27. Sep 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Silber und Bronze für Para-Boote, Frauen-Achter verpasst Medaille um einen Herzschlag

WM-Silber im Mixed-Doppelzweier PR2 als Lohn harter Arbeit: Paul Umbach und Jasmina Bier. Foto: meinruderbild
Freude über WM-Bronze im Mixed-Vierer PR3: Marc Lembeck, Philipp Dosse, Inga Thöne, Hermine Krumbein und Kathrin Marchand. Foto: meinruderbild.de
Herzschlagfinale ohne Happy End: der Achter der Frauen (Bildmitte) kam im Finale auf Rang vier. Foto: meinruderbild
Undankbarer Vierter nach starkem Finale im leichten Männer-Zweier: Fabio Kress. Foto: meinruderbild
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Über zwei Medaillen im Para-Rudern konnte sich die deutsche Nationalmannschaft am vorletzten Tag der Weltmeisterschaften freuen. Silber erruderten Jasmina Bier und Paul Umbach mit einem starken Finish im Mixed-Doppelzweier der Klasse PR2. Überraschend Bronze holten Kathrin Marchand, Philipp Dosse, Hermine Krumbein, Marc Lembeck und Steuerfrau Inga Thöne im gesteuerten Mixed-Vierer der Klasse PR3. Im olympischen Bereich schrammte der Frauen-Achter bei seinem vierten Rang um 17 Hundertstelsekunden an der Bronzemedaille vorbei. Das Wiedererstarken des DRV-Großboots in Shanghai war trotzdem bemerkenswert. Ebenfalls Vierter wurde Fabio Kress im hochklassigen A-Finale des leichten Männer-Einers. Mit dem Sieg im B-Finale zeigte der Männer-Achter nach seinem missglückten Vorlauf eine gute Reaktion.  

Bier und Umbach holen WM-Silber im Mixed-Doppelzweier

China stellte das überragende Boot im A-Finale des PR2 Mixed-Doppelzweiers und gewann in 8:07,75 Minuten Gold. Jasmina Bier und Paul Umbach (RG Hansa Hamburg und RC Nürtingen) reihten sich von Beginn an auf dem Bronze-Rang ein, gingen mit einem entschlossenen, langen Endspurt aber an Israel vorbei und holten sich in 8:15,58 Minuten noch sicher WM-Silber vor den Israelis (8:17,15 min). „Wir haben ordentlich dafür gekämpft und wurden auch belohnt“, freute sich Jasmina Bier, die mit Paul Umbach in diesem Jahr schon Europameister geworden war.

„Beide konnten in diesem Jahr aus beruflichen Gründen nur wenige Rennen bestreiten, haben aber zu Hause und in der UWV sehr diszipliniert trainiert. Silber ist deshalb sehr verdient“, sagte Para-Bundestrainer Marc Stallberg. „Wir hatten die Israelis auf dem Zettel, aber sie waren viel stärker, als es nach dem Vorlauf zu erwarten war. Von daher war die Silbermedaille hart erarbeitet und macht Lust auf mehr“, sagte Bootstrainer Stephan Froelke.

Bronze des Mixed-Vierers zum Abschied von Lembeck und Thöne

Bronze war ein großer Erfolg für den PR3-Mixed-Vierer mit Kathrin Marchand, Philipp Dosse, Hermine Krumbein, Marc Lembeck und Steuerfrau Inga Thöne (RTHC Bayer Leverkusen, Der Hamburger und Germania RC, RK Normannia Braunschweig, RTHC Bayer Leverkusen und Ulmer RC Donau). Im A-Finale war Großbritannien einmal mehr eine Klasse für sich (6:52,12 Minuten), eine sichere Sache war auch für China der zweite Rang (6:59,06 min). Um Bronze gab es einen spannenden Kampf zwischen dem deutschen Boot (7:04,83 min) und den stark aufkommenden USA (7:05,59 min), den Lembeck & Co. für sich entschieden. Italien fiel noch auf Rang fünf zurück. „Ich freue mich sehr über diese Medaille, insbesondere, weil sich Marc Lembeck und Inga Thöne damit einen schönen Abschied aus der Nationalmannschaft bereitet haben“, sagte Para-Bundestrainer Marc Stallberg. „Beide waren da, als der Para-Vierer 2015 am Boden lag, und seitdem an dem Aufbau beteiligt. Dafür gebührt ihnen Dank.“

