüger (Rvg. Kappeln im Turn- und SV Kappeln / Ratzeburger RC) ganz oben. Zweite wurden Stina Marlin Steffen und Helena Wegener (RG HANSA e.V . / RK am Wannsee), Platz drei ging an Frida Dettmann und Nike Versace (RG HANSA e.V.).

Bei den Junioren gingen hauptsächlich Sportler aus der Regionalgruppe Nord-Ost an den Start. Mit den Siegern Carl Sgonina und Paul Stern (Dresdner Ruder-Club 1902 e.V.), den Zweitplatzierten Tom Stoltzmann und Yannik Sens (RK am Wannsee) und den Dritten Jamie Köhler und Torben Fischer (RC Potsdam) waren auch die Boote vorne, die sich über den Winter gezeigt haben. „Allerdings waren die Abstände hier schon relativ groß, da darf gerne noch etwas passieren“, wünscht sich Bretting.

Alle Ergebnisse des Wochenendes findet ihr hier. Vom 22. - 24. April findet dann die Deutsche Kleinbootmeisterschaft in Krefeld statt. Die Vorfreude und die Spannung auf die Saison 2022 steigt bei allen Beteiligten.

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