Spannung, Stimmung und Sonne: Der Buderus-Renntag der RBL in Mülheim
Die mittlerweile routinierten RBL-Ausrichter in Mülheim wurden wieder einmal ihrem guten Ruf gerecht: Der zweite Renntag der Ruder-Bundesliga 2025 war ein voller Erfolg und lockte viele Zuschauer an die Ruhr.
Bereits am frühen Morgen deuteten sich hohe Temperaturen an, welche ab Mittag die 30°-Marke deutlich überschritten und den Teams alles abverlangten. Das Regen- und Gewitter-Radar blieb für den restlichen Tag ein treuer Begleiter aller Beteiligten, tat aber der guten Stimmung keinen Abbruch.
Knappe Entscheidungen im Zeitfahren
Das Zeitfahren am Morgen, nach dem die Duelle der ersten k.o.-Runden im Achtel- bzw. Viertelfinale gesetzt werden, gab erste Hinweise auf die Tagesform der Mannschaften. Mit mehreren Entscheidungen auf Hundertstelsekunden deutete sich bereits früh eine hohe Leistungsdichte an diesem Tag an.
In beiden Zeitfahr-Runden der Frauenliga setzte der Meenzer Express ein Ausrufezeichen. Als Schnellste mit fast einer Sekunde Vorsprung vor dem ebenfalls starken Osnabrück Achter und einem zweiten Rang nur zwei Hundertstelsekunden hinter den Liga-Rückkehrerinnen vom Kötter-Services Ruhr-Achter Essen-Kettwig im zweiten Lauf präsentierten sie sich stark. Nervenstärke bewiesen die Altersprinter aus Hamburg, welche sich nach einem verpatzten ersten Lauf mit über 2 Sekunden Rückstand auf Rang 6 wiederfanden. Im zweiten Zeitfahren sortierten sie sich auf Rang 4 ein, nur vier Zehntelsekunden hinter dem schnellsten Team aus Kettwig.
Nicht weniger spannend war das Zeitfahren der Männer. Nur eine knappe Zehntelsekunde trennte die Teams auf den Plätzen 1 bis 3: Der Amazone-Achter Osnabrück landete vor den Gastgebern und Tabellenführern vom Autosen Sprintteam Mülheim und dem „Häuser unserer Zukunft“ – Ottoachter Magdeburg. Auch die Teams aus Minden, Frankfurt und Mainz auf den Rängen 4 bis 6 kamen innerhalb von zwei Zehntelsekunden ins Ziel. Die Liga-Neulinge des Rhein-Erft-Sprinter zeigten mit einem elften Rang eine klare Verbesserung zu ihrem ersten Renntag. Mit Blick auf diese Ergebnisse versprach der Tag spannend zu werden.
Schrecksekunde im Viertelfinale
In der ersten k.o.-Runde wird das stärkste Team des Zeitfahrens gegen das langsamste gesetzt, das zweitschnellste gegen das zweitlangsamste, bis in die Tabellen-Mitte hinein. Dementsprechend waren die Ergebnisse in den Achtel- und Viertelfinals zwar knapp, aber große Überraschungen im blieben aus. Einzig der Meenzer Express sorgte für einen Schreckmoment, als sich im Duell gegen den Melitta Allstar-Achter „Team Red“ wenige Schläge nach dem Start die Dolle öffnete – plötzlich führte das letztplazierte Team aus dem Zeitfahren vor der schnellsten Mainzer Mannschaft. Doch das Team aus Main bewahrte einen kühlen Kopf, legte den Riemen ein, und jagte dem Allstar-Achter hinterher. Kurz vor der Ziellinie gelang ihnen die Überholung und sie sicherten sich mit einer halben Sekunde Vorsprung einen Platz unter den Top 4.
Eine herannahende Gewitterfront, die bereits am Vortag angekündigt worden war und von allen Beteiligten mit Sorge beobachtet wurde, rückte nun unaufhaltsam von Süden aus näher. Die aufziehenden dunklen Wolken boten zwar Schutz vor der brennenden Sonne, führten aber auch zur Entscheidung des Regattastabs, den Zeitplan anzupassen. Mit einer Verschiebung der Halbfinals um 30 Minuten, einer Verkürzung des Rennabstands auf 3 Minuten und dem Start der Finals direkt im Anschluss an den Halbfinal-Block wurde versucht, alle Rennen zwischen zwei Gewitterfronten auf die Ruhr zu bringen. Dieser Plan ging auf, vielleicht aber auch weil der Regattaplatz zwar in Regen getaucht wurde, die Gewitter aber knapp an Mülheim vorbeizogen und der Renntag somit vor Unwetter verschont wurde.
