26. Okt. 2017 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

Landespolizei - verlässliche Partner im Rudersport

Sachgebietsleiter Aus- und Fortbildung der Bayerischen Bereitschaftspolizei Gerd Enkling (Mitte) hatte Siegfried Kaidel (DRV-Vorsitzender) und Thomas Stamm (Präsident des BRV) im April nach Bamberg zur Unterzeichnung der Fördervereinbarung eingeladen.

Bei den Weltmeisterschaften in Sarasota freute sich der Deutsche Ruderverband, Athleten aus drei Landespolizeien vertreten zu sehen. Sportler und Sportlerinnen aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen waren in unterschiedlichen Bootsklassen auf dem Nathan Benderson Lake am Start.

Seit nun mehreren Jahren weiß der Deutsche Ruderverband die Unterstützungen der Landespolizeien zu schätzen. Auch mit Rheinland-Pfalz und jüngst mit Bayern gibt es erfolgreiche Partnerschaften. In Summe sind derzeit sieben Kaderathleten des Deutschen Ruderverbands in Sportfördergruppen von fünf Landespolizei bundesweit.

"Besonders freuen wir uns über die Flexibilität, die seitens der Landespolizeien wie beispielsweise in Niedersachsen gegenüber Spitzensportlern in der Vorbereitung auf die Zielwettkämpfe wie Olympische Spiele und Weltmeisterschaften gezeigt wird“, so Sportdirektor Mario Woldt.

 „Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat mit der Sportfördergruppe eine super Möglichkeit geschaffen, als Hochleistungssportler - alternativ zu einem Studium, der Sportfördergruppe der Bundeswehr oder Bundespolizei - eine Ausbildung im eigenen Land zu absolvieren. Ich denke, das kommt vielen Sportlern entgegen“, so Hannes Ocik, Weltmeister 2017 mit dem Deutschland-Achter.

Ausbildungsstreckung
Um sowohl dem Leistungssport als auch der polizeilichen Ausbildung erfolgreich nachgehen zu können, ermöglicht die Landespolizei den Sportlern unter anderem eine Verlängerung der Regelstudienzeit. „Für mich begann die Ausbildung in der Polizeischule im September 2012, voraussichtliches Ende war für Februar 2016 geplant.  Von September bis Februar war ich montags bis freitags jeweils von 8-13 Uhr zur Ausbildung in Güstrow, etwa 45 km von Rostock entfernt. Nachmittags, von 14 - 18 Uhr, trainierte ich am Leistungszentrum in Rostock/Kessin. Während dieser Zeit war es natürlich schwieriger, für das Training an den Stützpunkt in Dortmund zu fahren, aber wenn es zentrale Trainingsmaßnahmen gab, wurde das auch immer ermöglicht“, erklärt der Vize-Olympiasieger von Rio. „Das restliche Jahr war ich für Training und Regatten freigestellt. Aufgrund der Olympiasaison und den damit verbundenen zusätzlichen Trainingslagern hatte ich die Möglichkeit, meine Ausbildung nochmal zu strecken und meinen Abschluss als Polizist im mittleren Dienst dann im Frühjahr 2017 zu machen.“

Für die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, Polizei und Rechtspflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern und ihren Dozenten sind die Sportförderleute sicherlich immer noch eine besondere Herausforderung, da Klassenstärken von mitunter zwei Auszubildenden viel Rücksichtnahme auf organisatorischer Seite bedeutet. „Ich habe aber auch viel Verständnis und Unterstützung erfahren, um trotz vielfacher Abwesenheit einen erfolgreichen Abschluss zu machen“, erklärt Ocik. Speziell ausgebildete Mitarbeiter der Polizeiakademie unterstützen Individualsportler und -sportlerinnen bei der Gestaltung und Koordination des Studienverlaufs.

Neun Monate im Jahr für den Sport freigestellt
Nach Abschluss der Ausbildung wurde Ocik der Bereitschaftspolizei zugeordnet. Seitdem muss der 26-Jährige drei Monate im Jahr arbeiten, die restliche Zeit ist er für den Leistungssport freigestellt. „Zu Beginn einer neuen Saison wird in Absprache mit meinem Trainer geschaut, in welchen Phasen ich selbstständig in meiner Heimat trainieren und zeitgleich arbeiten kann. Das ist vorzugsweise im Herbst/Winter, da ab Februar die Trainingslager losgehen. Dennoch ist es nicht einfach, auf die geforderten drei Monate Dienst zu kommen, da unsere Jahresplanung sehr eng getaktet ist.“ Trotz aller Probleme mit den regional unterschiedlichen Präsenzen ist Ocik froh, „die Möglichkeit gehabt zu haben, hier im Land eine Ausbildung zu erhalten und damit eine Basis für meine berufliche Zukunft zu haben.“

Auch Andreas Hundt, Bindeglied zwischen Sportler und Landespolizei am Olympiastützpunkt Niedersachsen, ist von der Kooperation begeistert. „Die Zusammenarbeit mit der Landespolizei ist exzellent. Die Polizeiakademie in Nienburg hat speziell für die Sportler eine Mitarbeiterin angestellt, der sich um die Vereinbarung von Leistungssport und Studium sowie die damit verbundenen Freistellungen kümmert. Das Feedback der Sportler ist durchweg gut, alle sind begeistert und mit Leib und Seele nicht nur Sportler, sondern auch Polizisten.“

Der neuen Leistungssportreform steht der Laufbahnberater positiv gegenüber. "Wir unterstützen strukturell die neue Leistungssportreform vom Deutschen Ruderverband. Ich finde es sehr gut, dass so früh informiert wurde und wir Laufbahnberater frühzeitig mit eingebunden wurden, das hätte ich mir von anderen Verbänden auch gewünscht. Natürlich müssen wir und der Verband jetzt an ein paar Stellschrauben drehen, damit die Umsetzung auch erfolgreich ist."