25. Sep 2025 | Nationalmannschaft | von Hans Strauss

Zwei Mal Bronze am ersten Finaltag, Männer-Achter scheitert unerwartet im Vorlauf

Für alle war es das erste Edelmetall bei einer A-WM: Pia Greiten, Lisa Gutfleisch, Frauke Hundeling und Sarah Wibberenz mit ihren Bronze-Medaillen nach dem Finale der Frauen-Doppelvierer. Foto: meinruderbild
Das Tempo fehlte: der Männer-Achter scheiterte unerwartet im WM-Vorlauf. Foto: meinruderbild.de
Nicht allzu dicht gefüllt: die Tribünen bei den Weltmeisterschaften in Shanghai. Foto: meinruderbild
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Zwei Bronze-Medaillen brachte dem Deutschen Ruderverband der erste Finaltag bei den Weltmeisterschaften in Shanghai. Sarah Wibberenz, Frauke Hundeling, Lisa Gutfleisch und Pia Greiten wurden Dritte mit dem Frauen-Doppelvierer und holten damit das erste Edelmetall im olympischen Bereich. Bronze ging auch an den Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer mit Joachim Agne und Paul Maissenhälter. Der Männer-Doppelvierter wurde im Finale Fünfter. Emotionen unterschiedlichster Art produzierten die Ergebnisse der Achter-Vorläufe. Die Frauen ruderten erstmals seit 2009 wieder in ein WM-Finale, die Männer schieden unerwartet aus und bestreiten nur das B-Finale.

Cheftrainer Marcus Schwarzrock gratulierte dem Frauen-Doppelvierer und dem leichten Männer-Doppelzweiern zu seinen beiden Bronze-Medaillen.  Lob gab es nach dem Finale auch für den Männer-Doppelvierer. „Er versprüht schon das ganze Jahr eine Leichtigkeit, wie wir sie lange nicht mehr hatten“, sagte Schwarzrock. Den Männer-Achter versuchte er aufzurichten: „Er hatte bisher eine gute Saison und durch den heutigen Vormittag wirkt es vielleicht gerade, als wäre sie nichts wert - so ist es aber nicht. Wir stehen am Anfang des Weges.“

Frauen-Doppelvierer holt sich Bronze

Auf dem Siegersteg standen nach dem A-Finale des Frauen-Doppelvierers die gleichen Nationen wie letztes Jahr bei den Olympischen Spielen in Paris. Ebenso wie die Bootsbesatzungen veränderte sich aber auch die Medaillenverteilung. Gold ging dieses Mal an die Niederlande (6:32,92 Minuten), die vom Start weg in Führung gingen und sie bis ins Ziel gegen den Endspurt von Großbritannien (6:43,52) verteidigten. Seinen schwachen Start konnte das Quartett von der Insel nicht mehr geradebiegen. Für Deutschland (6:36,00) gab es wie in Paris Bronze, das Ziel einer Medaille war damit erreicht. Für alle ist es die erste überhaupt bei einer A-Weltmeisterschaft, für Pia Greiten nach Olympia-Bronze in Paris die zweite bei einem Großereignis. Die Hoffnung der Athletinnen, vielleicht sogar um den WM-Titel mitzumischen, erfüllte sich angesichts der Klasse der Gegner nicht, auch wenn die deutsche Mannschaft ein gutes Finale zeigte und die Abstände knapphielt. Der Bronze-Rang wurde gegen den Endspurt von Rumänien, das Vierter wurde (6:37,38), verteidigt. Neuseeland und Kanada fielen im Finale deutlich ab.

„Ich bin sehr stolz auf uns. Wir wären gerne um mehr gefahren, haben aber alles auf dem See gelassen und können sehr zufrieden sein“, sagte Schlagfrau Greiten, und Lisa Gutfleisch ergänzte: „Wir mussten uns die Medaille hart erarbeiten, es war kein leichtes Spiel. Darauf können wir alle stolz sein.“

„Nicht alles lief wie geplant“, sagte Trainer Marcin Witkowski. „Die Bahnverteilung der Gesamtwertung war glücklicherweise fair, verschaffte den Niederlanden und Großbritannien als Siegern der Vorläufe gegenüber uns aber einen Vorteil. Wir können insgesamt glücklich sein, dass wir es wieder auf das Podium geschafft haben. Zu Beginn des letzten Olympiazyklus sind wir vom zwölften Platz in der Weltrangliste gestartet. Deshalb Glückwunsch an die Mannschaft: Wir gehören zur Weltspitze.“

