Wolff stürzt und verpasst eine Medaille, aber der DRV etabliert sich in der Weltklasse
Die Top-Boote des Deutschen Ruderverbandes haben ihre Zugehörigkeit zur Weltklasse im 2028 erstmals olympischen Coastal durch gute Leistungen nachgewiesen, erreichten beim Abschluss der Beach-Sprint-Weltmeisterschaften am Sonntag in Antalya aber keine Medaille. So blieb es durch die erfolgreichen Auftritte der U19-Junioren in der Bilanz unverändert bei zwei Mal Gold und drei Mal Silber für den DRV.
Moritz Wolff hatte im Halbfinale des Männer-Einers den Sieg und damit eine sichere Medaille vor Augen, stürzte aber entkräftet kurz vor dem Ziel und wurde am Ende undankbarer WM-Vierter. Im Frauen-Einer schied Julia Tertünte im Viertelfinale aus. Der Mixed-Doppelzweier mit Franz Werner und Sophie Leupold hatte vier Wochen nach seinem zweiten Platz bei der Europameisterschaft die Finalrunde nicht erreicht. Coastal-Bundestrainer Adrian Bretting zieht trotzdem ein positives Fazit für den Senioren-Bereich: „Die Leistungen waren sehr gut. Niemand fährt gerne gegen unsere Boote, weil wir die Rennen immer voll annehmen.“ Im Viertelfinale schied am Sonntag der gesteuerte Mixed-Vierer aus.
Moritz Wolff zahlt Zeche für tolles Viertelfinale
„Man will das Spektakel, das gehört im Beach Sprint dazu. Leider haben wir es heute geliefert“, sagte Adrian Bretting am Telefon im Live-Stream der ARD. Wind und Wellen, kurze Rennen, K.O.-Duelle und ein Finalturnier mit drei Runden, die in weniger als einer Stunde absolviert werden müssen - das macht das neue Format attraktiv für Zuschauer, aber auch den Erfolg schwer berechenbar, ganz anders als im klassischen Rudern. Am Beispiel von Moritz Wolff (Berliner RC), dem Schnellsten im anfänglichen Zeitfahren, war das zu sehen. In seinem Halbfinale lag er auf dem Strand knapp in Führung, stolperte wenige Meter vor dem Ziel aber, stürzte in den Sand und musste zusehen, wie der Spanier Ander Martin als Erster den Buzzer drückte.
Das war kein reines Missgeschick. „Er hat die Füsse nicht mehr hochbekommen und ist aus dem Tritt geraten“, erläuterte Bretting. Der Körper hatte Wolff im Stich gelassen. Im Viertelfinale gegen den letztjährigen WM-Dritten Zygimantas Galisanskis (Litauen) hatte er Vollgas geben müssen, um sich durchzusetzen. Es war das beste und engste Duell in der Runde der letzten Acht. Die Zeche zahlte Wolff dann im Halbfinale.
Noch immer war eine Medaille möglich, die dem DRV als I-Tüpfelchen dieser mehr als respektablen WM-Woche gutgetan hätte. Doch im B-Finale traf ein angeschlagener Wolff auch noch auf einen Gegner, der sein Halbfinale gegen den späteren, erneuten Weltmeister Christopher Bak (USA) angesichts der sich abzeichnenden Niederlage im Bummelzug-Tempo zu Ende gefahren war und damit Kraft gespart hatte. Wolff hatte den besseren Start und er biss auf die Zähne, als sich der Franzose Matthis Nottelet auf dem Rückweg absetzte. Auf dem Strand konnte er aber nicht mehr dagegenhalten, Bronze ging an Frankreich und Wolff blieb der undankbare vierte Platz.
„Natürlich überwiegt gerade noch der Ärger und die Enttäuschung, insbesondere über das Halbfinale. Dennoch hat Moritz heute eindrucksvoll gekämpft und alles reingehauen. Vierter möchte man nie werden. Dennoch ist auch dieser Platz ein Beleg dafür, dass Moritz zur Weltspitze gehört. Wir machen weiter und ich bin mir sicher, dass dann auch Medaillen folgen werden,“ sagte Bretting.
Spanierin zu stark für Julia Tertünte
Mit dem Sprung unter die besten Acht der Welt war das erste Ziel schon vorher erreicht. Julia Tertünte (RV Münster) zeigte im Viertelfinale des Frauen-Einers erneut eine engagierte Leistung, musste sich jedoch der erwartet starken Spanierin Teresa Díaz Moreno geschlagen geben. Julia startete gut und hielt das Duell bis zur Wende offen. Dass sie die Ausrichtung des Bootes nach dem Umfahren der Boje korrigieren musste, brachte ihr einen ersten Rückstand ein. Auf dem Rückweg durch die anspruchsvollen Wellen von Manavgat musste Tertünte die Spaniern dann ziehen lassen, nach dem Anlegen am Strand konnte Díaz Moreno locker zum Sieg laufen.
Gold und Silber gingen am Ende an die prominentesten Starterinnen: Einer-Olympiasiegerin Emma Twigg (Neuseeland) gewann vor Magdalena Lobnig (Österreich), die ihrerseits schon Olympia-Bronze geholt hatte. Rang drei ging an Laura McKenzie (Großbritannien).
Mixed-Doppelvierer unterliegt dem Weltmeister
Der deutsche Mixed-Doppelvierer mit Steuerfrau zeigte erneut eine kämpferisch starke Leistung. Moritz Korthals (Stuttgarter RG), Laura Brenker (Mainzer RV), Anne Kistenpfennig (Mainzer RV), Leander Spalek (Frankfurter RG Germania) und Steuerfrau Jette Hansen (Der Hamburger und Germania RC) trafen im Viertelfinale auf die favorisierte Crew aus den USA, die sich auch durchsetzte und am Ende auch WM-Gold in der nichtolympischen Klasse holte. Vom Start weg entwickelte sich ein packendes Duell. Das deutsche Boot fand schnell seinen Rhythmus, blieb sauber an den Bojen und kämpfte bis zum letzten Meter. Die Amerikaner:innen zeigten jedoch auf der Rückstrecke etwas mehr Punch und entschieden das Rennen für sich. Knapp vier Sekunden war der deutsche Rückstand am Ziel-Buzzer.
„Wir haben alles gegeben, sauber gearbeitet und bis zum Schluss an uns geglaubt“, fasste Leander Spalek den Lauf zusammen. „Es war unglaublich intensiv – genau das, wofür man an den Strand geht.“
Cheftrainer zieht positives Fazit
Cheftrainer Marcus Schwarzrock zog ein positives Fazit der Tage von Antalya: „Schade, dass Moritz Wolff eine Medaille verpasst hat. Trotzdem hat er seine Leistungsfähigkeit gezeigt. Insgesamt hat unsere Mannschaft nachgewiesen, dass sie Substanz besitzt. Wir müssen uns aber darauf einstellen, dass das Niveau in dieser neuen Disziplin allgemein weiter anziehen und die Konkurrenz größer werden wird."