25. Aug. 2015 | Breitensport | von Dinah Oelschläger und Maren Derlien

Benefiz-Regatta „Düsseldorf am Ruder“

Gelungener Auftakt: 57 Teams rudern im Hafen für einen guten Zweck  

57 Teams (Familien, Firmen, Freunde, Schüler, Vereine)  stellten sich der Herausforderung der Benefiz-Regatta „Düsseldorf am Ruder für Menschen mit Krebs“ und ruderten im Medienhafen vier Mal die Strecke von 250 m. Es haben alle Boote nicht nur die Ziellinie erreicht, sondern auch Spaß im Team und am Rudern gehabt – und vor allem etwas für den guten Zweck getan. 

Dr. Margret Schrader, Geschäftsführerin der Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V. sowie Melanie Lack, Vorsitzende vom Ruderclub Germania Düsseldorf 1904 e.V. und der erste stellvertretende Vorsitzende Kurt Nellessen als Veranstalter freuten sich über die besonders große Resonanz und den gelungenen Auftakt. Auch waren Professor Dr. Rainer Haas vom Universitätstumorzentrum Düsseldorf (Unterstützer der Regatta) ebenso begeistert wie der zweimalige Weltmeister und Olympiasieger von 2012 Lukas Müller und Sportamtsleiter Pascal Heithorn als „Sportliche Botschafter“.

Professor em. Dr. Heribert Jürgens, Vorstandsvorsitzender der Krebsgesellschaft NRW, sprach zum Start der Regatta von dem Beginn einer hoffentlich langen Freundschaft mit der Germania, die seit Anfang des Jahres besteht. Germane Lukas Müller gab kurz darauf das Startkommando für die Veranstaltung: „Attention – go“! Auch Olympiasieger Ansgar Wessling, der wie Lukas Müller Jahre zuvor 1988 Olympia-Gold im Deutschland-Achter erkämpfte und hier nun mit Ruderanfängern an den Start ging, freute sich riesig: „Ich bin aber auch entsetzlich nervös.“ Lukas Müller ruderte zwar nicht mit, gab aber Motivation u.a. bei einem gemeinsamen Foto mit dem Stadtsportbund Düsseldorf. Das Team hätte ihn natürlich am liebsten als Ersatzmann aktiviert.

Beim Sport steht eigentlich das Ergebnis im Fokus, doch auf dieser Regatta war vieles anders. Hier ging es nicht in erster Linie ums Gewinnen. Es zählte das Motto: „Dabei sein ist alles“. Die Steuerleute der Germania feuerten die Teams vom ersten bis zum letzten Ruderschlag an: „Die Beine! Die Arme, ziehen!“ Direkt vor dem Startschlag: „Groß sitzen!“ Ja, alle Muskeln wurden gebraucht! Auch die Lachmuskeln, als das Boot der Krebsgesellschaft NRW plötzlich umkippte und sich die Frischlinge im Wasser abkühlten.

Zum Abschluss wurden die Erstplatzierten geehrt. Sie erhielten Hotelübernachtungen, Brunch- und Trainingsgutscheine, Fortuna-Karten u.v.m., gestiftet vom Courtyard by Marriott Hotel, Holmes Place, Flughafen Düsseldorf, QVC Handel, AOK, Barmer GEK und der Awista. Sieger der Frauen war das Team „Rheinfire“, bei den Männern gewannen das Team „Schimunek“ und in der Kategorie der Mixed-Boote „Die Ruhrsprinter“. Der Preis für das kreativste Outfit ging an die Rheinpiraten der BARMER GEK, die sich allesamt positiv äußerten, u.a. mit einem großen Kompliment an die Trainer und Ruderinnen und Ruderer der Trainingsabteilung, die jedes der 57 Boote in drei bis vier Trainingseinheiten ruderfit machten. Allen voran Jan Milles, der zudem alles koordinierte. „Wir kommen im nächsten Jahr wieder!“ 

Rund um die Rennen tauschten sich an den Ständen die Teilnehmer und Zuschauer aus, u.a. am „Netzwerkstand Onkologie Düsseldorf“ mit Universitätstumorzentrum, Evangelischem Krankenhaus, Marienhospital, Florence-Nightingale- und mit dem St. Martinus-Krankenhaus Düsseldorf oder am Stand der Knochenmarkspenderzentrale des Universitätsklinikums Düsseldorf. Das Design des Netzwerk-Standes stammt von den hafenansässigen Architekten HPP Hentrich-Petschnigg & Partner als weitere Unterstützer der Aktion.

Der Erlös von rund 15.000 Euro kommt der Krebsberatung Düsseldorf zu Gute. Die Beratungsstelle im Stadtteil Bilk bietet Krebspatienten und Angehörigen Beratung und Unterstützung an.