Rang fünf für den Männer-Doppelvierer

Wunder gibt es nicht häufig. Und wenn der Männer-Doppelvierer mit seinem Durchschnittsalter von 22 Jahren nach dem überraschenden Finaleinzug auch noch eine Medaille mitgenommen hätte, dann wäre es tatsächlich eines gewesen. So sortierten sich Tom Gränitz, Felix Heinrich, Ole Hohensee und Oliver Holtz im A-Finale auf dem fünften Rang ein - ein sehr gutes Ergebnis für eine Perspektiv-Mannschaft im ersten A-Jahr. Nach einem verpatzten Start fand sich das deutsche Quartett zunächst auf dem letzten Platz wieder, hatte die Ukraine aber bis zur Hälfte der Renndistanz hinter sich gelassen. Mehr ging nicht, die vier Boote davor waren zu stark und zu weit weg. Italien feierte einen glanzvollen Sieg, Großbritannien wurde Zweiter und die im Vorlauf noch vom DRV-Boot bezwungenen Polen holten mit Bronze im Duell mit den USA ein weiteres Mal eine Medaille.

„Die Jungs haben sehr gute Arbeit geleistet und trotz der großen Unterschiede zwischen den Bahnen ihr bestmögliches Rennen gefahren. Als Team fehlen uns 1,5 Sekunden, um in der ersten Reihe des Feldes mitfahren zu können und sicherzustellen, dass die Bahn kein Problem darstellt“, sagte Trainer Franceso Fossi nach dem A-Finale. Sein Fazit des ersten Jahres in Deutschland: „Im Allgemeinen bin ich sehr stolz auf das Team und die Arbeit, die wir diese Saison geleistet haben. Das ist ein sehr guter Anfang. Wir können in der nächsten Saison sehr gut abschneiden.“

Leichter Doppelzweier holt Bronze

Eigentlich wollten Joachim Agne und Paul Maissenhälter im Finale des Leichtgewichts-Doppelzweiers der Männer angreifen, aber am Ende war das Ergebnis der vier Boote deckungsgleich mit dem des Bahnverteilungsrennens wenige Tage zuvor. China wurde überlegen Weltmeister (6:44,90 Minuten), Indonesien holte sich den Silber-Rang (6:47,40), und für das deutsche Boot sprang Bronze heraus (6:50,24). Georgien konnte nicht mithalten. „Nach dem etwas schwächeren Rennen zu Beginn der WM hat sich der Doppelzweier heute deutlich verbessert. Mit etwas höherer Schlagzahl sind sie näher an den führenden Booten dran gewesen. Auf den letzten Metern sind sie nochmal an die zweitplatzierten Indonesier rangefahren. Wir sind mit dem Rennen zufrieden“, sagte Trainer Andreas Holz.

Für Agne war die fünfte WM-Medaille seiner Leichtgewichtskarriere ein nachträgliches Geschenk zum 31. Geburtstag, den er am Dienstag gefeiert hatte. Für Maissenhälter, der spät in das Projekt eingestiegen war, bedeutete Bronze nach U23-Erfolgen das erste Edelmetall im A-Bereich.

Frauen-Achter stürmt ins A-Finale

„Das war ein mega Rennen von uns. Wir haben unser Ziel erreicht, aber es geht noch mehr“, strahlte Olivia Clotten. Tabea Schendekehl ergänzte: „Oh ja, der deutsche Frauen-Achter ist zurück.“  Der Frauen-Achter hat den verhaltenen Optimismus im WM-Vorfeld eindrucksvoll bestätigt. Im Vorlauf fuhr die in diesem Jahr neu formierte deutsche Mannschaft ein selbstbewusstes Rennen, lag bis 250 Meter vor dem Ziel stets in Führung und konnte es dann verschmerzen, dass sich Großbritannien noch den Sieg sicherte.

 Der zweite Platz mit 1,70 Sekunden Rückstand brachte Michelle Lebahn, Paula Hartmann, Olivia Clotten, Anne Härtl, Luisa Bachmann, Tabea Schendekehl, Lene Mührs, Schlagfrau Nora Peuser und Steuermann Florian Koch die direkte Qualifikation für das A-Finale. Die USA mussten 1,31 Sekunden hinter den Deutschen mit Rang drei zufrieden sein, der aufgrund der Zeit aber ebenfalls für das große Finale ausreichte. Italien wurde Vierter, Polen abgeschlagen Fünfter. 

