13. März 2008 | Verband | von DRV Internet AG

Stefan Grünewald-Fischer im Interview

Sie sind seit knapp einem Jahr Vollzeit für den Sport im Deutschen Ruderverband tätig. Wo lagen ihre Schwerpunkte in dieser Zeit?

„Der“ Schwerpunkt liegt eindeutig auf den Vorbereitungen der Nationalmannschaft auf die olympische Regatta 2008 in Beijing (Peking). Dabei stehen die Athleten im Mittelpunkt aller Überlegungen. So haben wir mit 72 SportlerInnen Gespräche zur dualen Karriereplanung geführt und Umfelder so organisiert, dass höhere Trainingsumfänge realisiert werden können. Unser 2006 gegründeter Wissenschaftsrat steht uns mit Rat und Tat zur Seite und unser Ärzteteam unter Leitung von Dr. Kau arbeitet zusammen mit den Physiotherapeuten hart an der Reduzierung der krankheitsbedingten Ausfallzeiten unsere SportlerInnen.
Sehen Sie so kurz vor den Olympischen Spielen nicht ihre Arbeit gefährdet, wenn ihr Gegenkandidat den Vorzug bekommen würde?

Wir sind mitten in den Startvorbereitungen für unseren Zielwettkampf und ich bin sicher, dass ein Wechsel in dieser zentralen Funktion den Prozess erheblich stören würde. Dies gilt sowohl nach innen im Verhältnis zu Aktiven, Trainern und Betreuern als auch nach außen für die sehr vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Verantwortliche im Deutschen Olympischen Sportbund. Prozesse im Leistungssport sind langfristig angelegt und sollten auch so geplant werden..

Wo liegen ihre Schwerpunkte ihrer zukünftigen Arbeit?

Zusammen mit den Mitgliedern des Ausschuss Leistungssport, Bundestrainern und Wissenschaftlern arbeite ich seit November letzten Jahres an einem neuen Steuerungsmodell Leistungssport für unsere Sportart, das am 29.04.2008 in eine Zielvereinbarung mit dem DOSB für den olympische Zyklus 2012 münden wird. Darüber hinaus ist es mir wichtig den Generationenwechsel im Bereich der Bundestrainer vorzubereiten, unserer Corporate Identity (Verbandsidentität) im Trainerkollegium zu verbessern und die Meinung der Aktiven noch stärker in den Gesamtprozess Leistungssport einzubinden.
Wo sehen Sie den Leistungssport im Rudern in vier Jahren in Deutschland?

Der Deutsche Ruderverband wird bis dahin seine Stellung als erfolgreicher deutscher olympischer Sommersportverband festigen und durch Konzentration auf „Sieg“ – Leistungen im nationalen und internationalen Vergleich ausbauen können. Auf dem Weg nach London werden wir in den nächsten zwei Jahren verstärkt talentierten Nachwuchsathleten die Chance geben in der A-Mannschaft Fuß zu fassen.
Viele Kritiker kritisieren ihre Arbeit anhand der fehlenden Goldmedaille bei der Heim-WM. Wie treten Sie dieser Kritik entgegen?

Sicher haben wir alle bei der WM im eigenen Land mehr erwartet und ich kann die Enttäuschung über das Ausbleiben von Goldmedaillen verstehen. Alle Bundestrainer haben in ihren Zielvereinbarungsgesprächen mit mir eindeutig die Qualifikation aller Bootsklassen für die OS 2008 als Saisonziel priorisiert. Mit 12 direkten Qualifikationen haben die Athleten des Verbandes das Minimalziel erreicht.

Das Ergebnis wurde anlässlich der Saison - Analysesitzung in Schweinfurt sehr umfangreich diskutiert und hat direkten Einfluss in die Planung der weiteren Maßnahmen gefunden.

Ich sehe die zukünftigen Aufgaben des Verbandes darin, Strukturen zu schaffen, welche die finanzielle Absicherung der Athleten sicherstellt, so dass sich diese unbelastet auf ihr eigentliche „Aufgabe“, Training und Wettkampf, konzentrieren können.
Das Gespräch führte Oliver Palme.