Stimmen vom Veranstalter, Unterstützern, Betroffenen und Ruderneulingen

Prof. em. Dr. Heribert Jürgens, Vorstandsvorsitzender der Krebsgesellschaft NRW, freut sich, dass die gemeinsame Aktion „Düsseldorf am Ruder“ nun gestartet ist und will im kommenden Jahr unbedingt auch mit ins Ruderboot steigen. Er verweist darauf, dass etwa 30 Prozent aller Krebserkrankungen vermeidbar seien. „Es ist zum Beispiel wichtig, das Gewicht im Griff zu haben. Viel Bewegung mindert das Risiko, an Krebs zu erkranken.“

Gönna Wichmann, Familientherapeutin und Psychoonkologin der Krebsberatungsstelle Düsseldorf vergleicht die Situation einer Krebserkrankung innerhalb der Familie mit einem Mobile. Das ganze Familiensystem gerät ins Schwanken. Gemeinsam mit Anne-Katrin Gysae, ebenfalls Psychoonkologin und Beraterin der  Krebsberatung Düsseldorf, nennt  sie diverse Themen, die während der Beratung angesprochen werden können. Neben dem Umgang mit der Erkrankung können viele psychosoziale und sozialrechtliche Fragestellungen geklärt werden. Bedeutsam sei, dass Krebserkrankte ihre Ressourcen erkennen und einen angemessenen Umgang mit der Erkrankung finden. Dabei leisten die Beraterinnen der Krebsberatung  eine wertvolle Unterstützung.

Kathrin Schmack nennt die beim Rudern besonders ausgeprägte Gruppendynamik. Selten gehen Breitensportler im Einer auf das Wasser, man ist größtenteils in Mannschaftsbooten auf dem Wasser. Die Ruderneulinge können nun wohl mitreden bei den Worten von der 2. stellvertretenden RC-Vorsitzenden: „Man lernt beim Rudern Muskelgruppen kennen, die man vorher noch nicht kannte.“

Oberbürgermeister Thomas Geisel mit dem Auge zwinkernd: „Nein, wir machen nicht nur mit, wir spielen auf Sieg!“ Wenig später sprintete sein Team „Die gesunden 4“ vom Dezernat für Personal und Gesundheit der Landeshauptstadt Düsseldorf durch das Hafenbecken und rudert zuerst über die Ziellinie: „Wir haben es geschafft! Grandios!“ Und ergänzt: „Ich freu mich ja, dass wenigsten einer auf den OB hört.“ Später gibt er schmunzelnd zu: „Ok, es war nicht das erste Finale…“

Prof. Dr. Andreas Mayer-Falcke ruderte mit seinem Team mit und kündigte nicht nur das Interesse an der Fortsetzung im nächsten Jahr an, sondern sogar schon ein zweites Boot aus den Reihen der Stadt. 

Prof. Dr. Haas vom Universitätstumorzentrum des Universitätsklinikums Düsseldorf war, als er Anfang des Jahres von der Krebsgesellschaft NRW und der Germania angesprochen wurde, sofort begeistert: „Es ist eine tolle Idee, medizinische Themen mit dem sportlichen Engagement des Ruderclubs zu verbinden. Sport hat eine positive Wirkung.“ Er würde sich über eine Fortführung freuen, auch über den Winter könne man doch auf dem Ruderergometer trainieren und sich fit machen.

Der Verband Katholischer Kliniken Düsseldorf war ebenso vertreten. Hier wurde der besondere Informationsbedarf der von Krebs betroffenen Menschen angesprochen. Vor allem ginge es auch darum, Berührungsängste abzubauen.

Germania-Mitglied Anke Wohlan, die am Stand des Vereins viele Interessierte beim Rudern auf dem Ruderergometer betreute, war vor wenigen Jahren Brustkrebsbetroffene. „Während der Zeit der Krankheit mit OP, Chemo und Bestrahlung war an Rudern zwar nicht zu denken, denn mitten auf dem Wasser kann man im Team natürlich keine Pause einlegen. Joggen und Tanzen ging aber fast immer. Sie ist eine lebensfrohe Frau, die immer optimistisch war und ist. Für sie war der Schrecken groß, als sie die Diagnose bekam und erstmals über die Krankheit im Netz recherchierte: „Ich habe gedacht, ich müsse erstmal eine Urne bestellen.“ Sie bedauert die vielfach niederschmetternden Inhalte vieler Seiten. Aber ganz schnell wurde ihr klar, so nicht! Und längst sitzt sie auch schon wieder mit viel Freude im Boot.

„Das Event ist in jedem Fall positiv besetzt. Die Basis ist gelegt, es ein wirklich guter Auftakt“, so Peter Schwabe, Präsident des Stadtsportbundes Düsseldorf e.V., der zwar aufgrund seiner Position den Blick auf den Sport dieser Veranstaltung hat, doch den Gesundheitsaspekt ebenso hervorhebt.

Auch das Ehrenamt ist nicht zu vernachlässigen: Hier war Ulrich Kieselstein beim Stand der Knochenmarkspenderzentrale aktiv und nahm Proben von Menschen entgegen, die sich als potentielle Spender registrieren lassen wollen. Er will im Ruhestand nicht still sitzen und zuschauen, sondern weiterhin für das Gute aktiv sein. Als ehemaliger Ruderer in Worms, Gießen und Frankfurt reizt es ihn schon, im kommenden Jahr mal wieder ins Boot zu steigen und auch auf dem Wasser aktiv dabei zu sein.

Rolf Steinert, Direktor vom Courtyard by Marriott Düsseldorf sagte bei der Anfrage zu der Benefiz-Regatta sofort zu: „Es freut mich ganz besonders, die Veranstaltung gemeinsam mit der Krebsgesellschaft und dem Ruderclub als enge Nachbarn unseres Stadtbezirkes durchführen zu können.“ Ein Großteil der Einnahmen kommt der Krebsberatung Düsseldorf zugute. Wie viele schaut er bereits in die Zukunft: „Es war hoffentlich nicht das einzige Mal.“
Dinah Oelschläger, Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V.
Maren Derlien, Ruderclub Germania Düsseldorf e.V.