„Ich bin sehr stolz auf die Mädels, weil sie in den letzten Monaten so hart gearbeitet haben. Es war nicht klar, ob sie die Fortschritte bei der WM schon zeigen können. Aber sie haben es super hinbekommen“, sagte Trainer Alexander Schmidt. Da das DRV-Boot auf der durch Windböen schwierigen Außenbahn rudern musste, „haben sie es doppelt toll gemacht. Die Bedingungen wurden gegen Ende hin schlechter, deshalb haben wir den Vorsprung gebraucht.“ Dass Platz 1 noch an die Britinnen verloren ging („Da müssen sie noch ein bisschen abgezockter werden“), war für Schmidt nur ein kleiner Makel. 

Erstmals seit 2009 kämpft damit ein deutscher Frauen-Achter wieder in einem WM-Finale um die Medaillen. Am Samstag trifft Deutschland nun auf Rumänien, Großbritannien, die Niederlande, Australien und die USA. „Wenn wir noch einmal so ein Rennen hinkriegen, dann gucken wir mal“, sagt Schmidt zu den Aussichten.

Vorlauf-Aus schockt Deutschland-Achter

B-Finale statt Kampf um die Medaillen – das Aus für den Männer-Achter war ein schwerer Schlag, weil es dafür keine Vorzeichen gegeben hatte. Das nach dem vierten Platz bei den Olympischen Spielen in Paris neu aufgesetzte Boot war nach guten Regatten und einer störungsarmen Vorbereitung optimistisch nach China geflogen – aber auch in dem Wissen, dass die Konkurrenz stark sein würde. Im zweiten Vorlauf bekam der Deutschland-Achter mit Paul Klapperich, Mattes Schönherr, Benedict Eggeling, Tobias Strangemann, Olaf Roggensack, Julius Christ, Sönke Kruse, Schlagmann Theis Hagemeister und Steuermann Jonas Wiesen unerwartet nie einen Zugriff auf die beiden ersten Plätze, die zur direkten Qualifikation für das A-Finale berechtigten. Sieger Großbritannien und die USA zogen ihr Rennen durch.

Deutschland wurde Dritter und zum Opfer der in diesem Jahr eingeführten Zeitregel. Weil der erste Vorlauf viel schneller war, zog Polen als dort Viertplatzierter ins A-Finale ein. 5:45,52 Sekunden standen für die Polen zu Buche, 5:49,18 Sekunden für die damit einfach zu langsame Mannschaft aus dem Stützpunkt Dortmund. „Die Schlaglänge fehlt und dadurch auch der Vortrieb“, sagte Jonas Wiesen.

Trainer Mark Emke zog ein deutliches Fazit: „Das war kein gutes Rennen. Wir sind unter Druck geraten und haben dann Fehler gemacht. Jetzt müssen wir ein bisschen weinen und dann neu starten.“ Die Fassungslosigkeit der Sportler gab Julius Christ beispielhaft wieder: „Das ist eine herbe Enttäuschung. Wir sind vom Gewinnen (Anm: beim Weltcup in Luzern) hierhergekommen und stehen jetzt noch nicht einmal im Finale. Aber wenn wir so rudern, erreichen wir kein Finale der Welt. Wir sind raus und das total verdient.“   

Im B-Finale am Samstag werden nun Kanada, China und Rumänien die drei deutschen Gegner sein. Um die Medaillen fahren die Niederlande, Großbritannien, Italien, die USA, Australien und Polen.

Nur Pflichtaufgabe für Luz/Marchand

Nur eine Pflichtaufgabe war der Vorlauf des PR3 Mixed-Doppelzweiers für Valentin Luz und Kathrin Marchand. Obwohl schnell enorm viel Wasser zwischen ihnen und den drei anderen Booten Frankreich, Unabhängige Neutrale Athleten (AIN) und Indien lag, zogen sie ihr Rennen durch und schafften mit 7:41,49 Minuten die klar beste Zeit aller drei Vorläufe. „Valentin und Kathrin haben die Taktik, früh vorzulegen und dann zu halten, 1:1 umgesetzt. Wir gehen unseren Weg weiter und bereiten uns auf das Halbfinale vor, das schon morgen ist“, sagte Trainer Marc Stallberg. Ab 7:03 Uhr deutscher Zeit will sich der Europameister für das A-Finale qualifizieren.

