Zwischen Muschelbucht und Monsterwellen – Coastal-Team trainiert in Portugal
Am Ostersonntag, den 20. April, startete die deutsche Coastal-Nationalmannschaft in ihr erstes wirkliches Trainingslager des Jahres – Ziel war der Atlantik: genauer gesagt, São Martinho do Porto, eine geschützte Bucht rund eine Autostunde nördlich von Lissabon, unweit des berühmten Surf-Hotspots Nazaré.
Während dort Riesenwellen für adrenalingeladene Surfbedingungen sorgen, bot die geschwungene Muschelbucht dem Coastal-Team ideale Voraussetzungen: abgeschirmt vom offenen Ozean, aber mit direktem Zugang zu bewegtem Wasser. Disziplintrainer Adrian Bretting zeigt sich begeistert: „In dieser Bucht können wir bei relativ zahmem Wasser gezielt in die unterschiedlichsten Wellen rudern – mal sanfte, mal kräftige Brandung, um das Navigieren der Boote bei echten Bedingungen zu schulen. Für uns der optimale Ort, um die rudertechnischen Herausforderungen und Bewegungsabläufe im Beach Sprint zu schulen. In Portugal stand diese Art des Trainings klar im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu unserer ersten Maßnahme Anfang März in Italien, standen nun keine internen Ausscheidungsrennen an.“
Strammes Programm und salzige Herausforderungen
Der Fokus lag auf sauberer Rudertechnik, den Bewegungsabläufen beim Ein- und Ausstieg und der körperlichen Robustheit: Täglich standen bis zu vier Einheiten auf dem Programm – zweimal ging es aufs Meer hinaus. Dazu gab es Einheiten auf dem Ruder-Ergometer oder r BikeErg und im Kraftraum. Coastal Rowing bedeutet, auch bei guten äußeren Bedingungen, eine neue Art der Tagesplanung im Trainingslager und ein gewisses Umdenken beim Trainergespann Adrian Bretting und Hendrik Bohnekamp: „Nach einer Stunde gegen die Wellen ist man nass, kalt und kaputt – und läuft auch mal im Eifer des Gefechts gegen den Ausleger und hat danach mit blauen Flecken und kleineren Verletzungen zu kämpfen“, berichtet Bretting schmunzelnd. Umso erfreulicher: Niemand wurde krank, das Team blieb durchgehend gesund und hochmotiviert. Bestens betreut von Coastal-Physiotherapeutin und Boathandlerin Katrin Hussendörfer.
Vom Einer zum Zweier – mit Mini-Wettkampf und Langstreckentest
Trainiert wurde vorrangig im Einer, um die individuellen Fähigkeiten im offenen Wasser zu stärken. Zwischendurch wurden jedoch auch Zweierkombinationen erprobt – mit Erfolg. Höhepunkt war ein kleines Freundschaftsturnier gegen zwei portugiesische und einen österreichisch-deutschen Zweier. Das deutsche Duo konnte sich knapp gegen die hochgehandelten Portugiesen durchsetzen. Am gleichen Tag stand zudem ein Langstreckenrennen über mehrere Kilometer mit Rundkurs und Massenstart auf dem Plan – eine willkommene Wettkampferfahrung. Beide Zweier (CM2x: Franz Werner/Moritz Wolff & CW2x: Laura Brenker/Sophie Leupold) siegten, im Männer-Einer sprang Platz zwei für Paul Emil Scholz heraus.
„Bei unserem Abschlusswettkampf fehlte bei einigen zwar die Frische nach den anstrengenden Trainingstagen. Aber man konnte schon deutlich sehen, dass die coastalspezifischen Punkte immer stabiler ausgeführt werden und wir so auch innerhalb des Teams immer mehr Konkurrenzkampf aufbauen. Die Athletinnen und Athleten pushen sich gegenseitig und machen Druck. Das ist schön zu sehen und macht natürlich Spaß, wenn es so läuft,“ resümiert Bretting die Entwicklung nach dem Trainingslager.
Rückreise mit Hindernissen
Die größte Herausforderung wartete allerdings auf dem Heimweg: Ein großflächiger Stromausfall in Spanien und Portugal brachte Tankstellen, Kommunikation und Ampelanlagen zum Erliegen. Die Trainer mussten kurzerhand mit Unterstützung vor Ort Benzin vom Yachthafen abpumpen, um den Bus zum Flughafen zu bringen. Erst nach einem gewissen Verkehrschaos in Lissabon und einem Abend im dunklen Hotel ohne fließendem Wasser konnte das Team mit mehreren Stunden Verspätung den Rückflug antreten. Umgebucht auf verschiedene Flugverbindungen über halb Europa kamen aber alle gut zurück nach Deutschland – erschöpft, aber unversehrt.
Ausblick auf die Saison
Schon Ende Mai geht es mit der ersten von zwei Regatten in Italien weiter. Vom 23.-25. Mai nimmt das Team an der dritten Etappe der Filippi Trophy in Tarent teil. Zwei Wochen später folgt die vierte und letzte Etappe dieser Rennserie in Donoratico.
Im Sommer steht dann ein intensiver Grundlagenblock an, ehe die finale nationale Selektion und die Höhepunkte EM und WM im Oktober folgen.
Nach diesem gelungenen Trainingslager ist klar: Das Coastal-Team hat Lust auf mehr – und ist bereit, in jeder Welle über sich hinauszuwachsen.
Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Trainingslagers
Laura Brenker (Mainzer RV), Sophie Leupold (Pirnaer RV), Franz Werner (Pirnaer RV), Moritz Wolff (Berliner RC), Marion Reichardt (Akademischer RC Würzburg), Julia Tertünte (Münster RV), Paul Emil Scholz (Duisburger RV)