An Erfolgshunger dürfte es im Team nicht mangeln
Mit 14 Booten, darunter vier in den Leichtgewichtsklassen, tritt der Deutsche Ruderverband am Wochenende (6. und 7. September 2025) bei der gut besetzten U23-Europameisterschaft im tschechischen Racice an. Zusammen mit Rumänien, Italien und Polen stellt der DRV damit eines der großen Teams.
Im Unterschied zu früheren Jahren war geplant, dem WM-Kader bei der EM eine zweite Startmöglichkeit zu bieten. Die Rückmeldungen fielen jedoch nicht so zahlreich wie erwartet aus, vielleicht auch wegen des Veranstaltungstermins am Ende der Ferienzeit, und so sind in Racice nur einige wenige WM-Starter dabei – ausgenommen den Leichtgewichtsbereich, wo drei Medaillen-Boote in Originalbesetzung erneut antreten. In den olympischen Bootsklassen starten nun zahlreiche WM-Ersatzleute, dazu wurden Wildcards vergeben und eine Sonderzulassung gab es auch. „Ich bin froh, dass wir eine ordentliche Mannschaft zusammenbekommen haben“, sagt U23-Bundestrainer Dirk Brockmann. An Erfolgshunger dürfte es im Team nicht mangeln. Der ursprüngliche Plan, die Sportlerinnen und Sportler in anderen Bootsklassen zu testen, und wie im A-Bereich auch den Austausch zwischen Skull und Riemen zu forcieren, wurde beibehalten.
Aethner und Gresens besetzen die Einer
Im Männer-Einer bekommt Christian Aethner (Hallesche-Ruder-Vereinigung Böllberg v. 1884 u. Nelson v. 1874 e.V. im SV Halle), der amtierende deutsche U23-Meister, seine internationale Startchance. 16 Boote bilden hier das zahlenmäßig stärkste EM-Feld, am Start ist auch U23-Weltmeister Cevdet Ege Mutlu (Türkei). Bei den Frauen darf sich Lena Gresens (RC Potsdam), vor fünf Wochen in PoznanWM-Zweite im U23-Doppelvierer, im Einer ausprobieren. Nach WM-Bronze im Doppelvierer bilden die beiden Berliner Yannik Sens und Jakob Geyer (beide Berliner RC) in Raciceeinen vielversprechenden Doppelzweier. Wegen gesundheitlicher Probleme im Vorfeld der deutschen Meisterschaft hatten beide dort nicht die zuvor in Gent und Ratzeburg gezeigten Leistungen bestätigen können. Mit Ole Hanack (Hanauer RC Hassia) und Moritz Küpper (RC Herdecke) sitzen zwei Henley-Sieger dieses Jahres zusammen mit Jesse Ilsemann (RG Hansa) und Kjell Richter (RV Kappeln) im Männer-Doppelvierer, der aufgrund der Nominierungskriterien nicht für die WM infrage kam und nun mit Sondergenehmigung startet.
Interessant besetzt ist auch der Doppelvierer der Frauen. Ihn bilden Charlotte Burgdorf (RV Weser Hameln), die WM-Bronze im Doppelzweier gewann, und Rianne Lagerpusch (Frankfurter RG Germania), WM-Fünfte im Einer, zusammen mit Anna Schiefer (Deutscher RC) und Friederike Patorra (RV Wolgast). Der Dresdener Vierer ohne hatte sich bei der deutschen Meisterschaft mit Rang drei begnügen müssen. Die WM-Reservisten Tom Olbrich(Dresdner RV) und Franz Rudolph sowie die mit Wildcards versehenen Johann Svoboda und Carl Sgonina (alle Dresdner RC) können sich nun international beweisen.
Mixed-Achter muss sich schnell finden
Die Vorbereitung auf die EM erfolgte nicht über ein gemeinsames Trainingslager, sondern dezentral. Ganz ohne gemeinsames Training auskommen musste allerdings der für die EM gemeldete Mixed-Achter. „Sie werden in Racice maximal zwei Mal zusammen ins Boot steigen und dann die Rennen fahren“, ist Brockmann gespannt, wie das funktionieren wird. Nominiert wurden aus dem Skull- und dem Riemen-Bereich jeweils zwei Frauen und zwei Männer, die alle auch noch anderweitig bei der EM eingesetzt werden. Gesteuert wird der Mixed-Achter von Magdalena Hallay (RC Germania Düsseldorf) Immerhin sechs Mixed-Achter sind am Start.
Welche EM-Ergebnisse am Ende herauskommen werden, ist angesichts der Gemengelage noch schwerer vorauszusagen als sonst. Auch die meisten anderen Nationen experimentieren. Mit Ausnahme von Nationen wie Rumänien oder der Ukraine, in deren Förderkriterien EM-Medaillen genauso wichtig sind wie WM-Edelmetall, was sich in starken, eingefahrenen Mannschaften niederschlägt.
Leichtgewichte hoffen erneut auf Edelmetall
Im Leichtgewichtsbereich stehen die Chancen aber gut, nach der WM erneut Erfolge einzufahren. Der Silber-Doppelzweier der Männer mit Naveen-Alexander Shah (RV Cassel) und Maximilian Rühling (Mainzer RV) startet ebenso wie Carolin Oldenkott (Neusser RV) und Nathalie Sendjuk (RK am Wannsee), der mit Bronze dekorierte Frauen-Doppelzweier, und Ayse Gündüz (RU Arkona Berlin), die in Poznan ebenfalls Bronze geholt hatte.
Der EM-Zeitplan
Am Samstag werden in Racice zwischen 9:00 und 14:30 Uhr Vorläufe und Bahnverteilungsrennen ausgetragen. Dazu kommen die Halbfinals in den beiden Einer-Konkurrenzen. Am Sonntag wird ab 9:00 Uhr mit dem einzigen C-Finale (Männer-Einer) und den B-Finals gestartet. Zwischen 10:05 und 13:45 Uhr geht es dann in 17 A-Finals um die EM-Medaillen.