26. Sep 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Oliver Zeidler beweist seine Stärke, auch Alexandra Föster steht im Einer-Finale

Die Physis des Olympiasiegers ist noch immer ausreichend, um die Konkurrenz vor enorme Probleme zu stellen: Oliver Zeidler bei seinem Halbfinalsieg. Foto: meinruderbild
Rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt hat sie zu ihrer Form gefunden: Alexandra Föster bei ihrem Halbfinallauf. Foto: meinruderbild
Sechster trotz seines besten Starts bisher: Marcus Klemp im A-Finale des Para-Einers PR1. Foto: meinruderbild
Zweites Rennen, zweiter Sieg: Valentin Luz und Kathrin Marchand im Halbfinale des PR3-Mixed-Doppelzweiers. Foto: meinruderbild
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Bei den Weltmeisterschaften in Shanghai hat die deutsche Mannschaft am Freitag (26. September 2025) beide A-Finals in den Einern erreicht. Olympiasieger Oliver Zeidler gewann seinen stark besetzten Halbfinallauf überlegen, Alexandra Föster ruderte mit Plan auf den dritten Platz und kämpft damit am Sonntag erstmals bei einem offenen Event um die Medaillen. Für Marcus Klemp war im A-Finale des Männer-Einers PR 1 nicht mehr möglich als der sechste Platz. Valentin Luz und Kathrin Marchand gewannen ihr Halbfinale überlegen und stehen im A-Finale des PR3-Doppelzweiers. "Für uns war es ein sehr guter Tag", sagte Cheftrainer Marcus Schwarzrock.
 

Extreme Hitze kehrt in Shanghai zurück

Heiß und drückend war es die ganze Woche über in Shanghai, aber zu den letzten drei Tagen der Weltmeisterschaft kehrt die extreme Hitze zurück. 32 Grad und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit (dafür aber endlich einmal kein unberechenbarer Wind) - das waren die Bedingungen, als Alexandra Föster Freitagmittag Ortszeit das erste DRV-Boot aufs Wasser brachte. Wissenschaftskoordinator Kai Winkert erinnerte alle Sportler und Sportlerinnen noch einmal daran, sich regelmäßig über den ganzen Tag abzukühlen, an der Strecke, vor und nach dem Training die Kühlwesten und den Kühlpool zu nutzen  - und natürlich viel zu trinken.

Zeidler geht im Halbfinale an seine Grenze

Auch den ersten Härtetest dieser Weltmeisterschaft hat Oliver Zeidler (Frankfurter RG Germania) mit Glanz und Gloria bestanden. Mag das Trainingspensum in diesem Jahr wegen seines MBA-Studiums auch deutlich unter dem gewohnten Umfang gelegen haben, ist die Physis des Olympiasiegers noch immer ausreichend, um die Konkurrenz vor enorme Probleme zu stellen. Den Beweis trat Zeidler im ersten Halbfinallauf des Männer-Einers an, in dem er sich nicht mit der puren Qualifikation für das A-Finale begnügte, sondern ihn nach einem gewohnt blendenden Start in 6:52,52 Sekunden – der besten Zeit insgesamt – auch gewann. Der Paris-Dritte Simon van Dorp (Niederlande) 0,95 Sekunden zurück und Tokyo-Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland) 1,10 Sekunden zurück mussten sich mit den Plätzen zwei und drei hinter dem Deutschen genügen.

Zeidler musste allerdings an seine Grenze gehen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Halbfinale, es hat aber sehr viel Kräfte gekostet. Ich muss mich jetzt optimal erholen, um am Sonntag nochmal eine ähnliche Leistung bringen zu können“, sagte er nach dem Rennen.

Dass Ntouskos trotz bereits gesicherter Finalteilnahme mit einem gewaltigen Endspurt (vergeblich) versuchte, sich noch weiter nach vorne zu schieben, hatte seinen Grund. Der Wind, der am Freitag ausnahmsweise keine Rolle spielte, könnte am Sonntag zurückkehren und die bessere Finalbahn wäre dann sehr wichtig.

Im zweiten Halbfinale holten sich der Paris-Zweite Yauheni Zalaty (AIN) in 6:54,29 Minuten den Sieg. Damit war er rund 1,8 Sekunden langsamer als Zeidler zuvor. Die beiden weiteren Finaltickets gingen an den aufstrebenden Bruno Cetraro Berriolo (Uruguay) und Giedrius Bieliauskas (Litauen). Mit Logan Ullrich (Neuseeland), der sichtlich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, scheiterte der einzige Mitfavorit als Viertplatzierter vorzeitig.  

