Sophie Leupold und Franz Werner gewinnen Silber auf der Coastal-EM
Silber für Deutschland und Leistungen, die Mut machen: Sophie Leupold und Franz Werner (Pirnaer RV) haben bei den European Rowing Beach Sprint Championships 2025 in Antalya die Silbermedaille im Coastal Mixed Double (CMix2x) gewonnen und das Team insgesamt starke Leistungen gezeigt.
In 2:30,98 Minuten lieferte sich der „Pirna-Express“ einen harten Kampf mit Afonso Duarte Costa/Patrícia Batista in einem Finale auf Augenhöhe, das Portugal erst im letzten Teilabschnitt mit 2:26,66 min für sich entschied.
Dahinter steht ein deutsches Team, das in Antalya sehr ambitioniert und professionell auftrat, sich in den K.-O.-Rennen aber mehrfach von kleinen Missgeschicken ausgebremst sah – von Stürzen in der Brandung bis zu technischem Pech. Julia Tertünte und Moritz Wolff verloren mit viel Pech ihre Viertelfinals, zeigten aber starke Leistungen in Antalya, die sich nicht im Endergebnis niederschlagen.
„Es waren sehr intensive und emotionale Tage in Antalya. Wir ziehen ein gemischtes Fazit, nach so viel Pech heute für das Team war die Silbermedaille ein Befreiungsschlag zum Abschluss. Natürlich ist es schade, ein Finale zu verlieren – aber Portugal war heute an der Wende und der Rücktour einfach besser und hat verdient gewonnen. Betonung liegt auf heute! In gut vier Wochen sehen wir uns zur WM am gleichen Ort wieder. Wir werden unsere Hausaufgaben erledigen und sehen es als Ansporn“, sagte Bundestrainer Adrian Bretting.
„In den anderen fünf Booten hatten wir ein Wechselbad der Gefühle. Nach den sehr starken Leistungen in den Time-Trials waren die Erwartungen und Hoffnungen durchaus hoch. Die Time-Trials waren jedoch schon hier sehr, sehr knapp, da hatten wir wahrscheinlich auch etwas Glück. Man schaut ja auch lieber auf die Abstände nach vorne, als nach hinten. Heute hat das Schicksal in die andere Richtung ausgependelt, auch wenn keine fatalen Fehler dabei waren, war es oft die Summe der kleinen Teile, die uns am Ende das Weiterkommen kosteten. In den nächsten Tagen werden wir alles nochmal in Ruhe mit den Athletinnen und Athleten analysieren und gemeinsam festhalten, worauf wir den Fokus für die finale WM-Vorbereitung legen.
Alle, Junior:innen und Senior:innen, haben stark gekämpft, wir haben kein Rennen hergeschenkt und immer alles versucht. Die Richtung stimmt im Hinblick auf die WM. Wir sind als „Nicht-Coastal-Nation“ durchaus konkurrenzfähig, wenngleich die Luft oben dünn ist. Jetzt haben wir aber erstmal Hausaufgaben für die nächsten Wochen bekommen, die wir erledigen werden. In drei Wochen sind wir wieder hier, da wollen wir einen Schritt nach vorne machen und das zeigen. Großes Dankeschön an das gesamte Team an und in den Booten. Aber vor allem an die Athletinnen und Athleten, die super mitziehen und sich auf das Abenteuer Beach Sprint einlassen,“ so die abschließende Einschätzung von Adrian Bretting.
An seiner Seite arbeitete Bundestrainer Hendrik Bohnekamp zusätzlich noch als Boathandler, während Katrin Hussendörfer als Physiotherapeutin und Boathandlerin den Betrieb zwischen Meer, Team-Area und Callroom zusammenhielt – ein Trio, das dem jungen Aufgebot Struktur und Ruhe gab, aber auch den ganzen Tag rund um die Uhr beschäftigt war. Sina Burmeister, Vorstand Jugend des DRV, unterstützte ebenfalls, als die drei Boathandler erlaubt waren und jede Hand benötigt wurde. Mit blauen Flecken und Wunden kehrt auch das Betreuer-Team heim und wird nach einer Ruhephase wieder angreifen.
Rennberichte:
Werner/Leupold krönten einen kompletten Finaltag: Am Morgen ging es bereits gegen Gastgeber Türkei um den Einzug ins Viertelfinale. Trotz lautstarker Unterstützung von den Zuschauerrängen für die Gastgeber, ließ Team Germany nix anbrennen und zog ungefährdet ins Viertelfinale ein. Dort machte man direkt weiter mit einem klaren Sieg gegen die Niederlande und einem souveränen Halbfinalerfolg über Österreich zündete das Duo im Endlauf erneut einen schnellen Start, blieb technisch sauber und hielt den Druck hoch. Spannung pur für alle Zuschauer. Die Boote schenkten sich nix. Nach der Wende gab es dann den besseren Ausgang für Portugal. Aber: Silber ist der verdiente Lohn einer starken Serie und ein starkes Signal in Richtung WM.
