27. Juli 2021 | Panorama | von Hans Strauss

DRV-Präsident Kaidel: Viele Wege führen zur Regattastrecke

Statt Taifun nur ein bisschen Regen: DRV-Präsident Siegfried Kaidel (links) mit den Kollegen Alfons Hölzl (Deutscher Turnerbund) und Martin Engelhardt (Deutsche Triathlon-Union) beim Besuch an der Triathlon-Strecke in Tokio.

Die zweitägige Zwangspause beim Rudern durch eine Taifun-Warnung hat Siegfried Kaidel genutzt. Normalerweise nimmt der Präsident des Deutschen Ruderverbandes alle Rennen „seiner“ Athleten von der Tribüne des Sea and Forest Waterways selbst in Augenschein. Am Montag und Dienstag aber hatte er Zeit und machte sich mit Kollegen von anderen Fachverbände zwei Mal auf zum Triathlon, dann zum Hockey und schließlich zum Kanuslalom, wo es Bronze und tags darauf Gold für die deutschen Starter zu feiern gab.

Die Präsidenten der nationalen Sportverbände haben durch ihre erweiterten Akkreditierungen diese Möglichkeit, Sportlern und Trainern ist der Besuch anderer Olympia-Wettkämpfe als in der eigenen Sportart wegen der strengen Corona-Bestimmungen untersagt. Damit hat es sich aber schon mit den Vorteilen im Präsidenten-Programm. Das Hotel auf eigene Faust verlassen darf Kaidel wie alle Funktionäre, die kürzer als 14 Tage im Land sind, nicht. Journalisten haben es besser. Die dürfen täglich für 15 Minuten in einen Supermarkt, um einzukaufen. Die Zeiten für das Gehen und Kommen werden am Hotelausgang penibel notiert. Bei gravierenden Verstößen droht der Verlust der Akkreditierung.

Die Straßen sind leer
Für die Fahrt zur Wettkampfstrecke muss Kaidel ein Taxi vorbestellen, dass mit Schutzvorrichtungen gegen Ansteckung ausgestattet ist. Die Fahrer sind freundlich, aber oft erstaunlich ortsunkundig. „Ich kenne inzwischen sehr viele Wege, die zur Regattastrecke führen“, schmunzelt Kaidel. Sein Rat, was die kürzeste Route wäre, wird von den Fahrern nicht immer umgesetzt. Aber 20 Minuten länger unterwegs zu sein als nötig, lässt sich aushalten. „Die Straßen sind erstaunlich leer“, sagt Kaidel, ganz anders als bei seinen zwei vorangegangenen Japan-Aufenthalten. Das liegt an den Notstandsregeln, die in Tokio bis zum Ende der Spiele gelten.

Nur gut, dass der DRV-Präsident bei seiner Verpflegung ohnehin eher asketisch veranlagt ist. In seinem Hotel gibt es mehrere Restaurants, aber die Auswahl fürs Abendessen schrumpft stark zusammen, weil die meisten für vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) akkreditierte Personen mit einer Anwesenheit im Land unter 14 Tagen gesperrt sind. Wer vom Weltruderverband FISA aus in Tokio ist, hat es bei der Verpflegung viel leichter, Einlass zum Speisen zu erhalten. Nur eine von vielen Regeln, deren Sinn Kaidel nicht ganz versteht. Immerhin hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den Spitzenfunktionären im 19. Stock des Hotels eine kleine Lounge eingerichtet, wo man sich treffen und besprechen kann. Die Gelegenheit zum Austausch wird gerne genutzt.

Sportlich nicht unzufrieden
Sportlich ist der DRV-Chef bisher nicht unzufrieden. Drei der sieben deutschen Boote haben zwar die Endläufe verpasst, aber es gibt vor der Fortsetzung der Wettkämpfe am Mittwoch weiter vier Medaillenhoffnungen. In seinen Erwartungen bleibt Kaidel jedoch vorsichtig, denn die Leistungsspitze im Rudern sei „viel enger zusammengerückt“.

Seine dritten und letzten Olympischen Spiele als DRV-Präsident – im Herbst tritt der Schweinfurter nicht mehr zur Wiederwahl an – nimmt er insgesamt pragmatisch. „Für die Sportler ist es gut, dass sie ihre Wettkämpfe, auf die sie so lange hingearbeitet haben, bestreiten können. Ansonsten muss man flexibel und geduldig sein.“

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