Kress erreicht A-Finale des leichten Einers

Fabio Kress zeigte erneut seine gute Verfassung und steht im A-Finale des Leichtgewichts-Einers der Männer. In ihrem Halbfinallauf waren der siegreiche Österreicher Julian Schöberl (7:22,09 Minuten) und Kress als Zweitplatzierter (7:25,00) eine Klasse für sich. Beide setzten sich frühzeitig ab. Kress ging nicht auf Sieg, sondern sicherte den zweiten Platz gegen den Endspurt von China ab. 

Im Kampf um die Medaillen am Samstag werden nun Österreich, Uruguay, Türkei, China und Irland seine Gegner sein. „Jetzt geht es um gute Regeneration, am Samstag wollen wir wieder vorne mitfahren“, sagt Trainer Andreas Holz.

Das bringt der WM-Freitag

In Shanghai stehen am Freitag ein A-Finale und drei Halbfinals mit deutscher Beteiligung auf dem Programm. Den Anfang macht Alexandra Föster im ersten Semifinale des Frauen-Einers (6:35 Uhr deutscher Zeit). Um wie angepeilt das A-Finale zu erreichen, wird die 23-Jährige ein sehr gutes Rennen brauchen und benötigt mindestens Rang drei. Hohe Favoritin in Fösters Lauf ist die in diesem Jahr noch ungeschlagene Lauren Henry (Großbritannien). Frida Sanggaard Nielsen (Dänemark) ist die zweite Top-Ruderin im Feld.

Für Oliver Zeidler bietet das erste Halbfinale im Männer-Einer (6:49 Uhr) einen echten Prüfstein. Mit Simon van Dorp (Niederlande) und Stefanos Ntouskos (Griechenland) testen gleich zwei namhafte Widersacher die aktuellen Möglichkeiten des Olympiasiegers. Der Rumäne Mihai Chiruta, der Österreicher Lorenz Lindorfer und der Däne Bastian Secher werden versuchen, die Überraschung zu schaffen und einen der drei Finalplätze zu ergattern.

Für den Para-Mixed-Doppelzweier PR3 steht das Halbfinale an (7:03 Uhr). Valentin Luz und Kathrin Marchand wollen sich für das Finale qualifizieren.

Im A-Finale des Männer-Einers PR1 (8:20 Uhr) hat Marcus Klemp keinen Druck. Mit dem Sprung unter die besten Sechs hat er sein Soll bereits erreicht. Aber Klemp wird um eine gute Platzierung kämpfen.

Events

Boote

Vorlauf 2 7:21.83 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:38.20 3 . Platz
Finale A 7:26.31 5 . Platz

Vorlauf 2 6:14.13 2 . Platz
Finale A 6:36.00 3 . Platz

Vorlauf 2 6:29.42 2 . Platz
Finale A 6:12.83 4 . Platz

Vorlauf 4 6:44.91 1 . Platz
Viertelfinale 4 7:13.98 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.52 1 . Platz
Finale A 6:37.17 2 . Platz

Vorlauf 3 7:05.41 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:25.00 2 . Platz
Finale A 7:03.28 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:37.75 3 . Platz
Finale A 6:50.24 3 . Platz

Vorlauf 1 6:34.30 5 . Platz
Finale C 6:45.77 3 . Platz

Vorlauf 3 6:05.65 3 . Platz
Finale C 6:08.40 3 . Platz

Vorlauf 3 5:43.71 1 . Platz
Halbfinale A/B 2 5:44.94 3 . Platz
Finale A 5:57.56 5 . Platz

Vorlauf 2 5:49.18 3 . Platz
Finale B 5:33.18 1 . Platz

Vorlauf 2 5:57.37 2 . Platz
Finale A 5:45.99 6 . Platz

Vorlauf 2 9:26.70 4 . Platz
Finale A 9:28.70 6 . Platz

Vorlauf 2 8:29.13 1 . Platz
Finale A 8:15.58 2 . Platz

Vorlauf 3 7:41.49 1 . Platz
Halbfinale A/B 1 7:23.10 1 . Platz
Finale A 6:58.64 1 . Platz

Vorlauf 2 7:27.86 3 . Platz
Finale A 7:04.98 3 . Platz

Galerien