„Wir haben uns als Mannschaft in diesem Jahr sehr verdient ums Para-Rudern gemacht, indem wir hier bei der WM die Kaderplätze gesichert haben. Im Finale haben wir uns trotz der vielen Herausforderungen der letzten Wochen mit der Medaille nun auch noch persönlich belohnt“, sagte Lembeck. Nun drücke man Bugfrau Kathrin Marchand die Daumen, dass sie am Sonntag im Mixed-Doppelzweier Gold hole. Nach dem undankbaren vierten Platz bei den Paralympics in Paris sei es „schön gewesen, dass wir im Vierer noch einmal eine Medaille geholt haben“, ergänzte Thöne, die den Vierer zehn Jahre lang gesteuert hat.

17 Hundertstel fehlen dem Frauen-Achter zum dritten Platz

Der Frauen-Achter meldete sich bei den Weltmeisterschaften auf eindrucksvolle Weise zurück in der Weltspitze. Nur die Krönung blieb aus. Erst wenige Schläge vor dem Ziel des A-Finales fiel das deutsche Boot (6:12,83 Minuten) vom Bronze-Rang auf Platz vier hinter Großbritannien (6:12,66 min) zurück, das seinen schwachen Start im Finish noch reparierte. Gerade mal 17 Hundertstelsekunden fehlten Michelle Lebahn, Lene Mührs, Olivia Clotten, Anna Härtl, Luise Bachmann, Tabea Schendekehl, Paula Hartmann, Nora Peuser und Steuermann Florian Koch (RC Potsdam, Kettwiger RG, Neusser RV, Frankfurter RG Germania, RV Ingelheim, RC Hansa Dortmund, Mainzer RV, RU Arkona Berlin und Donau-RC Ingolstadt) für die Sensation. 
Zwei Tage nach Platz zwei im Vorlauf ging die Mannschaft auch das Finale mutig, kraftvoll und entschlossen an. Peuser & Co. behaupteten hinter dem neuen Weltmeister Niederlande (06:08,10 min) und dem Zweiten Rumänien (6:10,83 min) über weite Strecken des Rennens hartnäckig Rang drei. Sie wehrten die Angriffe des US-Achters (5.) ab, fuhren einen starken Endspurt, doch Großbritannien ging trotzdem noch vorbei.
 „Das ist ein gutes Ergebnis, wir können alle stolz auf uns sein. Es ist schade, wenn man die Medaille, die man schon fast in Händen hält, noch so knapp verpasst. Aber so ist der Leistungssport“, sagte Tabea Schendekehl, die wie das gesamte Team auf dem Bootsplatz zahlreiche Glückwünsche einsammelte. Der Frauen-Riemen-Bereich mit dem wiedergeborenen Flaggschiff kann optimistisch in die Zukunft blicken. „Wir haben gezeigt, was in uns steckt. Das war ein guter Start in den neuen Olympiazyklus“, meinte Schendekehl.

„Ich bin sehr zufrieden, aber gleichzeitig mit dem knappen Ausgang  auch etwas enttäuscht, obwohl es keine richtige Enttäuschung ist“, sagte Trainer Alexander Schmidt. „Wir können stolz auf unser gesamtes Team sein und nehmen das jetzt in die nächste Saison mit. Da werden wir versuchen, uns in der internationalen Spitze festzusetzen.“

Fabio Kress Vierter im leichten Einer

In einem spannenden A-Finale des leichten Männer-Einers musste sich Fabio Kress (Akademischer RC Würzburg) mit dem vierten Platz zufriedengeben. Nach einem mutigen Start verlor Kress auf der dritten Teilstrecke den Kontakt zur Spitze des Feldes, fuhr gegen starke Konkurrenz aber ein sehr gutes Rennen und kam in 7:03,28 Minuten ins Ziel. Vorne wechselte die Führung ständig. Am Ende triumphierte Felipe Kluver Ferreira aus Uruguay, der in 6:54,10 Minuten den ersten WM-Titel überhaupt für sein Land holte. Er hatte sich das Rennen am besten eingeteilt und gewann nach einem verhaltenen Start noch mit klarem Vorsprung. Rang zwei ging an Julian Schöberl aus Österreich (6:57,85 min), Dritter wurde Jacob McCarthy (Irland) in 6:58,07 min. Mitfavorit Halil Kaan Koroglu (Türkei) wurde von Rang eins auf Platz sechs durchgereicht.

„Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich bin engagiert los und konnte mich gut auf mein eigenes Rennen konzentrieren. Der vierte Platz ist undankbar, gleichzeitig bin ich eins meiner besten Rennen gerudert“, sagte Kress. „Ich bin sehr zufrieden, weil Fabio alles gegeben hat“, sagte Trainer Andreas Holz. „Über den vierten Platz kann man sich am wenigsten freuen, ohne Medaille tut alles doppelt so weh. Aber er wird sich schnell erholen und kann stolz auf seine Leistung sein.“

Männer-Achter gewinnt das B-Finale

Eine gute Reaktion auf das verpasste A-Finale zeigte der Männer-Achter. Paul Klapperich, Mattes Schönherr, Benedict Eggeling, Tobias Strangemann, Olaf Roggensack, Julius Christ, Sönke Kruse, Theis Hagemeister und Steuermann Jonas Wiesen (Bonner RG, RC Potsdam, RC Favorite Hammonia, RV Dorsten, RC Tegel, RTHC Bayer Leverkusen, RV Münster, Frankfurter RG Germania und RG Treis-Karden) gewannen das B-Finale mit einem Start-Ziel-Sieg in 5:33,18 Minuten klar vor Rumänien (5:36,58 min). Dritter des Vier-Boote-Feldes wurde Kanada vor WM-Gastgeber China. Der Deutschland-Achter war von Beginn an schnell unterwegs, der Vortrieb stimmte dieses Mal. Zu Beginn des dritten Rennabschnitts hatte sich das DRV-Großboot einen Vorsprung von gut einer Länge auf Rumänien erarbeitet und ließ den Hauptgegner dann nicht mehr herankommen.

„Mit diesem Rennen konnten wir nichts ändern: Wir sind bei der WM deutlich an unserem Ziel vorbeigefahren. Das Wichtigste ist nun, dass wir aus unseren Fehlern lernen und dass uns so etwas nicht noch einmal in diesem Olympia-Zyklus passiert. Es geht um die Fokusfrage beim Rennen und darum, dass wir das Training mit mehr Disziplin und Hartnäckigkeit angehen“, sagte Steuermann Jonas Wiesen. „Wir wissen, dass es ein Rennen zu spät ist. Wichtig war, dass wir uns als Team nach dem Vorlauf wieder eine Sicherheit zurückgeholt haben“, sagte Julius Christ.

Etwas wehmütig ging der Blick später auf das A-Finale, in dem die Mannschaft so gerne dabei gewesen wäre. Die Niederlande krönten sich zum Weltmeister, Großbritannien sicherte sich mit dem letzten Schlag Silber vor den USA, die auf dem Bronze-Rang einkamen.

Das bringt der WM-Abschluss am Sonntag

Die beiden Einer-Entscheidungen mit Oliver Zeidler und Alexandra Föster, das Finale im Mixed-Doppelzweier PR3 mit Kathrin Marchand und Valentin Luz sowie die neuen Mixed-Klassen mit zwei deutschen Booten bilden am letzten Tag ein spannendes Programm in Shanghai.

Schafft Olympiasieger Oliver Zeidler im A-Finale des Männer-Einers (8:31 Uhr) einen erneuten Kraftakt oder hat das gewonnene Halbfinale zu viele Körner gekostet? „Ich muss mich optimal erholen, um am Sonntag nochmal eine ähnliche Leistung bringen zu können“, sagte Zeidler selbst. Eine Medaille ist das Ziel. Der Weißrusse Yauheni Zalaty (AIN) und der Niederländer Simon Van Dorp, die bereits in Paris mit ihm auf dem Siegersteg standen, sind wohl erneut seine stärksten Konkurrenten, und starten auf den Bahnen neben ihm. Vergessen sollte man in der Rechnung auch Paris-Olympiasieger Stefanos Ntouskos (Griechenland) nicht, der trotz seines wilden Endspurts im Halbfinale aber auf der Außenbahn antreten muss. Die Außenseiter im Feld sind der Uruguayer Bruno Certraro Berriolo und der Litauer Giedrius Bieliauskas.