„Abwarten, was noch in Olli steckt“

Trainer Heino Zeidler war mit dem Auftritt seines Sohnes sehr zufrieden: „Es war sicherlich ein geiles Rennen, aber es hätte keine zehn Meter mehr weitergehen dürfen. Dass Olli ein Halbfinale gewinnen kann, damit haben wir vor der WM nicht gerechnet. Aber es hat sich gezeigt, dass er trotz seines vor allem im Herbst und Winter eingeschränkten Trainings mitfahren kann.“  Wie sieht es nun mit den Erwartungen für das A-Finale aus? „Als Halbfinalsieger“, räumte Heino Zeidler ein, „möchte man nun auch nach den Medaillen greifen. Wir müssen aber abwarten, was am Sonntag noch in Olli steckt, ob die Kräfte reichen und wie gut die anderen sind. Mit dem WM-Ergebnis sind wir schon jetzt zufrieden.“

Föster zieht ihren Rennplan durch

Mit einem klugen Rennen und Platz drei in ihrem Halbfinale hat sich Alexandra Föster (RC Meschede) erstmals für ein A-Finale des Frauen-Einers im offenen Bereich qualifiziert. Gold-Favoritin Lauren Henry (Großbritannien) war bei ihrer neuerlichen Siegesfahrt in 7:28,25 Minuten eine Klasse für sich. Rang zwei sicherte sich erwartungsgemäß schon 5,18 Sekunden zurück Frieda Sangaard Nielsen (Dänemark). Weitere 4,27 Sekunden zurück fuhr Föster über den Zielstrich.

Dass sie nach den ersten 500 Metern nur auf Rang fünf gelegen hatte, irritierte die dreifache U23-Weltmeisterin kein bisschen. Sie zog ihren Rennplan durch und stieß damit auf dem dritten Teilstück erstmals auf den dritten Quali-Rang vor. Der geriet nicht mehr in Gefahr, 7:38,20 Minuten standen am Ende für Föster zu Buche. Nach einer schwierigen Saison hat sie rechtzeitig zu ihrer Form gefunden. Laureen O´Connor (USA), Paige Badenhorst (Südafrika) und die von Rang eins ganz nach hinten durchgereichte Romy Cantwell (Australien) landeten auf den Plätzen.

„Der Plan war mindestens Platz drei. Wir wollten uns an der Amerikanerin orientieren. Das haben wir getan. Die Dänin war dann eigentlich noch in geeigneter Nähe, eine sichere Finalteilnahme war Alex in den Moment aber wichtiger“, sagte Trainer Sebastian Kleinsorgen nach dem Halbfinale. Im A-Finale am Sonntag trifft sein Schützling neben Henry und Nielsen auf Fiona Murtagh (Irland), Viktorija Senkute (Litauen) und Esther Zamorano (Spanien), die sich im anderen Halbfinale durchsetzten.  „Im Finale können wir nun befreit ein aggressives Rennen fahren“, sagte Kleinsorgen. 

Klemp zufrieden im Kreis der Besten

Im Finale des PR1-Einers der Männer hatte Marcus Klemp (OR Rostock) nicht unerwartet einen schweren Stand. Im Kreis der sechs Weltbesten kam er in 9:28,70 Minuten auf den sechsten Rang, nur zwei Sekunden langsamer als in seinem furiosen Vorlauf, mit dem er das A-Finale möglich gemacht hatte. "Dass sich ´Klempi´ über all die Jahre konstant in der Weltspitze behauptet, ist wirklich beeindruckend", sagte Cheftrainer Marcus Schwarzrock. Die Medaillen gingen an die Favoriten: Paralympics-Sieger Benjamin Pritchard (Großbritannien) wurde nun auch Weltmeister, Silber holte Roman Polianskyi (Ukraine). Bronze  gewann Erik Horrie (Australien). Rang vier ging nach Italien, Platz fünf nach Frankreich.

