03. Apr. 2020 | Verband | von Judith Garbe

von Kodolitsch – „Versuchen, die Mitglieder mit virtuellen Angeboten abzuholen“

Katharina von Kodolitsch Foto: tomski-media

Das Corona-Virus bestimmt aktuell unseren Alltag. Bundesweit sind Bootshäuser geschlossen und der Sportbetrieb eingestellt. Dies stellt viele Vereine vor eine große Herausforderung – auch finanziell. In dieser Zeit ist Kreativität gefragt – viele Ruderclubs haben bereits auf virtuelles Training umgestellt.
Wir haben mit Katharina von Kodolitsch, Ressortvorsitzende Vereinsservice und Verbandsentwicklung, über die aktuelle Situation gesprochen. 

Frau von Kodolitsch, zunächst die Frage: Wie halten Sie sich in diesen Tagen fit? 
Unser Gästezimmer ist zum Fitnessstudio umfunktioniert. Auch im Wohnzimmer liegen Pezzibälle und anderes lustiges Spielzeug zum Trainieren. Zudem halten wir uns mit Ergometer- und Laufeinheiten fit.  

Fehlt Ihnen das Rudern? 
Absolut! Ich vermisse das im Boot sitzen und auf dem Wasser zu sein. Man merkt richtig, dass die Mitglieder unglücklich sind ohne Rudern. Die Hornhaut wird weniger, die Kondition geht zurück – das sind Themen, die uns aktuell beschäftigen.  
Es wurden auch schon von zahlreichen Spinnweben in unserem Bootshaus berichtet (lacht) -  so verlassen wirkt alles. Dafür hat unser Bootsmeister jetzt Zeit, alle Boote zu reparieren.  

Sie sind selbst Vorsitzende eines Rudervereins, der RG HANSA Hamburg. Welches sind aktuell die größten Herausforderungen, die die Corona bedingte Schließung der Bootshäuser mit sich bringt? 
Am meisten fehlt natürlich der direkte Kontakt mit unseren Mitgliedern. Wir versuchen via Mitgliederrundschreiben und Newsletter alle wichtigen Informationen weiterzuleiten. Unsere Vorstandssitzungen werden jetzt über Telefonkonferenzen organisiert. Dadurch sprechen wir uns sogar häufiger ab als vorher. Unsere Mitgliederversammlung hatten wir schon im Februar, sonst wären wir jetzt mit Hochdruck dabei, uns über Alternativen zu informieren. Dies ist glücklicherweise rechtlich kein Problem mehr. Aufgrund der COVID-19-Pandemie gibt es nun eine Ausnahmeregelung, mit der Vereine selbst dann Beschlüsse fassen können, wenn in ihrer Satzung keine Möglichkeiten für Videokonferenzen oder andere "virtuelle Sitzungen" vorgesehen sind. Damit können Mitgliederversammlungen, Entlastungen und Wahlen auch in Zeiten der Corona-Krise durchgeführt werden. Die Neuregelungen sind bis zum 31.12.2021 befristet. (Mehr dazu hier)
Leider musste zudem unser Gastronomiebetrieb schließen. Mit dem Wirt sind wir aber im ständigen Austausch und versuchen zu unterstützen. 

Haben Sie Angst vor Mitgliederschwund? 
Aktuell hält sich die Sorge in Grenzen, weil unsere Kündigungsfrist Ende September liegt und es derzeit eher so aussieht, dass bei gemeinnützigen Vereinen Corona kein eindeutiger Kündigungsgrund ist (Mehr dazu hier).  Wie es bei Mitgliedern aussieht, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten, werden wir dann sehen müssen. 
Leider können wir die Anfängerausbildung nicht so leisten wie geplant – diese und auch andere gesellschaftliche Veranstaltungen mussten wir leider erst einmal auf Eis legen.  Eine Verschiebung der Helga Rowing Challenge ist ebenfalls beschlossen.  Das weitere Vorgehen wird gerade im Einzelnen diskutiert.  

Um Mitgliederschwund entgegenzuwirken, versuchen wir unsere Mitglieder mit virtuellen Angeboten abzuholen. Unsere Junioren haben beispielsweise Videos von verschiedenen Übungen aufgenommen, die man Zuhause ganz einfach nachmachen kann. Das wird wirklich gut angenommen. Zudem gibt es wöchentliche Videokonferenzen für die Trainingsgruppe. Da konnten unsere Trainer sogar Nationalmannschaftsathleten gewinnen, die sich dazuzuschalten und berichten. Das stärkt auch das Trainingsgruppen-Gemeinschaftsgefühl. 

Ich bin sicher, wenn wir die Corona-Krise irgendwann überwunden haben, freuen sich alle, endlich wieder ins Boot zu steigen.  

Was möchten Sie den Vereinen in Deutschland mit auf den Weg geben? 
Ich hoffe sehr, dass wir durch die Krise im Geiste sportlicher Solidarität näher zusammenrücken. Wir sollten versuchen, uns Zuhause fit zu halten – zumindest so gut es eben geht. 
Wenn es seitens der Vereine Fragen gibt, können Sie sich gerne bei uns melden. Bei vielen Themen sind allerdings die Landessportbünde die besseren Ansprechpartner, da diese sich vor allem bei den landesspezifischen Fragen besser auskennen und aktuell informieren. Zudem bieten die LSB auch einige kostenfreie Angebote an.