Julia Tertünte bestätigte im Coastal Frauen‑Einer ihren Status: Zweite im Time Trial in 2:46,56, nur 15 Hundertstel hinter Weltmeisterin und der späteren Europameisterin Magdalena Lobnig, danach ein kontrolliertes Achtelfinale in 2:51,18. Im Viertelfinale dann das Drama: knapp in Führung, stürzte sie beim Ausstieg in die Brandung, tauchte in den Wellen ab und verlor den entscheidenden Vorsprung – bitter, weil der Auftritt bis dahin nahezu makellos war. Besonders ärgerlich: beim Ausstieg hatte Julia bislang nur selten Probleme.
„Julia hat alles draußen auf dem Meer gelassen! Vom Start weg war das ein ganz starkes Rennen. Wir waren uns bewusst, dass sie alles investieren muss, um das Halbfinale zu erreichen. Das hat sie vom ersten Schritt an getan. Am Ende war es dann vielleicht ein Sekundenbruchteil Unachtsamkeit in der Hektik und im Lärm der Arena und der fatale Stolperer. So verdammt ärgerlich. Aber sie hat sich überhaupt nichts vorzuwerfen. Wir werden auch daraus lernen und noch stärker werden,“ so Bundestrainer Adrian Bretting.
Im Coastal Männer‑Einer begann Moritz Wolff mit einem Ausrufezeichen: schnellste Zeit im ersten Time Trial (2:29,44) und ein souveränes Achtelfinale. Im Viertelfinale entschied gegen den späteren Vizeeuropameister Ander Martín die Wende und der Sprint durch den Sand. Wolff konterte noch einmal nach einer etwas langsameren Wende, doch der Spanier erwischte den besseren Endspurt mit hoher Frequenz und Ausstieg – eine Lehrsequenz auf höchstem Niveau, die Wolffs Kurs Richtung WM nicht ändert. Der Spanier holte am Ende Silber, hauchdünn hinter dem Sieger aus Großbritannien- die Form bei Moritz Wolff stimmt. Jetzt geht es noch um den Feinschliff.
Bei den Juniorinnen zeigte Mia Tetiwa einen runden Wettkampf. Mit 3:01,75 wurde sie Sechste im ersten Zeitlauf und qualifizierte sich direkt für das Achtelfinale. Im Achtelfinale setzte sie sich nach starkem Start und souveräner Wende in 2:54,49 durch; im Viertelfinale fehlten gegen die Spanierin Alejandra García Domínguez ein paar Sekunden (3:03,07) – ein beachtlicher Schritt in die europäische Spitze für die junge Athletin, die erst von gut fünf Wochen erstmals im Coastal-Boot saß.
Im Coastal Junioren‑Einer setzte Felix Krones gleich zu Beginn ebenfalls ein dickes Ausrufezeichen: Er gewann das erste Time Trial in 2:37,76 und verwies ein großes Feld auf die Plätze. In der K.-O.-Phase kostete ihn eine kurze Desorientierung an der Wende wertvolle Meter und letztlich den Achtelfinal‑Sieg; bemerkenswert blieb sein Comeback‑Versuch mit starkem Endspurt. Für den Dresdner gilt: auf dem Meer starke Leistungen gezeigt, internationale Härte angenommen, Potenzial sichtbar – die WM kommt zum richtigen Zeitpunkt.
Der Coastal Junioren‑Mixed‑Doppelzweier mit Miklas Scheer/Anna Koseki bestätigte die Entwicklung im Nachwuchs. Ein starker Zeitlauf (7. in 2:39,25 min) und ein souveränes Achtelfinale eröffneten den Finaltag, ehe im Viertelfinale gegen Österreich das volle Beach‑Sprint‑Pflichtenheft zuschlug: zweimal verlorene Skulls, eine verpatzte Wende, ein aus der Schiene springender Rollsitz – und nach großem Aufholen die Kollision mit der letzten Boje. Das Aus schmerzt, die Rennhärte bleibt.
Unterm Strich verlässt der DRV Antalya mit einer glänzenden Silbermedaille, einigen hauchdünnen Niederlagen mit Pech und vielen belastbaren Hinweisen für die Feinarbeit: Starts und Ausstieg, Wendengeometrie und Renneinteilung. In knapp einem Monat trifft sich die Weltelite zur WM am selben Strand. Das deutsche Team reist mit Rückenwind an – hungrig, lernfähig und mit der Gewissheit, dass die Spitze in Reichweite ist.