Luz/Marchand Weltmeister im Para-Doppelzweier, Zeidler auch mit Silber glücklich
Der Abschlusstag in Shanghai hat der deutschen Nationalmannschaft noch ein Weltmeister-Boot beschert. Valentin Luz und Kathrin Marchand gewannen Mixed-Doppelzweier der Klasse PR3 Gold in Weltbestzeit. Für den ohne Wettkampfpraxis und mit wenig Training angereisten Olympiasieger Oliver Zeidler reichte es im Männer-Einer trotzdem zu Silber. Alexandra Föster wurde im Finale des Frauen-Einers Fünfte. Die neuen Mixed-Boote mussten sich mit Rang sechs im Achter und Platz zehn im Doppelzweier begnügen.
Mit einmal Gold, zweimal Silber und dreimal Bronze holte der DRV in Shanghai insgesamt sechs Medaillen und übertraf damit die eigenen Erwartungen. In der Nationenwertung kam Deutschland auf den siebten Platz. Sieger wurde Großbritannien mit acht Medaillen (3 Gold – 4 Silber – 1 Bronze) vor Gastgeber China (3-2-6) und den Niederlanden (3-1-1).
In den Tagen zuvor waren der Frauen-Doppelvierer, der Para-Doppelzweier PR2, der Frauen-Vierer mit Steuerfrau PR3 und der Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer die DRV-Medaillenboote gewesen.
Die WM-Bilanz von Sportvorstand Robert Sens:
„Vorab gilt mein Glückwunsch unserer gesamten Mannschaft für das starke und geschlossene Auftreten hier in Shanghai und besonders den Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinnern. Wir befinden uns im ersten Jahr der Neuorientierung und Reform des Deutschen Ruderverbandes und haben eine neue Richtung eingeschlagen, das kann man erkennen. Klar ist: Das neu ausgerichtete Training braucht Zeit, um seine Wirkung zu entfalten. Das haben wir zu Beginn des Jahres so vorausgesagt.
Umso wichtiger ist, dass unsere Mannschaft die gesamte Saison über sehr positiv aufgetreten ist. Mit sechs Medaillen – davon zwei in den olympischen Bootsklassen, drei im Para-Bereich und einer im Leichtgewicht – können wir zufrieden sein. Das ist mehr, als wir uns vorgenommen haben. Besonders die Para-Ergebnisse sind herausragend.
Erfreulich ist auch, dass wir – mit Ausnahme der Männer-Riemen – überall Finalteilnahmen erreicht haben und uns als echte Mannschaft präsentiert haben. Das zeigt den Aufwärtstrend. Der junge Doppelvierer der Männer hat Spaß gemacht und vor allem der Frauen-Achter.
Im Bereich Männer-Riemen sind wir nicht zufrieden. Hier werden wir eine dezidierte, wissenschaftlich begleitete Analyse durchführen und die notwendigen Schritte ableiten.“
Die WM-Bilanz von Cheftrainer Marcus Schwarzrock:
„Ich möchte zunächst der gesamten Mannschaft für ihr Auftreten, Teamgeist und allen Medaillengewinnerinnen und Medaillengewinnern für ihre Erfolge gratulieren. Heute hat Oliver Zeidler ein Ausrufezeichen mit Silber gesetzt, und der PR3-Mixed-Doppelzweier mit Kathrin und Valentin war mit seiner Goldmedaille das emotionale Highlight.
Wir haben in diesem ersten Jahr der Neuorientierung viele Veränderungen auf den Weg gebracht. In vielen Bereichen zeigt die schon Wirkung. Sechs Medaillen sind ein starkes Ergebnis – zwei in olympischen Bootsklassen, drei im Para-Bereich und eine im Leichtgewicht. Das unterstreicht die Breite und das Potenzial im DRV. Alle mit Ausnahme von Männer-Riemen waren im Finale, was den Aufwärtstrend klar zeigt.
