10. Aug. 2016 | Jugend | von Svenja Grauert und Oskar Schütt

"Rio bewegt.uns." – die andere Seite der Medaille

Nachdem wir mehrere Tage den schönen Schein der Olympischen Spiele genießen durften, hatten wir am Dienstag die Möglichkeit, einen Einblick in das Leben der Kinder und Jugendlichen zu gewinnen, die weit entfernt davon sind, von Olympia in Rio zu profitieren.

Die eine Gruppe besuchte ein Bergdorf ca. drei Busstunden von Rio entfernt. Eine deutsch-brasilianische Organisation, die hier einst ein Kinderdorf unterhielt, kümmert sich heute - nachdem die brasilianische Regierung 2008 das Unterbringen von Kindern in Heimen verboten hat - um die Nachmittagsbetreuung der Landkinder. Zudem unterstützen Sozialarbeiter die Familien. Die Kinder können dort Sportangebote nutzen, bekommen Nachhilfeunterricht, können spielen sowie basteln und bekommen eine warme Mahlzeit. Es gilt auch, den Eltern zu vermitteln, wie wichtig Bildung ist und zu vermeiden, dass die Kinder ganztägig in der Landwirtschaft eingesetzt werden.

Dass dies dennoch oftmals so ist, zeigt das Beispiel des Jungens, der seine Feldarbeit am heutigen Tag bereits um 5:00 Uhr morgens begonnen hat, um uns zu begrüßen und uns das Kinderdorf zu zeigen. Er und viele weitere Kinder zeigten uns stolz ihre schönsten Plätze im Dorf, zum Beispiel den Wasserfall mit Badestelle, den Fußballplatz, den Bastelraum und die Küche. Ein Junge präsentierte uns auf unserem Spaziergang durchs Dorf auch das Haus seiner zehnköpfigen Familie, das durch Spendengelder der Organisation gebaut worden war.

Nach dem brasilianischen Mittagessen standen zwei große Herausforderungen auf dem Programm. Zunächst mussten wir hüftsteifen Ruderer uns in der brasilianischen Kampf- und Tanzkunst Capoeira beweisen. Mit viel Musik und Spaß zeigten uns die Capoeiragruppe die einfachsten Grundbewegungen und alle waren begeistert! Während einige weitere Bewegungsabläufe probten, hatten die Jungs in der Truppe eine ganz andere Herausforderung zu meistern. Es ging auf dem Fußballplatz gegen die 2. Mannschaft des regional ansässigen Fußballvereins Nova Friburgo zur Sache. Die Jungs hatten nach dem 7:2 von 2014 noch eine Rechnung offen. Während beide Teams barfüßig spielten, ließen es sich die deutschen Jungs nicht nehmen, bei dieser fantastischen Bergkulisse mit ihren nackten Oberkörpern zu glänzen. Wir brauchen vermutlich nicht zu erwähnen, dass wir verloren haben....

Zwischendurch kamen auch die kleinen Kinder voll auf ihre Kosten - beim Fußball, Frisbee, Capoeira und anderen Ballspielen waren deutsche wie brasilianische Kids voller Motivation dabei - oft mit Händen und Füßen!

Zum Abschluss waren wir nach Kaffee und Kuchen noch in einen gemeinsamen Gesangskreis eingeladen und lernten zunächst ein brasilianisches Bewegungskinderlied. Aber auch wir konnten ihnen Lied beibringen, denn "wir sind stark, stark, stark wie ein Tiger...." Die mitgebrachten Gastgeschenke werden den Kindern bestimmt noch viel Freude bereiten! Dass Brasilianer feiern können und gerne tanzen, zeigte sich beim krönenden Abschluss. Ausgelassen tanzte irgendwann die ganze deutsch-brasilianische Gruppe, in der alle Altersklassen vertreten waren, fröhlich feurigen Samba in der Turnhalle!

Auf dem Rückweg verloren wir zwar unseren Stoßdämpfer, aber niemals unsere gute Laune. Wenn die Stimmung morgen auf der Tribüne genauso gut ist wie im Bus, wird die Lagune brennen! Wir sind nämlich richtig heiß auf den ersten Finaltag und unseren ersten Tag an der Regattastrecke in Lagoa!

Ein riesengroßes Dankeschön für diesen tollen Tag geht an Christina Weise von der Kampagne "Rio bewegt.uns.", Sonja Kienzle vom Verein "Kinder in Rio e.V." sowie Stefan Kramer von "Misereor"!!!