26. Okt. 2008 | Breitensport | von Thorsten Kohlisch

Neuköllner Ruderfestival verbindet erneut packende Rennen mit ausgelassener Geselligkeit

Mit einem dreifachen Hipp, hipp, hurra! auf den europäischen Wander- und Rennrudersport brachte es der Vorsitzende der ausrichtenden Rudergesellschaft Wiking Matthias Herrmann auf den Punkt: Erneut entwickelte sich das Neuköllner Ruderfestival mit der Regatta um die „Silbernen Riemen von Berlin“ und die traditionelle Wiking-Sternfahrt zu einem Treffpunkt für Ruderinnen und Ruderer aus ganz Berlin, Brandenburg, Deutschland und Europa, die am 25./ 26. Oktober in Neuköllns einzigem Ruderverein gemeinsam den Ausklang der Rudersaison 2008 feierten.

Die Sternfahrt-Statistik zählte am Samstagabend insgesamt 118 Einer, Zweier, Dreier, Vierer, Sechser (!) und Achter, die mit insgesamt über 500 Aktiven den Weg über die Seen, Flüsse und Kanäle Berlins zum Britzer Hafen fanden. Auf große Beliebtheit stieß bei den Wanderruderinnen und Wanderruderern hierbei auch in diesem Jahr die Möglichkeit, den Wiking per Sondergenehmigung vorbei an Bundeskanzleramt, Hauptbahnhof und Reichstag anzusteuern. Über den Preis für den Verein mit den meisten Teilnehmern durfte sich am Abend der Märkische Ruderverein aus Berlin-Spandau freuen. Dr. Arnim Nethe, beim DRV für den Breitensport zuständig, nahm das Freibier auf der während des Abends wieder gut gefüllten Tanzfläche unseres Wiking-Bootshauses für seinen Verein dankend entgegen.

Zuvor wurde es parallel zu dem quirligen Treiben rund um das Stadtzentrum um 12.00 Uhr für die Rennruderer ernst. Den Auftakt bildete der Wettkampf im Handycap-Gig-Doppelvierer mit Stm., den der B.R.C. Hevella Berlin mit Monika Tampe, Fabian Neitzel, Mathias Köhler, Martin Lossau und Stm. Christian Wachholz auf der 3500m langen Strecke von der Treptower RG über den Britzer Zweigkanal zum Bootshaus der Wikinger gegen die Konkurrenz vom SV Energie Berlin in 15:12,35 Min. für sich entscheiden konnte. Zeitgleich mit den Handycaps erfolgte rund drei Kilometer weiter stromabwärts für die drei Frauen-Doppelvierer der Start zu den „Silbernen Riemen von Berlin“ 2008. Am Ende waren es Ulrike Frey, Lea Kuhnen, Michaela Krisch und Janina Matthus vom Dresdner RC 1902, die sich in 24:44,81 Min. sowohl gegen ihre hausinterne Konkurrenz sowie die Damen von der Lübecker Frauen Rudergesellschaft durchsetzen konnten. Hier half vermutlich das von der Siegermannschaft selbst definierte Motto „SOS – Sieg oder Sibirien“, um sowohl auf der Langstrecke als auch bei den anschließenden Sprintrennen alle Kräfte für den Sieg zu mobilisieren.

Im 30-Sekunden-Abstand folgte den Damen dann die Armada der Männer-Achter, die sich auf der rund 6,7 Kilometer langen Strecke vom Gasthaus „Zenner“ am Treptower Park zum Britzer Hafen zahlreiche packende Bord-an-Bord-Duelle lieferte. So gelang es dem Masters-Team der Berliner Rudergemeinschaft Rotation Schlag für Schlag, sich an ihre Gegner vom RC Tegel 1886 heranzuschieben. Auf der fast zwei Kilometer langen „Zielgeraden“ des Britzer Zweigkanals bot sich dann für die Zuschauer das eindrucksvolle Bild zweier Achter, die - von ihren Steuerleuten lautstark angefeuert - bis zur Ziellinie um jeden Millimeter kämpften.

Nicht weniger spannend gestaltete sich im unmittelbaren Anschluss das Feld der insgesamt 14 Männer-Achter. Allein unsere niederländischen Gäste von Skøll Amsterdam hatten hierfür vier Mannschaften in die Bundeshauptstadt entsandt. Gleichzeitig trat unser langjähriger polnischer Partnerverein Lotto-Bydgostia-WSG-GP aus Bydgoszcz mit seiner talentierten U23-Mannschaft an, die in diesem Jahr bereits den polnischen Vereinstitel im Achter für sich entscheiden konnte. Auch bei der ersten Mannschaft der Lübecker Rudergesellschaft von 1885 waren die Siegambitionen unverkennbar. Dennoch war es mit dem Berliner Ruder-Club schließlich der Vorjahressieger in der Kombination Philipp Matthes, Julian Ahlhoff, Markus Kuffner, Johannes Galandi, Lars Lübbert, Adrian Bretting sowie den aktuellen Vize-Weltmeistern im Leichtgewichts-Achter Olaf Beckmann und Jonas Schützeberg, der die Ziellinie am Britzer Hafen mit 21 bzw. 26 Sekunden Vorsprung in 20:30,75 Minuten vor Lübeck und Amsterdam überquerte. Platz vier sicherten sich unsere polnischen Freunde aus Bydgoszcz vor dem ersten Boot der Neuköllner Wikinger.

Bei den nach dem K.O.-Prinzip ab 14 Uhr ausgetragenen Sprintrennen über die 350-Meter-Distanz direkt vor dem Wiking-Bootshaus war es dann insbesondere der Lübecker Achter, der die zahlreichen Zuschauer mit seiner Kraft und Dynamik Rennen für Rennen beeindruckte. Professionell begleitet von Kommentator Michael Hein aus Essen gelang es der Crew aus Norddeutschland, drei Sprints für sich zu entscheiden. Erst nach sechs von insgesamt acht Läufen mussten sich Jonas Ortmüller, Malte und Arne Kirschstein, Thorben Schmiedeberg, Peter Ording, Maarten Maeder, Maximilian Munski, Ruben Anemüller und Steuerfrau Anna Falke der Konkurrzenz endgültig geschlagen geben.

Bei der Siegerehrung waren es dann die Jungs von Skøll Amsterdam, die keinen Zweifel daran ließen, wer im europäischen Rudersport die Messlatte beim Feiern setzt. Natürlich bot die anschließende Party von Wander- und Rennrudern im Wiking-Bootshaus die Gelegenheit, die Rennen und Erlebnisse bei Speis und Flüssigbrot nochmals intensiv auszuwerten. „Selbstverständlich“ fühlte sich hierbei am Ende jeder als Sieger.

Auch der Ehrenvorsitzende des Deutschen Ruderverbandes Helmut Griep unterstrich, dass mit der Verbindung von Wander- und Rennrudersport ein innovatives Konzept in die Praxis umgesetzt wurde, dass einen wichtigen Beitrag dazu leistet, die Attraktivität des Rudersports für die Zukunft zu sichern. Wir vom Wiking freuen uns auf jeden Fall darauf, den eingeschlagenen Weg weiter zu bestreiten.

Denn ob Wander- oder Rennruderer, ob Jung oder Alt,  ob Sprint- oder Ausdauerspezialist, ob Steuermann oder Schlagfrau – wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen beim Neuköllner Ruderfestival 2009 – hier bei uns im Süden Berlins!