05. Apr. 2013 | Nationalmannschaft | von Deutsches Sport & Olympia Museum

Ein Stück Rudergeschichte kommt ins Museum

Spektakuläre Übergabe von Objekten aus dem Nachlass von Trainerlegende Karl Adam mit dem Kölner Ruderverein von 1877 e.V.

Was Sepp Herberger für den Fußball ist Karl Adam (1912-1976) für den Rudersport. Die revolutionären Methoden vom Ratzeburger Rudertrainer und Querkopf Karl Adam trugen maßgeblich zum Erfolg der Deutschen in der Königsklasse der Ruderer bei. Bis heute gehören die Rennen des Deutschland-Achters - unvergessen der Sieg 1960 in Rom und zuletzt der Olympiasieg 2012 in London - zu den populären und medaillenträchtigen Höhepunkten bei olympischen Spielen.

So außergewöhnlich die Erfolge des Deutschland-Achters, so außergewöhnlich ist die Art, wie das Deutsche Sport & Olympia Museum an neue Objekte gelangt. In diesem Fall ist es dem Ratzeburger Bootsbauer und Bootsmeister bei Olympischen Spielen Lingolf von Lingelsheim zu verdanken, dass wertvolle Originalstücke aus dem Nachlass von Karl Adam für die Sportgeschichte bewahrt wurden; darunter die legendäre "Flüstertüte" (eine Art selbstgebautes Megaphon), ein Handfunkgerät sowie diverse Stoppuhren und Rechenschieber.

Bei der Übergabe der Objekte mit Fototermin auf dem Rhein demonstrierte Bootsmeister von Lingelsheim, wie Karl Adam seinerzeit mit "Flüstertüte", Funkgerät und Stoppuhr agierte.Und hier kommt nun lokale Unterstützung ins Spiel: Ein Ruderachter des Kölner Rudervereins von 1877 e.V. hatte sich von Rodenkirchen aus auf den Weg gemacht, um pünktlich zum Pressetermin auf Höhe des Olympiamuseums auf dem Rhein für Anweisungen aus historischem Gerät bereit zu sein.

Kurz vor 13.00 Uhr war der Kölner Achter von der Promenade aus zu sehen. Lingolf von Lingelsheim griff beherzt zur "Flüstertüte" und gab den acht Ruderern samt Steuermann Kommandos, die von der Crew perfekt umgesetzt werden konnten.

Besetzt war der Achter mit erfahrenen Ruderern, die Karl Adam aus ihrer Aktivenzeit noch persönlich kennen gelernt haben: Wolfgang Boßhammer, Hans Betz, Jürgen Langhoff, Horst Klose, Berno Foelkel, Bruno Roden, Herbert Goebbels, Winfried Krämer und Steuermann Stephan Flecken. Unter den genannten sind echte Olympiateilnehmer; so hat Hans Betz (Jg. 1931) 1952 in Helsinki im Achter gesessen, übrigens der letzte reine Vereinsachter bei Olympischen Spielen, der seinerzeit vom Kölner Ruderverein gestellt wurde. Auch dies ist ein Indiz für die große Rudertradition Kölns. Bruno Foelkel (Jg. 1953) war Olympiateilnehmer im Vierer Ohne in Montreal 1976. Nach erfolgreich absolviertem Fototermin machte die Crew im nahe gelegenen Yachthafen fest, um sich dann noch eine gute Stunde mit Lingolf von Lingelsheim über ihre Karl-Adam-Erinnerungen auszutauschen.

Ein Dank des Deutschen Sport & Olympia Museums geht bei dieser Objektübergabe an den Buchautor Timo Reinke (Verfasser der Biographie "Karl Adam. Der Vater des Deutschland-Achters", zusammen mit Dirk Andresen). Timo Reinke stellte den Kontakt zwischen dem Museum und Lingolf von Lingeslheim her und sorge so dafür, dass ein Stück Rudergeschichte den Weg ins Deutsche Sport & Olympia Museum fand. Die Stücke sollen eine eigene Vitrine bekommen und können in einigen Wochen voraussichtlich direkt unter einem historischen Ruderachter im Foyer des Museums besichtigt werden.