Im A-Finale der Frauen (8:17 Uhr) gehört Alexandra Föster nicht zu den Favoritinnen. Aber für eine Überraschung kann sie durchaus sorgen, die konstanten Leistungen in den Vorrennen sorgen für Selbstvertrauen. „Ein aggressives Rennen“ haben sich Trainer Sebastian Kleinsorgen und Föster vorgenommen. Alles andere als der Weltmeister-Titel für Lauren Henry (Großbritannien), die in dieser Saison alle ihre Rennen gewonnen hat, wäre eine große Überraschung. Die mit der zweitschnellsten Zeit ins Finale gekommene Fiona Murtagh (Irland), die Olympia-Dritte Viktorija Senkute (Litauen) und Frieda Sanggaard Nielsen (Dänemark) sind die weiteren Medaillen-Kandidatinnen.

Ins A-Finale des Mixed-Doppelzweiers PR3 (8:05 Uhr) sind Valentin Luz und Kathrin Marchand mit der schnellsten Zeit gekommen. Nur wenig langsamer als die beiden Weltrekordhalter waren Samuel Murray und Annabel Caddick (Großbritannien), die schon bei der Europameisterschaft ihre schärfsten Widersacher waren. Marchand bestritt am Freitag bereits das Finale mit dem Vierer ohne, die errungene Bronzemedaille dürfte bei der Regeneration helfen. 

„Wir haben beide Boote mit den besten Ruderern besetzt und rechnen uns in beiden Booten etwas aus. Es wird für alle spannend: zwei neue Bootsklassen, zwei Rennen an einem Tag und dann noch die Kombination Frau-Mann“, sagt Trainer Sven Ueck zu den Mixed-Wettbewerben. Fünf Sportler aus dem Deutschland-Achter treten im Mixed-Achter an. Theis Hagemeister, Sönke Kruse, Julius Christ, Paul Klapperich und Steuermann Jonas Wiesen starten gemeinsam mit Frauke Hundeling, der Bronze-Gewinnerin im Doppelvierer, Tabea Schendekehl, Luise Bachmann und Anna Härtl aus dem Frauen-Achter.  Um 4.25 Uhr deutscher Zeit geht es im Vorlauf gegen die USA, die Niederlande, China und Neuseeland. Die Plätze eins und zwei sowie die zwei Zeitschnellsten aus beiden Vorläufen erreichen das A-Finale (8.57 Uhr), die anderen Boote das B-Finale (7.45 Uhr).

Pia Greiten aus dem Frauen-Doppelvierer startet zusammen mit Ole Hohensee aus dem Männer-Doppelvierer im Mixed-Doppelzweier. Im Vorlauf (4:11 Uhr) sind die Niederlande, Rumänien, Litauen und Usbekistan die Gegner, weiter geht es im A-Finale (8:44 Uhr) oder B-Finale (7:25 Uhr).

Events

Boote

Vorlauf 2 7:21.83 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:38.20 3 . Platz
Finale A 7:26.31 5 . Platz

Vorlauf 2 6:14.13 2 . Platz
Finale A 6:36.00 3 . Platz

Vorlauf 2 6:29.42 2 . Platz
Finale A 6:12.83 4 . Platz

Vorlauf 4 6:44.91 1 . Platz
Viertelfinale 4 7:13.98 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.52 1 . Platz
Finale A 6:37.17 2 . Platz

Vorlauf 3 7:05.41 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:25.00 2 . Platz
Finale A 7:03.28 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:37.75 3 . Platz
Finale A 6:50.24 3 . Platz

Vorlauf 1 6:34.30 5 . Platz
Finale C 6:45.77 3 . Platz

Vorlauf 3 6:05.65 3 . Platz
Finale C 6:08.40 3 . Platz

Vorlauf 3 5:43.71 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:44.94 3 . Platz
Finale A 5:57.56 5 . Platz

Vorlauf 2 5:49.18 3 . Platz
Finale B 5:33.18 1 . Platz

Vorlauf 2 5:57.37 2 . Platz
Finale A 5:45.99 6 . Platz

Vorlauf 2 9:26.70 4 . Platz
Finale A 9:28.70 6 . Platz

Vorlauf 2 8:29.13 1 . Platz
Finale A 8:15.58 2 . Platz

Vorlauf 3 7:41.49 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:23.10 1 . Platz
Finale A 6:58.64 1 . Platz

Vorlauf 2 7:27.86 3 . Platz
Finale A 7:04.98 3 . Platz

Galerien