Vollgas bis zum letzten Schlag
Nach einem heißen Tag, durchnässt vom Regen und mit nur etwa einer halben Stunde Abstand zwischen den letzten zwei Rennen wurde den Teams an diesem Renntag viel abverlangt. Dennoch zeigten die Mannschaften in allen Bereichen der Tabellen bis zu ihren letzten Rennen kämpferische Leistungen.
Schon im Zeitfahren hatte bei den Männern das Magdeburger Team ein Ausrufezeichen gesetzt, als sie die Gastgeber und Tabellenführer aus Mülheim mit nur 6 Hundertstelsekunden Rückstand über die Ziellinie jagten. Im Halbfinale bot sich ihnen erneut die Chance, den Seriensieger zu schlagen. Doch unter den lauten Anfeuerungsrufen des heimischen Publikums setzte das Autosen Sprintteam seine Siegesserie fort und qualifizierte sich weiter ungeschlagen für das Finale um Gold und Silber.
Dort erwartete sie der Amazone-Achter Osnabrück und verlangte den Gastgebern noch einmal alles ab. Doch wieder zeigten die Mülheimer Nervenstärke und boten dem Publikum Grund für großen Jubel, als sie ihren Bugball mit 11 Hundertstelsekunden Vorsprung über die Ziellinie schoben.
Im kleinen Finale traf der Ottoachter auf die Männer aus Minden und sicherte sich mit einem entschlossenen Rennen den dritten Platz und somit die erste Platzierung in den Medaillenrängen seit seinem Einstieg in die RBL im vergangenen Jahr.
In der Frauenliga bestätigte der Meenzer Express noch im Halbfinale die gute Tagesform, die sich im Zeitfahren angedeutet hatte. Sie ließen die HavelQueens, die Ligachampions der letzten drei Jahre, klar hinter sich und trafen im Finale auf die angriffslustigen Alstersprinter. Die Hamburgerinnen hatten sich von dem schwierigen Start in die Regatta erholt, aber auch für sie gab es an diesem Renntag kein Vorbeikommen an der Mannschaft aus Mainz. Der Jubel der Rheinland-Pfälzerinnen über den Tagessieg kannte im Ziel kaum ein Ende.
Im kleinen Finale der Frauen lieferten sich die HavelQueens einen Bord-an-Bord Kampf mit dem Osnabrücker Achter. Auf den letzten Schlägen schob sich das Team aus Osnabrück in Führung und sicherte sich die Bronzemedaille.
Der Tag klang mit einer stimmungsvollen Siegerehrung – nun wieder in der Abendsonne – aus, bevor etliche Teams weiter zur berüchtigten After Row Party zogen.
Qualifikation für Die Finals in Dresden
Zum dritten Jahr in Folge dufte die RBL nun zu Gast in Mülheim sein. Große Gastfreundschaft, ein begeistertes Publikum und professionelle Durchführung zeichneten die Veranstaltung aus. Stellvertretend für das große Helfer-Team des WSV Mülheim bedanken wir uns erneut bei Tim Apeltrath und Martin Kiefer für solch einen gelungenen Renntag.
Der nächste RBL-Renntag wird nach der Sommerpause am 23. August in Kassel stattfinden. Dennoch wird es für etliche Teams schon drei Wochen vorher am 2. und 3. August ein Wiedersehen am Alberthafen in Dresden geben. Dort wird Rudern Teil der Multisportveranstaltung „Die Finals“ sein und im Sprint-Format einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden – inklusive der Übertragung von ARD und ZDF.
Die ersten sechs Achter beider Ligen haben sich für dieses Veranstaltungsformat qualifiziert. Komplettiert werden die Meldefelder durch je zwei Achter des DRV-Teams. Spannung ist also garantiert, wenn die Sprint-spezialisierten RBL-Teams auf das DRV-Aufgebot treffen, welches auf der olympischen 2000m-Distanz beheimatete ist.