19. Juli 2019 | Panorama | von Deutscher Ruderverband

Halbzeitbericht 2019

Der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel blickt auf Halbzeit eins zurück.

Liebe Ruderkameradinnen und Ruderkameraden,

die erste Halbzeit im vorolympischen Jahr 2019 haben wir bereits erfolgreich absolviert. Was sich in den letzten sechs Monaten im Verband und den jeweiligen Ressorts alles getan hat, möchte ich im Folgenden kurz vorstellen. Für detailliertere Informationen empfehle ich immer einen Blick auf unsere Website rudern.de sowie in den rudersport.

Um es kurz vorweg zu nehmen. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich in diesem Jahr bereits einige Wochen kürzertreten und konnte leider einige wichtige Termine nicht wahrnehmen. Das fiel mir persönlich sehr schwer, aber meine Stellvertreter Dag Danzglock und Moritz Petri haben mich in dieser Zeit sehr gut vertreten. Dafür an dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön.

Fokus auf die Olympia-Qualifikation
Dieses Jahr steht ganz im Fokus der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Bereits im März gab die Deutsche Sporthilfe zusammen mit dem Partner PwC bekannt, dass insgesamt sieben Ruderinnen und Ruderer in die ElitePlus-Förderung aufgenommen worden sind und auf ihrem Weg nach Tokio mit 1.000 Euro monatlich unterstützt werden.

Nach den individuellen Vortests wurde es dann bei den Deutschen Kleinbootmeisterschaften im April in Köln zum ersten Mal ernst für unsere Sportlerinnen und Sportler. Neben dem nationalen Titel ging es natürlich auch um einen der begehrten Rollsitze in den Nationalmannschaftsbooten. Anstelle eines Starts beim ersten Weltcup in Plovdiv (Bulgarien) haben die Trainer die Internationale Wedau Regatta für weitere Ausscheidungs- und Testrennen genutzt. Mit Erfolg, denn der bei der folgenden Europameisterschaft Ende Mai in Luzern (Schweiz) sind wir mit fünf Gold, einer Silber- und einer Bronzemedaille die stärkste Nation gewesen. Doch was sind diese Leistungen in Abwesenheit der Überseenationen wert? Einen ersten Richtwert haben wir seit dem Weltcup in Poznań (Polen) Mitte Juni, bei dem unsere Athletinnen und Athleten insgesamt vier Mal auf dem Podium standen. Beim letzten WM-Test beim Weltcup in Rotterdam konnten wir uns mit insgesamt neun Medaillen – davon fünf in den olympischen Bootsklassen - noch einmal steigern. Vor allem die Mittelboote konnten überzeugen. Dies lässt mich zuversichtlich Richtung Linz blicken. In den kommenden sechs Wochen bereiten sich die jeweiligen Disziplinbereich dann individuell in Trainingslagern sowie gemeinsam in der UWV Mitte August in München vor.

Tom Morris übernimmt Frauen-Riemen-Bereich
Im Trainerbereich gab es zudem eine Personaländerung. Sven Ueck hat aus persönlichen Gründen sein Amt als Disziplintrainer Frauen-Riemen abgegeben – er wird fortan wieder den U23-Bereich trainieren. Die Verantwortung im A-Bereich liegt nun bei Tom Morris, der seit April an Bord des DRV-Trainerteams ist und sowohl dort als auch in der Mannschaft gut aufgenommen wurde.

Ruder-Nachwuchs in guter Form
Aber auch unser Nachwuchs zeigt sich vor den jeweiligen Weltmeisterschaften in Tokio (Junioren) und Sarasota (U23) gut in Form. Bei der Junioren-Heim-EM in Essen im Mai haben unsere jungen Athletinnen und Athleten mit insgesamt acht Gold-, drei Silber- und zwei Bronzemedaillen alle Erwartungen übertroffen und für tolle Stimmung auf dem Baldeneysee gesorgt. Ein großes Dankeschön auch an den Ausrichter, den Essener Ruder-Regattaverein, für die gute Organisation. Bei den Deutschem Meisterschaften U17/U19/U23 im Juni in Brandenburg an der Havel sind dann die Würfel hinsichtlich der WM-Nominierung gefallen. Die U23-Mannschaft ist nach der gemeinsamen WM-Vorbereitung in Ratzeburg bereits nach Sarasota gereist, die Junioren trainieren aktuell noch in Berlin-Grünau.

Mediale Begleitung des Männer-Skull-Teams
Ich freue mich sehr, dass wir Teil des Filmprojekts „Sxulls – Row to Tokyo“ sind, das die Hamburger Produktionsfirma Close Distance Productions seit Anfang des Jahres erstellt. Das Team um Produzentin Silvia Weihermüller - unter anderem bekannt durch „Die Norm“ - begleitet das Männer-Skull-Team auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio, Japan. Dank des langen Begleitungszeitraums von 1,5 Jahren bekommen die Skuller damit auch außerhalb der Saison eine Bühne und die Zuschauer lernen die Athleten von ihrer ganz persönlichen Seite kennen - auch abseits des Sports. Parallel dazu wird mit den Wellenbrecherinnen ein zweites Ruderprojekt filmisch begleitet. Als erstes deutsches Frauenteam wollen Timna (25), Meike (32), Cätschi (32) und Steffi (50) als Team „Rowhhome“ am härtesten Ruderrennen der Welt teilnehmen und im Dezember 2019 den Atlantik in einem Ruderboot überqueren.

