02. März 2020 | Verband | von Petra Bertram

Gemeinsam die Elbe gestalten

Gemeinsam für den Erhalt der Elbe als attraktives Wassersportrevier: die Teilnehmer des 3. Wassersportverbändegespräches in Leipzig.

Wassersportrevier, Naturschutzregion, Erholungsgebiet und Schifffahrtsweg – das alles ist die Elbe mit ihren Auen. Kurz: ein schützenswerter Raum für viele Menschen. Seit Jahren engagieren sich deshalb im Rahmen der Wassersportinitiative zum Gesamtkonzept Elbe, der Ruderverband Sachsen-Anhalt e.V. und der Deutsche Ruderverband gemeinsam mit den betroffenen Landesverbänden für ihre Vereine auf allen politischen Ebenen für den Erhalt des Elbereviers. Eine Bestandsaufnahme.

„Die Elbe muss als lebendiger Fluss bewahrt werden“, sagt Dr. Germar Brockmeyer, Mitglied des Sprecherrates der Initiative der Wassersportverbände. „Für uns heißt das: Gemeinsam mit den Bundes- und Landesverbänden tun wir alles, um dieses traditionsreiche und attraktive Wassersportrevier nachhaltig zu erhalten und weiter zu entwickeln.“

Eine Aufgabe, die sich schwierig gestaltet. Zum Hintergrund: Seit 2010 arbeiten Bund und Länder an einem Gesamtkonzept für die Entwicklung der deutschen Binnenelbe und ihrer Auen (Gesamtkonzept Elbe). Der Bundestag genehmigte 2017 ein strategisches Konzept, in dem Maßnahmen in den Bereichen Strombau, Hochwasserschutz, Naturschutz inkl. Renaturierung und Schifffahrt, angedacht sind und jetzt schrittweise weiterentwickelt und abgestimmt werden sollen.

„Doch wir Wassersportler werden nicht angemessen beteiligt“, kritisiert Dr. Germar Brockmeyer das Procedere; „weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart wurden wir in die Gremien des Gesamtkonzeptes Elbe einbezogen“.

Und das, obwohl bundesweit rund drei Millionen Menschen in Vereinen Wassersport betreiben. Auch der Antrag auf ein Mitspracherecht im Beirat, der den Arbeitsgruppen und der Bund-Länder-Kommission zuarbeitet, ist vom zuständigen Bundesministerium abgelehnt worden. „Und die angedachten Regionalkonferenzen zu besuchen, reicht uns nicht", erklärt Dr. Brockmeyer.

In den unmittelbar betroffenen Bundesländern Sachsen und Sachsen-Anhalt gab es auf Initiative des DOSB e.V., der Bundesverbände und der anliegenden Landesverbände inzwischen mehrere Treffen der beteiligten Wassersportverbände, wie Dr. Jens Tusche, Ehrenpräsident des Segler-Verbands Sachsen, berichtet. „Das Gesamtkonzept Elbe erfordert einen Kompromiss aus den Maximalforderungen der Bereiche Umweltschutz und Schiffbarkeit.“ Das sei eine große Herausforderung und „könnte dazu führen, dass die freizeitliche Schifffahrt, also auch wir Ruderer/innen, hinten runterfallen. Deshalb müssen wir jetzt Einfluss nehmen, bevor im Folgeprozess zum Gesamtkonzept Elbe Dinge festgezurrt werden, die dann nicht mehr geändert werden können“.

18 Punkte umfasst der Anforderungskatalog, den die 20 Wassersportverbände bereits auf den ersten beiden Wassersportverbändegesprächen zusammengestellt hatten. Alle Beteiligten sind sich sicher, dass die Ausübung von Sport auf dem Wasser – egal ob im Kanu, im Motor-, Ruder- oder Segelboot – mit dem Schutz von Umwelt und Natur vereinbar ist.

