12. Mai 2020 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

Bernd Nennhaus übernimmt kommissarisch das Amt des Junioren-Bundestrainers

Bernd Nennhaus kehrt aus dem Ruhestand zurück.

Da die aktuelle Junioren-Bundestrainerin Sabine Tschäge nach dem Weggang von Robert Sens nach Österreich das Training des leichten Männer-Doppelzweiers übernommen hat, war der Deutsche Ruderverband auf der Suche nach einer kommissarischen Vertretung bis nach den Olympischen Spielen in Tokio 2021. Mit Bernd Nennhaus hat der Verband einen über jahrzehntelangen erfolgreichen Landestrainer für diese Aufgabe gewinnen können.

Herr Nennhaus, im Herbst vergangenen Jahres wurden Sie in den Ruhestand verabschiedet. Nun übernehmen Sie für ein Jahr kommissarisch das Amt des Junioren-Bundestrainers. Ohne Rudern scheint Ihnen wohl etwas zu fehlen?
Das stimmt, ohne Rudern geht es nicht. Ich bin ja selbst sehr lange gerudert und habe dann lange Zeit als Trainer gearbeitet. Es ist quasi ein Nehmen und Geben.

Vor knapp drei Wochen kam der Anruf von Sportdirektor Mario Woldt, ob Sie sich vorstellen könnten, das Amt des Junioren-Bundestrainers für ein Jahr zu übernehmen. Waren Sie überrascht?
Ich habe mich sehr über diese Anfrage gefreut. Aktuell bin ich noch als Sportdirektor beim AAC/NRB angestellt und musste dann natürlich erstmal Rücksprache mit dem Vorstand halten. Aber ich habe das Go bekommen und werde ab dem 01. September die Stelle als Junioren-Bundestrainer antreten. Bis dahin nutzen Sabine Tschäge und ich die Zeit, mich einzuarbeiten und uns mit den Regional- und Landestrainern auszutauschen.

Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Im Nachwuchsbereich ist es extrem wichtig, dass wir die jungen Leute beim Rudern halten können und die Absprungrate so gering wie möglich halten. Jedes Jahr kommen neue Ruderinnen und Ruderer ins Team. Man hat also immer wieder mit neuen Persönlichkeiten zu tun, kann diese entwickeln und gemeinsam erfolgreich machen. Es ist immer schön zu sehen, wenn die jungen Athletinnen und Athleten dann den Sprung in den U23- und A-Bereich schaffen und dort erfolgreich sind. Das verfolgt man als Trainer immer gerne mit. Ich stehe mit vielen Athleten weiterhin in Kontakt und es ist schön, wenn man sich auf der ein oder anderen Regatta auch mal begegnet.

Ihr Erfolgskonto – 24 Junioren-WM-Medaillen, davon 11 goldene - kann sich sehen lassen. Was ist ihr Erfolgsrezept?
Ich bin Trainer mit Leib und Seele. Der Trainerberuf hat mir von Beginn an viel Spaß gemacht, ich arbeite gerne mit jungen Menschen zusammen. Die Goldmedaille mit dem Achter bei der Junioren-WM in Tokio im vergangenen Jahr war ein großartiger Erfolg zum Abschluss. Die Olympia-Regattastrecke einzuweihen und dort mit so einem großen Vorsprung zu gewinnen – das war für mich und die Jungs ein tolles Gefühl und eine große Ehre.

In Zeiten von Corona ist so ein Trainerwechsel nicht unbedingt leichter. Was sehen Sie als größte Herausforderung?
Speziell im Nachwuchsbereich geht es, wie bereits angesprochen, vorranging darum, die Athleten zu halten. Vor allem jetzt müssen wir die Ruderinnen und Ruderer, aber auch die Trainer und Übungsleiter motivieren, unter den schwierigen Bedingungen zu trainieren. Es wäre wichtig, dass im Herbst regionale, nationale und auch internationale Regatten stattfinden, damit die jungen Sportler ein Ziel haben, auf das sie trainieren können.
Es bleibt zu hoffen, dass die Auflagen Schritt für Schritt weiter gelockert werden und wir irgendwann in den normalen Trainingsbetrieb zurückkönnen. Oberste Priorität hat aber weiterhin die Gesundheit.

Wie sehen die kommenden Monate aus?
Mit den Landes- und Regionaltrainern stehen wir regelmäßig im Video-Austausch. Wir müssen Richtlinien und mögliche Nominierungskriterien festlegen und uns dazu mit den Vereinen absprechen. Aber einen genauen Fahrplan kennen wir alle nicht.

Sitzen Sie selbst noch regelmäßig im Boot?
Aufgrund der aktuellen Situation natürlich eher weniger. Ansonsten habe ich aber viele Anfragen von Freunden, die mit mir gemeinsam rudern möchten. Wenn es dann wieder möglich ist, mache ich das auch. Bis dahin halte ich mich mit Laufen und Radfahren fit.