Team Deutschland Skuller
Seit Mitte Mai tritt das Männer-Skull-Team – unter anderem auch aus Vermarktungsgründen - als Team Deutschland Skuller auf. Die Marke wurde gemeinsam von Verband und Mannschaft entwickelt.

Zusammenarbeit mit Breeze Sports
Im April haben wir uns die Hamburger Agentur für Sportmarketing, Sponsoring und Management Breeze Sports ins Boot geholt. Von der Kooperation erhoffen wir uns unter anderem eine erfolgreiche Unterstützung bei der Sponsorensuche und allgemeinen Vermarktung.

Steigende Mitgliederzahlen im DRV
Ich freue mich, dass die Mitgliederentwicklung in unserem Verband einen positiven Verlauf hat. Waren es vor zehn Jahren noch 80.385 Mitglieder, sind es in diesem Jahr bereits 86.762 Aktive. Dies ist ein Anstieg von 7,93 % bei der Gesamtmitgliederzahl. Allerdings ist die Diskrepanz zwischen männlichen und weiblichen Mitgliedern immer noch relativ groß. Aktuell sind 56.399 unserer Aktiven männlich, 30.363 sind weiblich.

Rudersymposium – neuen Impuls gesetzt
Das zu Jahresbeginn stattgefundene Rudersymposium in Hannover war ein voller Erfolg. Der Fokus lag in diesem Jahr auf den drei Themenbereichen Rudertechnik, Engagement und Wissenschaft. Dank zahlreicher Workshops und Vorträgen konnten die Teilnehmenden die Veranstaltung interaktiv mitgestalten und Erfahrungen austauschen.

Agenda 2024 weiter vorangebracht
Im Rahmen der Klausurtagung im Februar in Ratzeburg wurde die Agenda 2024 weiter vorangebracht. Eingeteilt in drei Arbeitsgruppen wurden die Themenbereiche Wettkampf- und Freizeitsport sowie Verbandsentwicklung diskutiert und Ideen und damit verbundene Arbeitsaufträge ausgearbeitet.

Lars Wichert ins Präsidium gewählt
Mit Lars Wichert wurde erstmalig ein Athletenvertreter ins Präsidium gewählt. Dadurch haben die Sportlerinnen und Sportler eine direkte Stimme und können ihre Anliegen über Lars bei uns einbringen. Bei der Sitzung ins Essen war Lars erstmalig mit an Bord und trug die Wünsche der Aktiven hinsichtlich einer weiteren gesteuerten WM-Bootsklasse sowie den Verzicht von Schiedsrichterbooten bei Deutschen Meisterschaften vor.

Europäische Verbände formieren sich
Anfang März fand in Amsterdam ein Treffen der europäischen Verbände zur Zukunft des Rudersports in Europa statt. Als Schwerpunkte ihrer Arbeit wurden die Erhöhung der Attraktivität des Sports für junge Menschen, die Etablierung von Spitzenevents für Vereinsmannschaften, Coastal Rowing sowie die nachhaltige Ausrichtung europäischer Meisterschaften definiert. Den Delegierten war wichtig, dass eng mit dem Weltverband kooperiert wird und keine Aufgaben doppelt wahrgenommen werden. Zudem wurde auf dem Treffen über die Zukunft des Leichtgewichtsrudern diskutiert. Aktuell sieht es leider so aus, dass der Leichtgewichts-Doppelzweier in Tokio die letzte olympische Auflage dieser Kategorie sein wird.

Para Ruderbereich neu aufgestellt
Ich freue mich sehr, dass wir dank zusätzlicher Mittel in diesem Jahr erstmalig mit Moritz Gabriel einen Referenten Para Rudern in Teilzeit und mit Jochen Weber einen hauptamtlichen Bundestrainer für diesen Bereich einstellen konnten. In kürzester Zeit konnten bereits einige neue Athletinnen und Athleten für das Para Rudern begeistert werden. Zudem wurde im April das Kompetenzzentrum Rudern mit Behinderung in Rüdersdorf eröffnet. Die Einrichtung soll ein Zentrum zur Aus- und Weiterbildung der Trainer sowie Menschen mit Behinderung sein. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und nur durch die Unterstützung der Aktion Mensch in dieser Breite und Qualität möglich geworden.

Ruderfamilie traf sich in Brandenburg an der Havel
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Regattastrecke Beetzsee wurden die Deutschen Meisterschaften U17/U19/U23 parallel zum 54. Wanderrudertreffen in Brandenburg an der Havel ausgerichtet. Während die „Jungen“ um die nationalen Meistertitel gerudert sind, haben die Wanderruderinnen und -ruderer die schöne Umgebung der Loriot-Stadt westlich von Berlin erkundet. Mit rund 260 Teilnehmenden – und damit 80 Personen mehr als im Vorjahr – zeigt die Kurve im Wanderrudern steil nach oben. Vielen Dank an die beiden Ausrichter, den Havel-Regatta-Verein von 1920 und den Ruder-Club-Havel Brandenburg.