„Um mich zu motivieren, hatte ich mir vorgenommen, so lange wie möglich mit dem Franzosen in Kontakt zu bleiben und ihn am Ende vielleicht zu holen. Das hat leider nicht geklappt. Attackiert habe ich zwar, aber er hat es im Griff gehabt“, sagte Marcus Klemp nach dem Rennen. Für ihn war es mit der Finalteilnahme aber trotzdem „ein schöner Tag“. Para-Bundestrainer Marc Stallberg lobte Klemp für „den besten Start, den ich von ihm gesehen habe, seit ich Bundestrainer bin“. Und Trainer Lutz Bühnert, der daran mit Klemp nach dem Vorlauf noch einmal gearbeitet hatte, attestierte ihm eine „Bombenleistung“.

Luz und Marchand freuen sich auf Sonntag

Zweites Rennen, zweiter überlegener Sieg – Valentin Luz und Kathrin Marchand (Frankfurter RG Germania und RTHC Bayer Leverkusen) haben das A-Finale im Para-Doppelzweier PR3 erreicht. Im Halbfinale setzte sich der Europameister in 7:23,10 Sekunden vor der Ukraine (7:28,01) und Frankreich (7:35,92) durch. Ähnlich schnell unterwegs wie die beiden Deutschen war im zweiten Lauf der EM-Zweite Großbritannien (7:24,11), der gemeinsam mit Australien und dem Boot der Unabhängigen Neutralen Athleten (AIN) die Finaltickets für Sonntag lösten. „Wir sind zufrieden, wir haben unser Ziel erreicht. Im Finale packen wir dann noch ein bisschen mehr aus“, sagte Valentin Luz.   

Das bringt der WM-Samstag

In den sechs A-Finals des vorletzten WM-Tages sind vier deutsche Boote am Start. 

Den Anfang macht der Deutschland-Achter, der sich nach dem verpatzten Vorlauf im B-Finale (7:49 Uhr deutscher Zeit) mit Rumänien, China und Kanada auseinanderzusetzen hat.

Jasmina Bier und Paul Umbach könnten im A-Finale des Mixed-Doppelzweiers PR2 (8:05 Uhr) nach einer WM-Medaille greifen.

Der Mixed-Vierer mit Steuerfrau PR3 ist gleich danach an der Reihe (8:18 Uhr). Kathrin Marchand, Philipp Dosse, Hermine Krumbein, Marc Lembeck und Steuerfrau Inga Thöne wollen sich gegenüber dem Vorlauf steigern und dann sehen, was für sie drin ist.

Im Leichtgewichts-Einer der Männer (8:50 Uhr) gehört Fabio Kress zu den Medaillenanwärtern.

Spannend wird es im A-Finale der Frauen-Achter (9:05 Uhr). Das deutsche Boot will nach seinem starken Vorlauf mit dem nur knapp verpassten Sieg an einer erneuten Überraschung arbeiten. Großbritannien, Rumänien, die Niederlande, die USA und Australien sind dabei die Gegner.  

Events

Boote

Vorlauf 2 7:21.83 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:38.20 3 . Platz
Finale A 7:26.31 5 . Platz

Vorlauf 2 6:14.13 2 . Platz
Finale A 6:36.00 3 . Platz

Vorlauf 2 6:29.42 2 . Platz
Finale A 6:12.83 4 . Platz

Vorlauf 4 6:44.91 1 . Platz
Viertelfinale 4 7:13.98 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.52 1 . Platz
Finale A 6:37.17 2 . Platz

Vorlauf 3 7:05.41 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:25.00 2 . Platz
Finale A 7:03.28 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:37.75 3 . Platz
Finale A 6:50.24 3 . Platz

Vorlauf 1 6:34.30 5 . Platz
Finale C 6:45.77 3 . Platz

Vorlauf 3 6:05.65 3 . Platz
Finale C 6:08.40 3 . Platz

Vorlauf 3 5:43.71 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:44.94 3 . Platz
Finale A 5:57.56 5 . Platz

Vorlauf 2 5:49.18 3 . Platz
Finale B 5:33.18 1 . Platz

Vorlauf 2 5:57.37 2 . Platz
Finale A 5:45.99 6 . Platz

Vorlauf 2 9:26.70 4 . Platz
Finale A 9:28.70 6 . Platz

Vorlauf 2 8:29.13 1 . Platz
Finale A 8:15.58 2 . Platz

Vorlauf 3 7:41.49 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:23.10 1 . Platz
Finale A 6:58.64 1 . Platz

Vorlauf 2 7:27.86 3 . Platz
Finale A 7:04.98 3 . Platz

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