Die 18 Anforderungen der Wassersportverbände:

1.    Im Rahmen des Gesamtkonzeptes Elbe stellen die Verbände fest, dass die Ausübung von Wassersport und Berücksichtigung von Umwelt und Naturschutz miteinander vereinbar sind.

2.    Die Elbe muss für Sportschifffahrt schiffbar bleiben

3.    Fahrrinnentiefe von 1,40 m gemäß Gesamtkonzept Elbe

4.    Offenhalten von Buhnenfelder zum Liegen/Baden in angemessenem Maße

5.    Erhalt und Entwicklung von Anlegemöglichkeiten von Vereinen, Kommunen, kommerziellen Anbietern

6.    Erhalt und Entwicklung von neuen Wasserwanderrastplätze

7.    Schaffung naturnaher Anlegemöglichkeiten mit minimalen Service

8.    Schaffung von Anlegemöglichkeiten mit Service

9.    Vereinfachung der Genehmigung von Anlegemöglichkeiten

10.   Erhaltung und Unterhaltung der Zufahrt zu bereits genutzten Seitenarmen, Bestandshäfen und Anlegern, Nutzung auch als naturnaher Liegeplatz

11.   ca. alle 5 km Anlandungsstellen

12.   Schaffung von Fördermaßnahmen für Wassersportinfrastruktur

13.   Bestandschutz und Entwicklungsmöglichkeit für wassersportliche Anlagen (Stege, Slipbahnen, Bootshäuser usw.)

14.   keine Beschränkungen für Tageszeiten und Richtungsverkehr für Kleinfahrzeuge

15.   Erhalt der frei zugänglichen Wasserrandbereiche und Uferzonen

16.   ehemalige Tagebauflächen dem Wassersport zugänglich machen

17.   Beauftragung eines „Konzept Wassersport" unter Beteiligung der Wassersportverbände

18.   keine Einschränkungen für Sport- und Trainingsbetrieb, Erhalt der Regattastrecken

Ein Sprecherrat bestehend aus Dr. Germar Brockmeyer,  Petra Bertram vom Ruderverband Sachsen-Anhalt e.V., Ulrich Clausing und Petra Schellhorn (beide Deutscher Kanu-Verband e.V.) sowie Dr. Jens Tusche vom Seglerverband Sachsen e.V., koordiniert die Aktivitäten und treibt sie voran. Das Quartett steht auch im regen Austausch mit dem DOSB Forum Wassersport sowie mit Wirtschafts- und Tourismusverbänden. Auf unterschiedlichsten Veranstaltungen wurden Personen aus Politik und Ministerien angesprochen, um sie für die Belange der Wassersportverbände zu sensibilisieren.

Zum 3. Wassersportverbändetreffen in Leipzig
Im Februar fand nun in Leipzig das 3. Wassersportverbändetreffen statt. „Bisher haben unsere Bemühungen kaum gefruchtet“, zieht Dr. Tusche auf dem Treffen Bilanz. „Unsere Forderung, bei der Umsetzung des Gesamtkonzepts Elbe rechtzeitig beteiligt zu werden, ist trotz Unterstützungszusagen nicht erfüllt worden. Das ist eine schwierige Situation für uns, doch wir nehmen sie an, machen weiter mit der Lobbyarbeit für unsere Vereine und versuchen, auf allen Ebenen Einfluss zu nehmen. Und ein viertes Verbändetreffen im Februar 2021 ist auf jeden Fall in Planung.“

Das DOSB Forum Wassersport
Unter dem Dach des Forums Wassersport des DOSB arbeiten deshalb Kanuten, Motorwassersportler Ruderer und Segler eng zusammen. Lisa Carstensen ist Beauftragte für den Wassersport im Hauptstadtbüro des DOSB e.V.. Sie setzt sich auf Bundesebene für die Belange aller Wassersportler ein. „Die Elbe ist ein überregional wichtiges Wassersportrevier, das unbedingt erhalten bleiben muss. Daher suchen wir regelmäßig den Austausch mit den Entscheidungsträgern im Bund“, sagt  Frau Carstensen.