Nur eine Woche später war Hamburg Austragungsort der Deutschen Meisterschaften Großboot, Studierende, Masters und Para Ruderer. Mehr als 800 Boote waren am Start und haben den Wasserpark Dove-Elbe in ein Ruder-Mekka verwandelt. Logistisch ist diese Veranstaltung eine große Herausforderung, die der Allgmeine Alster Club/Norddeutscher Ruderer-Bund (AAC/NRB) mit Bravour gemeistert hat.

Women’s Rowing Challenge – Teilnehmerzahl verdoppelt
Nach der erfolgreichen Premiere 2018 konnten wir die Teilnehmerzahl der diesjährigen Women’s Rowing Challenge mit fast 2.400 Sportlerinnen mehr als verdoppeln. Die insgesamt 87 teilnehmenden Vereine haben zusammen 25.303 km errudert. An der Spitze des Vereinsrankings war es bis zur letzten Challenge-Runde ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen – am Ende gewann der Mündener Ruderverein e.V. Das Feedback der Vereine war durchweg positiv und zeigt, dass dieses Format das Bootshaus zum Kochen bringt und zur (weiblichen) Mitgliedergewinnung beiträgt.

AK Coastal Rowing gegründet
Coastal Rowing erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit – das zeigen die Teilnehmerzahlen sowie das Feedback von den Regatten in Stralsund und auf Amrum. Da diesem Format voraussichtlich eine olympische Zukunft blüht, beschäftigen wir uns natürlich auch im Verband mit der Entwicklung dieser Sportart, die eine neue Möglichkeit bietet, Rudern auf bisher eher ungewohntem Terrain auszuüben. Als erster Schritt wurde der Arbeitskreis Coastal Rowing ins Leben gerufen. Beim Auftakttreffen im Rahmen der DKBM in Köln hat sich der AK als Ziel gesetzt, Aspekte und Chancen, die sich dadurch ergeben können, auszuarbeiten, vorzustellen und darüber zu informieren.

26 Teams in der RBL am Start
Die Ruder-Bundesliga ist mit insgesamt 26 Teams - acht Frauen- und 18 Männer-Achter – in die 11. Saison gestartet. Mit „Team Bremen“ und dem „Mainzer-Achter“ sind auch zwei Liga-Neulinge an Bord.  Unter dem Motto „Olympic Rowing meets Sprint Rowing“ fand der erste „Ruder-Club Deutschland Renntag“ parallel zur Internationalen Wedau Regatta in Duisburg statt. Um das Format langfristig abzusichern, ist es erforderlich, die Teilnehmerzahl wieder zu erhöhen. Ansonsten ist das Projekt finanziell auf Dauer nicht mehr zu stemmen.

Stoffels als Experte in Nationalen Wasserdialog berufen
Unser Präsidiumsmitglied Michael Stoffels wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit als Experte für das Cluster „Naturschutz & Renaturierung“ in den Nationalen Wasserdialog berufen. Der Ressortvorsitzende Ruderreviere, Technik und Umwelt hat zudem im Januar den DRV-Stand auf der Messe boot in Düsseldorf betreut und Neugierigen das Ergometerrudern mit dem Einsatz einer Virtual-Realtiy-Brille näher gebracht.

Bereits im März haben wir zusammen mit dem DOSB und drei weiteren Wassersportverbänden der Elbregion eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen für aktive Wassersportler und ihre gemeinnützigen Vereine in der Elberegion nachhaltig zu erhalten und zukunftsfähig weiter zu entwickeln.

Be strong, say NO
Die Deutsche Ruderjugend spricht sich mit der Initiative „Be strong, say NO!“ ganz klar gegen jegliche Form von Gewalt aus - sei sie psychischer, physischer oder sexueller Natur. Es soll eine „Kultur des Hinsehens“ geschaffen, präventiv gearbeitet und das Thema in den Mitgliedsvereinen des Deutschen Ruderverbands integriert werden.

DRJ richtet BW selbst aus
Nachdem kein Ausrichter für den 51. Bundeswettbewerb gefunden werden konnte, hat die DRJ beschlossen, die Ausrichtung der Regatta selbst zu übernehmen. Dadurch konnte ein Ausfall der traditionellen Veranstaltung verhindert werden. Als Termin wurde sich auf den 6.-8. September in München-Oberschleißheim verständigt. Die Herausforderung für die DRJ ist nun, sich Gedanken über das Format hinsichtlich Teilnehmerzahl, Ausrichtung und Dauer zu machen.

Soviel zu Halbzeit eins. In den kommenden Wochen liegt der Fokus auf den jeweiligen Weltmeisterschaften (Junioren/U23/A) sowie der Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020. Ich wünsche unseren Aktiven im Namen des Vorstands und des Präsidiums viel Erfolg.

Euer
Siegfried Kaidel
Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes