08. Sep 2014 | Jugend | von Christoph Knost

Ruderriege am Besselgymnasium Minden - Eine 75-jährige Erfolgsgeschichte

"Wir sind die erfolgreichste Schule Nordrhein-Westfalens im Rudern!" Stolz schwingt in der Stimme von "Ruderprofessor" Heinz Lück mit. Der Pensionär hat 30 Jahre lang, von 1974 bis 2004, als Protektor der Ruderriege am Besselgymnasium die Zügel am Bootshaus am Wasserstraßenkreuz in der Hand gehalten. Doch bereits zum Dienstantritt des Pädagogen, der zu seiner Schulzeit selber am Besselgymnasium zu den Skulls und Riemen gegriffen hatte, konnte die Schule auf eine lange Vergangenheit im Rudersport zurückblicken.

Nachdem bereits in den zwanziger Jahren eine enge Verbindung zwischen den Mindener Rudervereinen und der damals noch Bessel-Oberrealschule genannten Lehranstalt bestanden, wurde im April 1939 mit dem Kauf eigener Boote und der Erteilung des Ruderunterrichts durch die Lehrer Six und Janssen die Ruderriege gegründet. Sportliche Erfolge waren in den Anfangsjahren kriegsbedingt Mangelware. Nach Kriegsende baute der junge Lehrer Erich Domeier, der durch seine ruderbegeisterte Frau Edith zu diesem Sport gelangt war, in Zusammenarbeit mit älteren Schülern die Ruderriege wieder ganz neu auf. Nachdem man in den ersten Jahren Untermieter beim Mindener Ruderverein (MRV) gewesen war, bezog die Ruderriege Mitte der fünfziger Jahre ihr erstes eigenes Bootshaus auf dem heutigen Pionierübungsplatz. Bereits wenige Jahre später wurde dieses Gebäude aber abgerissen. Erich Domeier gelang es danach, den heutigen Standort "Am Pumpwerk" für die Bessel-Ruderer zu sichern. In mehr als zehnjähriger Bauzeit, in der teilweise ganze Wandertage von Klassen des Protektors zur Mithilfe auf die Baustelle führten, entstand das bis zum heutigen Tage genutzte Bootshaus. In der Zwischenzeit war auch der Ruderverein am Besselgymnasium gegründet worden, der aus einem Förderverein von Ehemaligen, Eltern und Freunden des Rudersports hervorgegangen war. Nach wie vor bildet die Ruderriege des Besselgymnasiums einen Großteil der Jugendabteilung des Vereins.

Im Jahr 1975 starb der Gründer der Ruderriege viel zu früh. Der Junglehrer und ehemalige Bessel-Ruderer Heinz Lück übernahm die Arbeit von Erich Domeier. "Zunächst hatten wir einige Startschwierigkeiten, aber dank der Mithilfe des damaligen Referendars Volker Hornkohl sowie des kürzlich verstorbenen Trainers Laslo Pletikosic konnten wir das Bestehen der damals noch reinen Jungenruderriege, in die erst ab 1978 auch Mädchen aufgenommen wurden, mit ca. 100 Schülern sichern", erinnert sich Lück an die Anfangszeit. Dies gelang so gut, dass ab 1971 beim Schulsportwettbewerb "Jugend trainiert für Olympia", der 1969 von Stern-Chef Henri Nannen ins Leben gerufen worden war, insgesamt 15 Siege und 27 weitere Treppchenplatzierungen beim Bundesfinale in Berlin erreicht wurden.

"Im vergangenen Jahr haben wir erstmals seit 35 Jahren auch wieder den Achter bei "Jugend trainiert" gewonnen. Dies unterstreicht den Aufwärtstrend den wir in den letzten Jahren auch durch die Verleihung des Status einer "NRW-Sportschule" zu verzeichnen haben", so Martin Meier über die letzten Erfolge der Bessel-Ruderer. Der Lehrer für Mathematik und Sport ist seit 2004 als Protektor Chef der Ruderriege. In seiner Jugend selber aktiver Ruderer am Herder-Gymnasium, übernahm er nach seinem Studium die Ruderriege am Besselgymnasium. Mit Hilfe zahlreicher ehemaliger Schüler und ehrenamtlicher Helfer, zu denen häufig auch Eltern der rudernden Schüler zählen, gelang es dem 39-jährigen aus den großen Fußstapfen seiner Vorgänger zu treten und den Status als "erfolgreichste Schule im Rudern in Nordrhein-Westfalen" zu bewahren.