14. Mai 2021 | Nationalmannschaft | von Hajo Hollatz

Luzern als letzte Chance auf die Olympischen Spiele

Für Annekatrin Thiele geht es um die vierte Teilnahme an den Olympischen Spielen. Wird sie es im W2x mit Partnerin Leonie Menzel schaffen können? Foto: DRV/schurwanzpics

Es sind nur noch etwas mehr als zwei Monate bis zu den Olympischen Spielen in Tokio. Während einerseits die Zeit bis dahin immer weniger wird, steigt auf der anderen Seite neben der Vorfreude auch die Anspannung. Bisher konnten sich bereits sechs deutsche Boote für das Großereignis qualifizieren. Für weitere acht Boote führt der Weg am kommenden Wochenende (15.05 – 17.05.2021) auf den Rotsee in Luzern, Schweiz. Bei der finalen Olympia-Qualifikation setzen die teilnehmenden Boote noch einmal alles daran, ihren Olympiatraum zu verwirklichen.

Mit insgesamt 26 Athletinnen und Athleten sowie vier weiteren Ersatzfrauen und Männern reist die deutsche Delegation in die Schweiz, um dort das Olympiaticket zu lösen. Lediglich über die ersten beiden Plätze in den jeweiligen Rennen führt der Weg nach Tokio. In teilweise großen Meldefeldern mit starker Konkurrenz bedeutet dies keine leichte Aufgabe für die deutschen Teams.

Für eine optimale Wettkampfvorbereitung ließen alle antretenden Boote den Weltcup I in Zagreb aus. Stattdessen wurde in einer unmittelbaren Wettkampfvorbereitung in Ratzeburg am letzten Feinschliff gearbeitet. Beim ersten internationalen Vergleich zuvor bei der Europameisterschaft in Varese waren bis auf den Frauen-Zweier ohne alle Boote, die auch kommendes Wochenende um Tokio kämpfen, dabei – allerdings teilweise in unterschiedlicher Konstellation. Der absolute Fokus und Siegeswille, ist bei allen Athletinnen und Athleten bereits zu spüren.

Alexandra Föster hofft auf Tokio
Das Alexandra Föster (Ruderclub Meschede e.V.) erst 19 Jahre jung ist, aber bereits um ein Ticket für die Olympischen Spiele kämpft, untermauert einmal mehr ihre Stärke im Ruderboot. Auch wenn bei der EM in Varese der Weg in das B-Finale führte, so konnte sie dieses direkt für sich entscheiden. Auch beim internen Ausscheid in Köln wusste die Junioren-Weltmeisterin von 2019 auf sich aufmerksam zu machen. In Luzern wird sich nun zeigen, ob die aktuelle Form bereits für die Teilnahme in Tokio reicht. Fest steht jedoch auch, dass Alexandra Föster eine verheißungsvolle Karriere bevorsteht.

Frauen-Zweier ohne mit erstem internationalem Auftritt 2021
Zu einer Premiere und Neubesetzung in 2021 kommt es im Frauen-Zweier ohne, der mit Sophie Oksche (Donau-Ruder-Club Ingolstadt e.V.) und Anna Härtl (Ruder-Club Potsdam e.V.) an den Start gehen wird. Frauen-Riemen Disziplintrainer Tom Morris hat sich im Zuge der Umstrukturierung im Frauen-Achter letztendlich für die Konstellation stark gemacht, der er auch vertraut. „Zwar ist eine Platzierung im Vorfeld schwer zu prognostizieren, aber ich bin mir sicher, dass sie alles geben werden. In der Vorbereitung sah das auch schon gut aus.“

Für die beiden Athletinnen spricht, dass sie sich bereits bestens aus ihrer gemeinsamen Zeit im Frauen-Achter kennen. Da es in der Paarung jedoch noch keinen internationalen Vergleich gab, erweist sich eine Einschätzung über ein mögliches Resultat als schwierig.

Männer-Zweier ohne ebenfalls in neuer Besetzung am Start
Beim internen Ausscheid in Köln im März hatten Anton Braun und Renè Schmela die Nase vorne und sicherten sich den Platz für die olympische Nachqualifikation. Doch nach der EM in Varese löste sich das Duo auf und es kam zur Neubesetzung durch die zweitplatzierten aus Köln. Auch Friedrich Dunkel (Alster-Ruderverein Hanseat von 1925 e.V.) und Marc Kammann (Der Hamburger und Germania Ruder Club e.V.) haben eine gemeinsame Vorgeschichte. Bereits seit den U23-Weltmeisterschaften 2017 sitzen die beiden in einem Boot, allerdings damals noch im Männer-Vierer ohne. Für das Duo also eine Chance sich im Männer-Zweier ohne zu zeigen, warum man in dieses Boot gesetzt wurde.