Das wir strukturell auf dem richtigen Weg sind, zeigt der Aufwärtstrend im Männer-Doppelvierer mit einer jungen Crew und der erfrischende und positive Auftritt des Frauen-Achters. Das hat Spaß gemacht und bestärkt uns. Der Männer-Achter hat bis zum Weltcup Luzern gute Leistungen gezeigt, das konnte auf den Weltmeisterschaften nicht bestätigt werden. Auch der Männer-Vierer o. Stm. ist hinter unseren Erwartungen geblieben. Hier werden wir in die Analyse gehen, um die notwendigen Schritte abzuleiten.“
Weltmeister mit Weltbestzeit: Luz/Marchand am Gipfel
Was für ein Auftritt! Der PR3-Mixed-Doppelzweier mit Valentin Luz und Kathrin Marchand (Frankfurter RG Germania und RTHC Bayer Leverkusen) gewann WM-Gold – und das mit einer herausragenden Weltbestzeit von 6:58,64 Minuten. Von Beginn an setzte sich das deutsche Duo an die Spitze des Feldes, baute den Vorsprung kontinuierlich aus und überquerte die Ziellinie mit klarem Abstand zur Ukraine (plus 6,69 Sekunden) und Australien (plus 7,96). Mitfavorit Großbritannien hatte offenbar Hitzeprobleme und ging als Vierter leer aus. „Eine historische Leistung: der erste WM-Titel für ein deutsches Para-Team, seit die 2000-Meter-Distanz gefahren wird“, freute sich Para-Bundestrainer Marc Stallberg.
„Endlich auch offiziell Weltbestzeit!“ sagte Kathrin Marchand nach ihrem bisher größten Erfolg. Beim EM-Titel waren sie und Valentin Luz sogar noch eine gute Sekunde schneller gewesen, Zeiten bei Kontinentalwettbewerben werden aber nicht für die Rekordliste gewertet. Mit Gold und Bronze aus dem gesteuerten Vierer ist Marchand nun auch der erfolgreichste Para-Athlet/in dieser WM. Dabei hatte sie nach dem Vierer-Finale am Samstag noch „die Sorge, ob das nicht alles zu viel ist. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt“. Marchand hatte mit einem engeren Rennen gerechnet, aber der Vorsprung war schon zur Hälfte der Distanz riesig.
Ihre gute Fitness nimmt die Ärztin nun zum Ansporn, ihre zweite Para-Karriere im Skilanglauf erfolgreich zu machen. Sie will sich für die Winter-Paralympics im März in Italien qualifizieren, „auch wenn ich dafür noch ein bisschen üben muss“. Im neuen Boot gleich zum Titel – Valentin Luz konnte es „kaum glauben“. Die Renntaktik habe man bestens umgesetzt: „Vorne im Rennen nicht verrückt machen lassen und dann konstant durchballern bis zum Ziel.“ Bootstrainer Ralf Müller ergänzte: „Dieses Rausfahren, ohne zu überdrehen, dann in der Mitte der Strecke den Abdruck finden, und sich so souverän vom Feld absetzen, das war schon großer Sport. Und das bei dieser Gluthitze.“
Gold, Silber und Bronze mit vier Booten am Start – die WM-Bilanz des deutschen Para-Teams ist herausragend. Dafür machte Para-Bundestrainer Marc Stallberg auch das spezielle Training verantwortlich, mit dem sich die Athletinnen und Athleten auf die Hitze in Shanghai vorbereitet hatten und lobte den großen Support durch Wissenschaftskoordinator Kay Winkert.
Famoses Finale: Nur Ntouskos ist schneller als Oliver Zeidler
Der Männer-Einer erlebte ein A-Finale, das in dieser Dichte und Geschwindigkeit wohl als einzigartig in die Geschichte eingehen wird – mit einem Sieger, den kaum noch jemand auf der Rechnung gehabt hatte, weil er seit seinem Olympiasieg von Tokyo 2021 wenig erfolgreich gewesen war. Stefanos Ntouskos holte in 6:36,75 Minuten die erste griechische WM-Goldmedaille seit 2014. Hauchdünn dahinter gewann Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) in 6:37,17 Silber. Bronze ging an Yauheni Zalaty (AIN) in 6:38,60, gefolgt von Simon van Dorp (Niederlande) auf Rang vier in 6:40,53.
Ntouskos hatte den besten Start hinterlegt, doch Zeidler arbeitete sich nach vorne, ging in Führung. Es blieb aber eng, absetzen konnte er sich nicht. Bei 1500 Metern war der Deutsche hinter Notouskos und van Dorp sogar kurz auf Rang drei zurückgefallen, kam im beeindruckenden Endspurt aber noch auf den Silberrang und fast noch an den Griechen heran.
