09. Juni 2020 | Nationalmannschaft | von Judith Garbe

Morris: „Der Achter läuft besser als vor Corona“

Beste Bedingungen für den Frauen-Achter in Potsdam.

Potsdam, Stützpunkt der Disziplingruppe Frauen-Riemen, war eine der ersten Städte, die im Bereich Leistungssport das Rudern im Mittel- und Großboot erlaubt haben. Seit Anfang Mai kann das Team um Disziplintrainer Tom Morris nach fast zwei Monaten Zwangspause wieder auf dem Wasser trainieren. „Wir haben sehr gute Unterstützung vom OSP Potsdam und dem Ruderzentrum hier bekommen. Dadurch konnten wir wirklich früh wieder aufs Wasser“, freut sich Morris.

Perfekte Bedingungen
Und die Bedingungen sind besser als vorher. „Das ist schon etwas lustig. Potsdam wird als Ruderrevier oftmals kritisiert, aber aktuell könnten wir uns keine besseren Bedingungen vorstellen. Wir haben den kompletten See quasi für uns und das Wetter spielt auch mit“, so der Disziplintrainer.

Um diesen Zustand perfekt auszunutzen, findet die erste Rudereinheit schon sehr früh am Morgen statt, ein zweites Mal geht es noch vor dem Mittagessen auf das Wasser. Am Nachmittag absolvieren die Athletinnen dann eine längere Rad- oder Laufeinheit oder gehen in den Kraftraum. Alles natürlich unter strenger Einhaltung der Hygieneverordnungen. Mit dem aktuellen Leistungsstand seiner Sportlerinnen ist der Trainer sehr zufrieden. „Die Mädels haben die Home-Office-Zeit wirklich gut für sich genutzt. Sowohl physisch als auch mental sind alle in sehr guter Form. Jede Athletin für sich konnte sich individuell verbessern. Das Boot läuft jetzt besser als vor Corona.“

Ziel ist es, den Achter für Tokio 2021 zu qualifizieren
Insgesamt 12 Sportlerinnen umfasst der aktuelle Kader. Seit diesem Jahr liegt der große Fokus auf dem Achter. „Unser Ziel ist es, das Boot für Tokio 2021 zu qualifizieren, auch einen Zweier ohne Steuerfrau möchten wir ins Rennen schicken. Somit haben alle 12 Athletinnen einen Platz im Team sicher, Ersatzfrau inklusive.“

Ganz ungelegen kommt dem Frauen-Riemen-Team die einjährige Verschiebung der Olympischen Spiele nicht. Nachdem es bei der vergangenen WM in Linz noch nicht mit der Olympia-Quali geklappt hatte, war alles auf die Nachquali im Mai in Luzern ausgerichtet. „Natürlich hat die Olympia-Verschiebung alle getroffen. Aber ich habe schon immer gesagt, dass Tokio 2020 für unser junges Team ein Jahr zu früh kommt. Wir sind in Potsdam erst ganz am Anfang, den Frauen-Riemen-Bereich aufzubauen. Aktuell befinden wir uns im Jahr eins des Frauen-Achters. Wir machen stetig Fortschritte und ich bin sehr optimistisch, dass uns das zusätzliche Jahr in die Karten spielt.“ 

Bis zum Sommerurlaub im August stehen noch insgesamt vier Trainingsblöcke an. Davon wird etwa 60 % im Achter und den Rest im Zweier und Vierer ohne Steuerfrau trainiert. „Selbst im Urlaub werden die Mädels sicher nicht nur am Strand liegen und Cocktails trinken. Sie wissen, welche Chance auf sie wartet und jede einzelne ist hoch motiviert, das Olympiaticket zu lösen“, weiß der Trainer.

EM im Oktober als erster Leistungsstand
Die für Oktober geplante Europameisterschaft in Poznań (Polen) möchte der Trainer als erste Leistungsüberprüfung nutzen. „Die EM hat jetzt keinen besonders hohen Stellenwert für uns, da wir auch gar nicht wissen, was uns erwartet. Aber wir freuen uns, uns international mit der europäischen Konkurrenz messen zu können. Das wird uns aufzeigen, wie wir über den Sommer trainiert haben und wo wir aktuell stehen.“

Sponsorensuche gestaltet sich schwierig
Was dem Team Frauen-Riemen Deutschland immer noch Probleme bereitet, ist die Sponsorensuche in der Region. „Es wäre uns eine große Hilfe, wenn wir demnächst einige kleinere Sponsoren für uns finden würden, aber das gestaltet sich sehr schwierig, insbesondere in Zeiten von Corona“, so Morris.