Frauen-Doppelzweier mit olympischer Erfahrung
Annekatrin Thiele (SC DHfK Leipzig e.V., Abteilung Rudern) will es nochmal schaffen. Seit Peking 2008 war sie jedes Mal bei den Olympischen Spielen dabei – und mit einer Gold- und zwei Silbermedaillen dabei äußerst erfolgreich. An ihrer Seite ist die noch junge Leonie Menzel (Ruderclub Germania Düsseldorf 1904 e.V.), die sich am Montag, zwei Tage vor ihrem 22. Geburtstag, bereits selbst beschenken könnte. Bei den Europameisterschaften 2020 und 2021 sprang für das Duo jeweils ein fünfter Platz hinaus. Von den vier Nationen, die in Varese vor den beiden Deutschen die Ziellinie überquert haben, sind nur die Konkurrentinnen aus Großbritannien am Start. Somit darf sich berechtigte Hoffnungen auf die vierte Olympia-Teilnahme für Thiele und die erste für Menzel gemacht werden.

Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier ebenfalls mit olympischen Erfahrungen
Marie-Louise Dräger (Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 e.V.) hat wie Thiele das Ziel zum vierten Mal bei den Olympischen Spielen antreten zu dürfen. Im Leichtgewichts-Frauen-Doppelzweier will Dräger zusammen mit Katrin Volk (Ulmer Ruder-Club 'Donau' e.V.) auch in Tokio in gut zwei Monaten an den Start gehen. Dabei wird es eine schwierige Aufgabe. Vier Nationen, die bereits bei der EM in Varese vor dem deutschen Duo platziert waren, hoffen ebenfalls auf ihre Chance für die Qualifikation. Um in Luzern ganz vorne mitzufahren, bedarf es nun einer konzentrierten und effektiven Leistung.

Frauen-Vierer ohne bedarf Leistungssteigerung
Für den Frauen-Vierer ohne verlief die EM gar nicht wie geplant. In Italien wurde das Quartett bestehend aus Katja Fuhrmann, Sina Kühne, Janka Kirstein und Isabelle Hübener (Laubegaster Ruderverein Dresden e.V./Dresdner Ruderverein e.V./Hannoverscher Ruder-Club von 1880 e.V./Ruder-Club Potsdam e.V.) zwölfter. In Luzern wollen die Ruderinnen von Trainer Axel Müller eine deutliche Leistungssteigerung hinlegen und zeigen, dass die Leistung bei der EM nur ein negativer Ausreißer war.

Männer-Vierer ohne gut vorbereitet
Auch für den Männer-Vierer ohne lief die EM ganz anders als erwartet. Bereits am ersten Tag war durch den letzten Platz im Hoffnungslauf das Event für Wolf-Niclas Schröder, Paul Gebauer, Felix Wimberger und Maximilian Planer (Ruder-Union Arkona Berlin 1879 e.V./Potsdamer Ruder-Club Germania e.V./Passauer Ruderverein von 1874 e.V./Bernburger Ruderclub e.V.) überraschend zu Ende. Ein frustrierendes Erlebnis, welches aber für das kommende Wochenende Motivation mit sich bringt. Das Quartett will sich und allen anderen beweisen, dass es in Luzern anders laufen wird und man ein Wort mitreden will, wenn es um die entscheidenden Plätze für Tokio geht.