Nach Olympiasieg und drei WM-Titeln konnte sich Zeidler auch über Silber freuen: „Ich war schon zufrieden, dass ich nach acht Wochen WM-Vorbereitung das A-Finale erreicht habe. Dass ich mit Edelmetall rausgehe, ist ein sehr schöner Bonus.“ Sein Rennen beschrieb der 29-Jährige so: „Ich habe gemerkt, dass ich auf den ersten 500 Metern sehr, sehr schnell bin. Deshalb musste ich auf der Mitte sehr effizient sein, was mir bei meiner Größe und Kraft bei Schiebewind nicht so liegt, weil es dann sehr leicht unsauber wird. Ich konnte das aber gut lösen, habe Kraft sparen können.“ Die Schlussphase hatte für Zeidler einen Nachteil: „Stefanos war auf der Außenbahn nicht wirklich sichtbar für mich, ich habe mich beim Endspurt auf den letzten 30 Schlägen einfach auf mich konzentriert und nicht nach links und rechts geguckt. Ich bin zufrieden, wie ich´s gemacht habe.“
Nun kehrt der 29-Jährige wieder ins MBA-Studium nach Lausanne zurück, Ende des Jahres wird er es abschließen. „Ich nehme ganz viel Motivation mit. Bei einer Goldmedaille hätte ich sagen können, acht Wochen Training reichen auch. So bin ich heiß auf die neue Saison“, sagte er. Sein Vater und Trainer Heino Zeidler freut sich schon „auf die nächste Saison mit den Weltmeisterschaften in Amsterdam.“ Wenn ihm einer vor der Regatta einer gesagt hätte, „wir holen Silber, hätte ich das unterschrieben. Glückwunsch an Stefanos, das war sein Wasser und sein Wetter.“
Alexandra Föster holt ihr bestes WM-Ergebnis
Alexandra Föster (RC Meschede) hat mit Platz fünf im Frauen-Einer ihr bestes WM-Ergebnis in der offenen Klasse erreicht. Nach einer schwierigen Saison war das schon einmal gut, nun kann sie in der nächsten Saison den Vorstoß in die Weltspitze angehen. Ins Rennen um die Medaillen konnte die 23-Jährige dieses Mal nicht eingreifen. Sie hatte den langsamsten Start der sechs Finalistinnen und musste auf den zweiten 500 Metern abreißen lassen. Danach gelang es ihr immerhin, die Spanierin Esther Briz Samorano noch zu überholen. Föster kam in 7:26,31 Minuten ins Ziel. Im Kampf um Gold gab es eine große Überraschung. Die Irin Fiona Murtagh brachte der Britin Lauren Henry ausgerechnet im WM-Finale die erste Niederlage dieser Saison bei. Murtagh (7:12,27 Minuten) lag von Beginn an in Führung, am Ende bewahrte sie noch drei Hundertstelsekunden Vorsprung auf die verzweifelt spurtende Henry (7:12,30). Bronze ging an die Dänin Frieda Sanggaard Nielsen (7:15,89).
„Ich bin sehr glücklich, endlich im A-Finale gewesen zu sein, und habe versucht, nochmal mein Bestes abzurufen. Auch wenn ich heute nur die Spanierin hinter mir lassen konnte, bin ich doch zufrieden. Dieser kleine Sprung ins große Finale ist etwas, was mich im Hinblick auf die nächste Saison beflügeln kann“, sagte Alex Föster. Auch Trainer Sebastian Kleinsorgen zog ein positives Fazit: „Es ist schon Jahrzehnte her, dass der DRV so ein gutes Ergebnis im Frauen-Einer hatte. Das ist etwas, worauf wir stolz drauf sein können. Alex ist ein mutiges Rennen gefahren. Ein Angriff auf den vierten Platz war schwierig, zumal der erbitterte Kampf um die Medaillen die Geschwindigkeit nochmal erhöhte. Auf den letzten 500 Metern war sie aber nur eine Sekunde langsamer als die Spitze. Das ist auch etwas Gutes, zumal ihre Außenbahn nicht viel vom Schiebewind abbekommen hat.“
Mixed-Boote spielen bei WM-Premiere nur eine Nebenrolle
Bei der WM-Premiere der neuen Mixed-Bootsklassen spielten die DRV-Mannschaften nur eine Nebenrolle. Der Mixed-Achter belegte qualifizierte sich mit einem starken Vorlauf und Platz zwei hinter den USA direkt für das A-Finale, kam dort aber nicht über den sechsten Platz hinaus. In 5:45,99 Minuten kam das Großboot ins Ziel. Gold sicherte sich Rumänien in 5:34,46 Minuten, vor Italien (5:39,58) und Neuseeland (5:41,06). Dahinter lagen die USA und die Niederlande knapp vor dem deutschen Boot. Der Mixed-Achter fuhr mit Anna Härtl, Tabea Schendekehl, Paul Klapperich, Julius Christ, Sönke Kruse, Theis Hagemeister, Luise Bachmann, Frauke Hundeling und Steuermann Jonas Wiesen (Frankfurter RG Germania, RC Hansa Dortmund, Bonner RG, RTHC Bayer Leverkusen, RV Münster, Frankfurter RG Germania, RV Ingelheim, Deutscher RC und RG Treis-Karden).