Das sieht auch Trainer Tim Schönberg so. „Die Spannung bei uns allen steigt natürlich, aber wir haben die letzte Zeit intensiv genutzt und fühlen uns bestmöglich vorbereitet. In der UWV in Ratzeburg konnten wir jeden Tag auf dem Wasser trainieren, um an unserer Frequenz und Aggressivität zu arbeiten.“ Schönberg ergänzt: „Es nützt nichts, wenn wir jetzt nur auf die Konkurrenz gucken, die in dem großen Teilnehmerfeld auch diesmal stark ist. Wir konzentrieren uns auf uns und unsere Leistung und werden sicher alles geben.“

Veränderungen im Frauen-Achter
Im Frauen-Achter gab es einige Umstrukturierungen vor dem großen Showdown in Luzern. Wie bereits erwähnt sind Oksche/Härtl nicht mehr im größten Boot dabei, ebenso wie Ida Kruse. Wieder zurückgekehrt ins Boot ist Tabea Schendekehl (Ruderclub Hansa von 1898 e.V. Dortmund), die aufgrund ihres Studiums in den USA zuletzt die EM verpasste. Die 22-jährige bringt eine individuelle, leistungsstarke Sicherheit mit ins Boot. Für zusätzliche Power sollen Pia Greiten (Osnabrücker Ruder-Verein e.V.) und Michaela Staelberg (Crefelder Ruder-Club 1883 e.V.) sorgen, die trotz ihrer letzten Besetzungen im Skull-Bereich auch über Erfahrungen im Disziplinbereich Riemen verfügen.

Das Boot komplettieren Marie-Cathérine Arnold (Hannoverscher Ruder-Club von 1880 e.V.), Frauke Hundeling (Deutscher Ruder-Club von 1884 e.V.), Alyssa Meyer (Ruder-Club Tegel 1886 e.V.), Alexandra Höffgen (Neusser Ruderverein e.V.), Melanie Göldner (Ruder-Club Potsdam e.V.) und Steuerfrau Larina Hillemann (Lübecker Ruder-Gesellschaft von 1885 e.V.). Bei neuen Zusammensetzungen weiß man vorher nie, wie gut die Athletinnen zusammen agieren. Trainer Tom Morris ist aber zuversichtlich, dass seine Schützlinge ein gutes Ergebnis erzielen können. „Nach der EM in Varese haben wir einige Änderungen vorgenommen, weil wir mehr Geschwindigkeit aufbauen wollten.“, so Morris zunächst über die Umstrukturierungen im Boot und ergänzt dabei: „Aber in den letzten Wochen kann ich auch eine sehr positive Entwicklung erkennen, über die ich sehr glücklich bin.“

Einschätzung des leitenden Bundestrainer Ralf Holtmeyer
Der leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer gibt sich vor den Rennen zurückhaltend. „Es ist ganz schwierig einzuschätzen, wie die Rennen verlaufen werden. Sicherlich haben wir einige favorisierte Boote, die Konkurrenz ist jedoch auch stark.“ Holtmeyer geht darüber hinaus auf die recht junge Mannschaft ein. „In einigen Booten sind wir wirklich auch sehr jung besetzt. Hier wird es dann spannend zu verfolgen sein, wie die sich bewähren.“

Auch der DRV-Vorsitzende Siegfried Kaidel blickt den Rennen in Luzern bereits gespannt entgegen. „Für jede Athletin und jeden Athleten ist es natürlich das Größte, an den Olympischen Spielen teilnehmen zu dürfen. Ich wünsche daher dem gesamten Team viel Erfolg und hoffe, dass wir noch einige weitere Boote qualifizieren können.“

Infos und Lizenzfreies Bildmaterial
Lizenzfreies Bildmaterial steht Ihnen ab Montagnachmittag hier zur Verfügung. Bei der Verwendung bitte DRV/schurwanzpics angeben. Alle Infos zur Nachqualifikation – die Nominierungsliste sowie während des Events dann auch Ergebnisse – finden Sie hier. Zuschauer sind wie auch bei der EM und dem Weltcup I nicht gestattet.

Events

Boote

Vorlauf 1 7:53.93 2 . Platz
Finale A 8:30.32 6 . Platz

Vorlauf 1 7:46.37 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:34.33 6 . Platz

Vorlauf 3 6:43.65 2 . Platz
Halbfinale A/B 1 6:52.77 3 . Platz
Finale A 6:54.71 5 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 7:04.13 3 . Platz
Finale A 7:05.46 2 . Platz

Vorlauf 2 7:19.82 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 7:15.77 2 . Platz
Halbfinale A/B 2 7:31.73 4 . Platz

Vorlauf 1 7:02.84 4 . Platz
Hoffnungslauf 1 6:53.82 5 . Platz

Vorlauf 3 6:17.64 3 . Platz
Halbfinale A/B 2 6:13.83 4 . Platz

Vorrennen/Bahnverteilungsrennen 6:23.29 4 . Platz
Finale A 6:22.52 3 . Platz