Der Mixed-Doppelzweier mit Ole Hohensee und Pia Greiten (Stralsunder RC, Osnabrücker RV) verpasste das A-Finale knapp, kam gut vier Stunden später im B-Finale dann aber nicht über den vierten Platz hinaus. In der Gesamtwertung blieb damit nur Rang zehn unter elf Teilnehmern. Im Vorlauf war die deutsche Paarung bei ihrer Wettkampf-Premiere als Dritter in 6:45,96 Minuten hinter Rumänien und den Niederlanden an der Zeitregel gescheitert. Im B-Finale waren die USA, Neuseeland und Litauen schneller als das deutsche Boot (6:52,89).
„Unser Ergebnis blieb unter den Erwartungen. Alle haben ihr Bestes gegeben, aber wir hatten uns mehr erhofft“, sagte Mixed-Trainer Sven Ueck. „Wir hatten nur wenige Trainingsfahrten. Wenn wir in den neuen Bootsklassen erfolgreicher sein wollen, müssen wir mehr dafür tun – ohne zu wissen, wie viel die anderen Nationen trainiert haben“, ergänzte Ueck. Die ersten Mixed-Weltmeister wurden Irland (Doppelzweier) und Rumänien (Achter).
Events
Boote
| Vorlauf 2 | 7:21.83 | 2 . Platz | |
| Halbfinale A/B 1 | 7:38.20 | 3 . Platz | |
| Finale A | 7:26.31 | 5 . Platz |
| Vorlauf 2 | 6:14.13 | 2 . Platz | |
| Finale A | 6:36.00 | 3 . Platz |
| Vorlauf 2 | 6:29.42 | 2 . Platz | |
| Finale A | 6:12.83 | 4 . Platz |
| Vorlauf 4 | 6:44.91 | 1 . Platz | |
| Viertelfinale 4 | 7:13.98 | 1 . Platz | |
| Halbfinale A/B 1 | 6:52.52 | 1 . Platz | |
| Finale A | 6:37.17 | 2 . Platz |
| Vorlauf 3 | 7:05.41 | 2 . Platz | |
| Halbfinale A/B 1 | 7:25.00 | 2 . Platz | |
| Finale A | 7:03.28 | 4 . Platz |
| Vorrennen/Bahnverteilungsrennen | 6:37.75 | 3 . Platz | |
| Finale A | 6:50.24 | 3 . Platz |
| Vorlauf 1 | 6:34.30 | 5 . Platz | |
| Finale C | 6:45.77 | 3 . Platz |
| Vorlauf 3 | 6:05.65 | 3 . Platz | |
| Finale C | 6:08.40 | 3 . Platz |
| Vorlauf 3 | 5:43.71 | 1 . Platz | |
| Halbfinale A/B 2 | 5:44.94 | 3 . Platz | |
| Finale A | 5:57.56 | 5 . Platz |
| Vorlauf 2 | 5:49.18 | 3 . Platz | |
| Finale B | 5:33.18 | 1 . Platz |
| Vorlauf 2 | 5:57.37 | 2 . Platz | |
| Finale A | 5:45.99 | 6 . Platz |
| Vorlauf 2 | 9:26.70 | 4 . Platz | |
| Finale A | 9:28.70 | 6 . Platz |
| Vorlauf 2 | 8:29.13 | 1 . Platz | |
| Finale A | 8:15.58 | 2 . Platz |
| Vorlauf 3 | 7:41.49 | 1 . Platz | |
| Halbfinale A/B 1 | 7:23.10 | 1 . Platz | |
| Finale A | 6:58.64 | 1 . Platz |
| Vorlauf 2 | 7:27.86 | 3 . Platz | |
| Finale A | 7:04.98 | 3 . Platz |